Soko-Leiter: Gammelfleisch auf dem Oktoberfest
Gammelfleisch und kein Ende. Nun soll auch das Oktoberfest im vergangenen Jahr mit Ekelfleisch beliefert worden sein. Pikante Details hat am Dienstag der Leiter der Soko Kühlhaus, Josef Wilfling, im Untersuchungsausschuss des Landtags bekannt gegeben.
(AZ). Polizeiliche Ermittlungen haben Schlampereien bei Behörden und pikante Details über den Weg von ungenießbarem Fleisch bis aufs Oktoberfest und zu Robbie Williams-Konzerten ergeben. Das wurde am Dienstag nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung im Gammelfleisch-Untersuchungsausschuss des Landtags deutlich. Dort sagte Josef Wilfling, Leiter der Soko Kühlhaus aus, der im Gammelfleisch-Skandal um den Münchner Großhändler Georg Bruner ermittelt.
In dessen Betrieb hatten die Ermittler im August und September 2006 mehr als 96 Tonnen vergammeltes Fleisch und 72 Tonnen ebenso ungenießbare nicht-tierische Lebensmittel gefunden. Mehr als zwei Wochen habe es laut Wilfling, ehe nach dem ersten Hinweis auf Gammelfleisch das Kreisverwaltungsreferat (KVR) von der Regierung von von Oberbayern informiert wurde. Erst dananch seien Kontrolleure zum Kühlhaus Bruner geschickt worden.
Georg Bruner, der sich kurz nach Bekanntwerden des Skandals das Leben nahm, hatte mehr als 2500 Kunden. Es sei davon auszugehen, dass das vergammelte Fleisch auch von Wiesn-Besuchern verzehrt wurde. Dorthin seien laut Zeugenaussagen aufgetaute Hendl, deklariert als Frischfleisch, geliefert worden.
Es sei auch vorgekommen, dass nicht verzehrte Tiere wieder zurückgegeben und erneut eingefroren wurden, so Wilfling. Besucher von anderen Großveranstaltungen wie etwa Robbie Williams-Konzerte oder Formel 1-Rennen sind nach Angaben des Soko-Chefs mit verdorbenem Dönerfleisch verköstigt worden.
Die Ermittlungen werfen nach Angaben von Wilfling auch ein bezeichnendes Licht auf die amtlichen Kontrollen in der Vergangenheit. Die entsprechenden Aufzeichnungen bei der Regierung von Oberbayern und KVR widersprächen sich teilweise, mitunter seien sie lückenhaft. So seien zwar Kontrollen vermerkt, es fehlten jedoch die Protokolle mit den Ergebnissen. Es habe "keine Beanstandung" von offizieller Seite gegeben, obwohl es nach Erkenntnissen der Polizei "seit Jahrzehnten" Geschäftspraxis bei Bruner gewesen sei, Gammelfleisch zu verkaufen.
Ein Beamter geriet in Verdacht, mit Bruner gemeinsame Sache gemacht zu haben, da er seine Prüfbesuche angekündigt habe. Am Ende sei herausgekommen, dass sich der Beamte keiner Vorteilnahme schuldig gemacht habe, sondern nur "zu vertrauensselig" gewesen sei.
Bruner machte offenbar auch Geschäfte mit einer Reihe von dubiosen Döner-Firmen in Nürberg, von denen der Geschäftsmann selbst betrogen wurde. So habe er gefrorenes Fleisch nach Nürnberg geliefert. Dort sei es aufgetaut und zu Spießen verarbeitet worden. In geringeren Mengen sei das Fleisch wieder zur Firma Bruner gebracht und dort teilweise bis zu fünf Jahren gelagert worden. Einige Spieße seien bereits "schwarz" gewesen und wurden vor dem Weiterverkauf gesäubert.
Nach dem Ekelfleisch-Fund durchsuchte die Soko zahlreiche Restaurants im Großraum München. In 37 Betrieben habe man ungenießbare Ware entdeckt, so Wilfling.
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