Gedenken zum Oktoberfest-Attentat: Opfer kämpfen um Hilfen
Vier Jahrzehnte nach dem Oktoberfest-Attentat hat sich die Sicht auf die Tat gewandelt. War früher von einem Einzeltäter die Rede, wird der Anschlag nun als rechter Terror bewertet.
Am Abend des 26. September 1980 riss am Haupteingang zum Oktoberfest eine Bombe zwölf Besucher in den Tod, auch der rechtsextreme Bombenleger Gundolf Köhler starb.
Mehr als 200 Menschen wurden verletzt. Zum Jahrestag des Attentats werden an der Stelle am Sonntag Überlebende, Angehörige von Opfern und Vertreter der Stadtgesellschaft zu einem Gedenken erwartet. Wie in früheren Jahren wird Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) dabei sein.
Neben einer Überlebenden von 1980 wird erstmals Astrid Passin als Vertreterin von Betroffenen des Anschlags am Breitscheidplatz in Berlin sprechen. Auch Betroffene anderer Attentate müssten oft um Unterstützung kämpfen; staatliche Hilfe komme oft zu spät oder reiche nicht, erläuterte die DGB Jugend, die das Gedenken seit Jahrzehnten organisiert.
Oktoberfest-Attentat galt fast 40 Jahre als Einzeltat aus Frust
Das Oktoberfest-Attentat war der schwerste rechtsextreme Anschlag in der Geschichte der Bundesrepublik. Er wurde jedoch gleich zu Anfang als Tat eines Einzelnen aus persönlichem Frust dargestellt, das galt dann jahrzehntelang Ermittlungsergebnis. Erst im Juli 2020 stellte die Bundesanwaltschaft nach neuen Ermittlungen ausdrücklich fest, dass Köhler aus rechtsextremistischer Motivation handelte. Er wollte demnach die damalige Bundestagswahl beeinflussen und wünschte sich einen Führerstaat nach dem Vorbild des Nationalsozialismus.
Bis heute kämpft der Überlebende Robert Höckmayr (53) um Entschädigungsleistungen. Er habe 2016 eine Klage gegen den Freistaat eingereicht, sagte er auf Anfrage. "Die Klage läuft immer noch." Der Bayerische Rundfunk hatte darüber berichtet. Höckmayr hatte direkt bei dem Anschlag zwei jüngere Geschwister verloren, sie starben vor seinen Augen. Er selbst überlebte schwer verletzt und musste seither Dutzende Operationen über sich ergehen lassen.
Opfer des Oktoberfest-Anschlags fordert Austausch der Betroffenen von Attentaten
Es müsse einen Austausch der Betroffenen von Attentaten geben, sagt Höckmayr der dpa. Es sei deshalb wichtig, dass eine Vertreterin der Opfer vom Breitscheidplatz spreche, "damit man sieht, dass die Probleme für die Überlebenden dieselben sind". Als erstes werde immer "unbürokratische Hilfe" versprochen. "Dann kriegt man ein paar tausend Euro in die Hand gedrückt - und wie geht es dann weiter?" Es fehlten Ansprechpartner und Unterstützung. "Das Wichtigste ist doch, wie man den Menschen helfen kann, wieder ins Leben zurückzukehren."
Im vergangenen Jahr kurz vor dem 40. Jahrestag hatten Bund, Land und Stadt München einen lange geforderten Fonds für die Opfer mit einem Volumen von 1,2 Millionen Euro auf den Weg gebracht.
Erstmals war 2020 Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und damit ein deutsches Staatsoberhaupt zu dem alljährlichen Gedenken gekommen. Auch die Teilnahme von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) war eine Premiere. Klarer denn je räumten die Politiker 2020 nicht nur Fehler bei den damaligen Ermittlungen, sondern auch bei der politischen Einschätzung ein. Es gab Entschuldigungen an die Adresse der Opfer. (dpa)
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Ob die Entschuldigungen an die Adresse der Opfer wirklich ernst gemeint sind, das wird die Zukunft zeigen.
Nämlich dann, wenn die Politik wirklich zu helfen beginnt. Auch ohne, dass der Freistaat verklagt wird.
Mansches zählt mehr als ein paar tausend Euro.