So erleben Menschen aus der Region den Advent
In unserer Serie begleiten wir einen Pfarrer, eine Standbetreiberin auf einem Weihnachtsmarkt und ein Kind durch die stade Zeit, die jeder anders erlebt.
Nun beginnt sie wieder, die viel zitierte stade Zeit – am Sonntag ist schon der erste Advent. Bekanntlich ist diese Phase vor Weihnachten aber – etwa wegen betrieblicher Weihnachtsfeiern oder hektischer Geschenkeeinkäufe – oftmals alles andere als stad. In dieser kleinen Serie wollen wir drei Menschen durch die Adventszeit begleiten – einen Geistlichen, die Betreiberin eines Standes auf dem Augsburger Weihnachtsmarkt und ein Kind.
Max Bauer, 37, Pfarrer aus Affing (Kreis Aichach-Friedberg): „Als mich am Donnerstag ein Redakteur dieser Zeitung anrief, um mich darum zu bitten, kurzfristig noch ein paar Zeilen zum Advent zu schreiben, huschte mir ein erleichtertes Lächeln über die Lippen: Auch für andere beginnt an diesem Sonntag also völlig überraschend der Advent! Dabei beschäftigen mich diese vier Wochen schon lange: Im Sommer bei 30 Grad und einem Eis legt das Familiengottesdienstteam die Termine für Dezember fest. Im Herbst geht es dann in die Vollen: Wie steht es um den Besinnungsweg für den Weihnachtsmarkt? Wann starten die Rorate-Gottesdienste? Man hat Termine, bereitet vor – und wenn man nicht aufpasst, übersieht man den Beginn des Advents. Mein ganz persönlicher Advent beginnt übrigens, wenn ich die erste Kerze an meinem Adventskranz anzünde. Dann sitze ich einfach vor ihr und singe für mich: „Machet dem Herrn die Wege bereit“. Eine besondere Zeit braucht besondere Vorbereitung. Aber es ist eben auch die Seele gemeint: Sie darf im Trubel nicht untergehen, sondern muss sich auf den Herrn vorbereiten. Die zehn Minuten vor meiner Kerze sind für mich der erste Schritt dazu.“ Max Bauer, 37, Pfarrer aus Affing (Kreis Aichach-Friedberg)
Gabriele Vetter, 70, Verkäuferin auf dem Christkindlesmarkt Augsburg: „Als ich ein kleines Mädchen war, standen die Buden des Augsburger Christkindlesmarktes noch in der Fuggerstraße. Schon damals waren meine jetzigen Schwiegereltern mit einem Stand vertreten. Ich hätte niemals gedacht, dass ich einmal selbst jedes Jahr im Advent hier auf dem Rathausplatz stehen würde. Mein Mann und ich teilen uns die Tage auf. Die Vormittage und die Mittagszeit übernehme dabei ich. Die Arbeit beginnt aber schon zwei Wochen vorher. Die Ware muss eingepackt und der Stand geschmückt werden. Für eine gemütliche Adventszeit bleibt keine Zeit – aber ich habe zuhause schon weihnachtlich dekoriert. Nach so vielen Jahren weiß ich, was auf mich zukommt und sehe dem Ganzen jetzt entspannt entgegen. Außerhalb der Adventszeit arbeite ich in unserem Gardinengeschäft, im Advent verkaufe ich dann Likör und Schnaps. Der Lieblingslikör der Besucher ist unsere Weihnachtsedition.“
Lukas Fleschutz, 7, Durach (Kreis Oberallgäu): „Ich freue mich auf die Weihnachtszeit. Wie jedes Jahr habe ich einen Adventskalender, der an der Treppe in unserer Wohnung hängt. Meine Mama befüllt die Säckchen. Ich habe schon ein bisschen gespitzelt und weiß, dass in einem ein Klebestift und in einem anderen Zahnpasta drin ist. Das erste Türchen öffne ich am Sonntag direkt nach dem Aufstehen. Vergangenes Wochenende haben wir schon Plätzchen gebacken. Außerdem habe ich mit meiner Mama einen Adventskranz gebastelt. Die erste Kerze zünde ich am Sonntag an. In der Schule basteln wir gerade ein Säckchen für den Nikolaus. Damit der es nächste Woche befüllen kann. Und ich freue mich, mit meiner Mama auf den Weihnachtsmarkt in Kempten zu gehen.“ (AZ)
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