Eine Frau gibt in der Frauenkirche den Ton an
Die Domherren an der Münchner Liebfrauenkirche müssen umdenken: Vom Mittwoch an steht auf der Empore nicht mehr Herr Domkapellmeister, sondern Frau Domkapellmeisterin.
München Die Domherren an der Münchner Liebfrauenkirche müssen umdenken: Vom kommenden Mittwoch an steht am Dirigentenpult auf der Empore nicht mehr Herr Domkapellmeister, sondern Frau Domkapellmeisterin.
Als erste deutsche Diözese bekommt das Erzbistum München-Freising mit der 35 Jahre alten Lucia Hilz eine Frau als Leiterin der angesehenen Dommusik. Die studierte Kirchenmusikerin und ausgebildete Sängerin hat sich gegen Dutzende von männlichen Bewerbern durchgesetzt.
Hilz - sie ist mit einem Professor für Gesang verheiratet - kann verstehen, dass ihre überraschende Ernennung durch Erzbischof Reinhard Marx in der männerdominierten katholischen Kirche für Aufsehen sorgt. "Da ich aber schon bisher als Mensch mit Fähigkeiten und beruflicher Kompetenz wahrgenommen wurde, halte ich es für völlig normal, dass ich diesen Beruf als Frau ausübe", erläutert die gebürtige Münchnerin.
Hilz wuchs zeitweise in Passau auf. "Meine Mutter sang dort im Domchor mit und trat auch als Solistin auf", beantwortet die 35-Jährige die Frage nach ihren musikalischen Wurzeln.
Nach dem Abitur folgten in Regensburg und Rottenburg das Studium der Kirchenmusik sowie an der Staatlichen Musikhochschule Trossingen ein Gesangsstudium mit Schwerpunkt Alte Musik. Die erste berufliche Station war eine Stelle als Chorleiterin und Stimmbildnerin der Rottenburger Domsingknaben.
Die Münchner Dommusik lernte Lucia Hilz von 2006 an als Assistentin kennen. In dieser Funktion betreute sie vor allem die Mädchenkantorei. Nach dem überraschenden Ausscheiden von Domkapellmeister Karl-Ludwig Nies wurde ihr die kommissarische Leitung der Musik an der Kathedrale übertragen.
Künftig ist die 35-Jährige für acht Musikensembles zuständig: den Domchor mit 70 Mitgliedern, die Capella Cathedralis, bestehend aus 20 solistisch ausgebildeten Sängerinnen und Sängern, für Domsingknaben, Mädchenkantorei und junge Domkantorei, für Domorchester, Dombläser und Renaissancebläser. Hilz wird auch die Domsingschule leiten. Erste Aufgabe der Dommusik ist die liturgische Gestaltung der Gottesdienste in der Liebfrauenkirche. Daneben will sie künftig vor allem mit den jungen Ensembles mehr öffentliche Auftritte absolvieren.
Die neue Domkapellmeisterin freut sich auf die gemeinsamen Gottesdienste an den kirchlichen Hochfesten mit Erzbischof Marx: "Ich habe erlebt, dass er kirchenmusikalisch für alles aufgeschlossen ist, was der Liturgie dient." dpa
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