Teure Erdbeeren und größere Äpfel: So wird der Obstsommer in Bayern
Auf den Erdbeerplantagen herrscht Hochbetrieb, in Franken sorgen sich die Kirschbauern um die Ernte und Apfelfreunde dürfen sich auf große Exemplare freuen.
Die Fahnen an den Feldern sind längst gehisst, auf Knien robben die Kunden durch die Reihen der Pflanzen und pflücken, was die Schüsseln – oder die eigenen Mägen – aufnehmen: Die Erdbeersaison ist in vollem Gange. Wer nicht selbst auf die Plantage gehen will, zahle derzeit im Schnitt rund drei Euro für das Pfund Erdbeeren und damit 50 Cent mehr als noch im vergangenen Jahr, sagt Obstbauer Martin Nüberlin aus Lindau. Strengere Gesetze beim Einsatz von Pflanzenschutzmittel, die dadurch höhere Anfälligkeit der Pflanzen, wechselhaftes Wetter – all das wirke sich auf den Preis der roten Früchte aus: „Ist das Wetter zwei Tage mies, werden sie günstiger, weil sie schneller verkauft werden müssen.“
Der Lindauer besitzt auch Apfelplantagen an den Hängen der deutsch-österreichischen Grenze. Die Apfelernte werde in diesem Jahr „durchschnittlich“. Für die Bauern sei das eine gute Nachricht. Im vergangenen Jahr habe das Überangebot nach der Rekordernte die Preise in den Keller gedrückt. „Die Produktionskosten haben sich kaum gedeckt“, sagt Nüberlin und hofft, in diesem Jahr wieder bessere Preise für seine Früchte zu erzielen. Wo man in Augsburg und Umgebung Erdbeeren pflücken kann, lesen Sie hier.
Kunden zahlen durchschnittlich 2,40 Euro für ein Kilo Äpfel
Rund 2,40 Euro werden Kunden dieses Jahr voraussichtlich und im Durchschnitt für ein Kilo Äpfel zahlen müssen, prognostiziert Thomas Riehl, Obstbauberater des Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Und: Die Äpfel – die ersten frühen Sorten werden Ende Juli reif – dürften wegen des feuchteren Frühjahrs heuer größer ausfallen als noch im vergangenen Jahr.
In der Regel erwarteten Bauern nach einer guten Ernte, eine eher schlechtere, sagt Riehl: „Tragen Bäume in einem Jahr besonders viel Obst, haben sie keine Kraft mehr, neue Blüten zu bilden.“ Das betreffe in erster Linie das Streuobst, also Äpfel, die zu Most verarbeitet werden. Bäume mit Tafelobst würden regelmäßig ausgedünnt: Hängen zu viele Früchte am Baum, pflückt der Landwirt die reiferen.
Bei den Kirschen rechnen die Obstbauern in der Fränkischen Schweiz dieses Jahr mit einem deutlich geringeren Ertrag als 2018. Die in den nächsten sieben Wochen geerntete Menge werde voraussichtlich bei rund 1200 Tonnen liegen, sagte der Geschäftsführer von Franken Obst, Ronny Trägner. Im Vorjahr hatte der Ertrag in Europas größtem zusammenhängenden Kirschanbaugebiet noch bei 1500 Tonnen gelegen. Franken Obst vermarktet im Auftrag von drei Genossenschaften Kirschen, Beeren und Zwetschgen.
In zwei Wochen beginnt die Kirschenernte in Bayern
In tieferen Lagen der Fränkischen Schweiz laufe die Ernte der Früchte bereits seit vergangener Woche. Eingebracht worden seien vor allem Süßkirschen der frühen Sorte „Burlat“, sagt Christof Vogel, Obstfachberater beim Landkreis Forchheim, Christof Vogel. „In höheren Lagen wird der Erntebeginn aber wohl erst in zehn Tagen beginnen“, sagte er.
Der von Franken Obst erwartete Ertragsrückgang im Vergleich zum Vorjahr sei vor allem auf Kälteeinbrüche im Frühjahr zurückzuführen. „In manchen Regionen hat die Kirsche unter Frost und Hagelschauern gelitten“, erzählt Ronny Trägner. Davon seien allerdings nur vereinzelte Regionen betroffen gewesen. Wie sich der Ertragsrückgang auf die Endverbraucherpreise auswirken werde, sei noch unklar, sagte Trägner.
In Schwaben stieht Obstbauer Josef Kraus aus Gessertshausen (Landkreis Augsburg) die Situation bislang gelassen. „Die Kirschblüten haben die Witterung gut überstanden“, sagt er. An den Bäumen würden daher viele grüne Kirschen hängen, die Ernte beginne etwa in zwei Wochen. Bis dahin hofft der Landwirt auf wenig Niederschlag. „Ansonsten platzen die Früchte“, sagt Kraus. Der Preis für das Kilogramm Tafelkirschen werde in etwa bei sieben Euro liegen, prognostiziert Kraus. (mit dpa)
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