Hauptschullehrer fühlen sich allein gelassen
Eine Studie kommt zu einem erschreckenden Ergebnis: Rund 90 Prozent der bayerischen Hauptschullehrer fühlen sich von der Politik im Stich gelassen.
München (AZ) - Rund 90 Prozent der bayerischen Hauptschullehrer fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), die am Donnerstag in München vorgestellt wurde. "Die Hauptschule führt ein Schattendasein und wird in der schulpolitischen Familie als Stiefkind behandelt", sagte BLLV-Präsident Klaus Wenzel.
Die vor zwei Jahren von der Staatsregierung beschlossene Initiative zur Stärkung der bayerischen Hauptschulen komme nur schleppend oder gar nicht voran. Vor allem an Geld und Personal fehle es, so Wenzel. Durch die Hauptschulinitiative könne die soziale Auslese von Schülern nicht reduziert werden, gaben 96 Prozent der fast 600 Befragten an. 61 Prozent haben nicht die notwendigen Ressourcen, um Lernschwächeren zusätzliche Lehrstunden anzubieten. Nur vier Prozent der befragten Hauptschullehrer sehen in der Initiative Lösungen für die aktuellen Probleme.
Nahezu alle Lehrer fordern mehr Zeit und Personal, mehr Unterstützung durch Sonder- und Sozialpädagogen und eine größere Entscheidungsfreiheit für die Hauptschulen. Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Hans-Ulrich Pfaffmann, bezeichnete die Ergebnisse der BLLV-Umfrage als "alarmierend".
Seiner Meinung nach bestätigen sie die desolate Schulpolitik der CSU-Regierung: "Die mit großem Rummel angekündigte Hauptschulinitiative der CSU ist gescheitert, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat. Das Hauptschulsterben wird auch mit einer CSU/FDP-Koalition weitergehen", sagte Pfaffmann laut Mitteilung.
Der bayerische Kultusminister Siegfried Schneider (CSU) verwies in einer Reaktion auf die Studie darauf, dass einige Anliegen der Lehrer gegenwärtig umgesetzt würden. So werde die stärkere individuelle Förderung der Schüler durch den forcierten Ausbau der Ganztagsschulen vorangetrieben.
Außerdem betonte Schneider, dass 75 Prozent der Hauptschulen mittlerweile zusätzliche Praktika anbieten und 73 Prozent im vergangenen Schuljahr Maßnahmen zur vertieften Berufsorientierung durchführten. Auch liege die durchschnittliche Klassenstärke mit 21 Schülern deutlich unter der vom BLLV geforderten Zahl von 25 Schülern.
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