
Radio-"Nullinger" Mike Hager: Millionär werden "ist kein Hexenwerk"

Plus Mike Hager war einmal "Herr Nullinger" bei Antenne Bayern. Er hatte Schulden und wog 135 Kilo. Heute ist er Millionär und wiegt nur noch 80 Kilo. Wie hat er das geschafft?

Herr Hager, Sie kommen nicht aus reichen Verhältnissen, hatten mit 26 Jahren als Student 35.000 Euro Schulden und wogen 135 Kilo. Binnen weniger Jahre wogen Sie nur noch 80 Kilo und sind inzwischen aus eigener Kraft Millionär geworden. Darüber haben Sie nun das Buch „Geld allein ist auch eine Lösung“ geschrieben. Wie schafft man es, mit 26 Jahren als Student 35.000 Euro Schulden zu haben?
Mike Hager: Das hatte zwei Ursachen. Ich habe als Student selbst für mich gesorgt. Ich habe darum auch an der Börse spekuliert, weil ich dachte, dass ich so schnell Geld verdienen könne. Ich hatte einen Penny Stock gekauft, also eine Aktie, die sich im Cent-Bereich bewegt. Die ist dann in astronomische Höhen geschossen – und ich habe sie mit viel Gewinn verkauft. Da dachte ich, wow, das mache ich noch mal.
Was passierte dann?
Hager: Ich habe von dem Gewinn wieder Penny Stocks gekauft. Aber dann passierte der große Crash Anfang der 2000er – und ich habe aus Unwissenheit den Fehler begangen, diese zweite Aktie, die tief im Keller war, nicht zu verkaufen. Dann kam das Finanzamt und wollte die Steuern für den Gewinn der ersten Aktie, die so gut gelaufen war – ich konnte aber die Verluste der anderen Wertpapiere nicht gegenrechnen.

Und was war die zweite Ursache?
Hager: Ich war ja damals schon selbstständig als freier Radiojournalist. Da verdient man in der Regel übrigens nicht die Welt. Und habe brav einen guten Teil meiner Einnahmen für die Steuer auf die Seite gelegt. Dann kam das Finanzamt, forderte genau das ein, was ich auf die Seite gelegt hatte. Und forderte aber im nächsten Atemzug genau den gleichen Betrag als Steuervorauszahlung für das kommende Jahr noch mal. Da war ich baff. Das war mir nicht klar. Auf einmal hatte ich durch diese beiden Angelegenheiten 35.000 Euro Schulden bei der Bank, um meine Steuern beim Finanzamt zu bezahlen.
Wie schafft man es, mit 26 Jahren 135 Kilo zu wiegen?
Hager: Ich bin 1,74 Meter groß, also ohnehin kein Hüne. Und zum Abitur habe ich meinen Stress mit Essen bewältigt, da habe ich extrem zugenommen. Dann kam der fatale Punkt. Ich sagte mir: Jetzt ist es auch schon egal – ob ich nun 105 oder 120 Kilo wiege. So geriet mein Gewicht völlig außer Kontrolle.
Sie haben die beiden riesigen Probleme in den Griff bekommen. Wie haben Sie das mit dem Gewicht geschafft?
Hager: Eigentlich war es eine Binsenweisheit: Man muss sich Wissen über das Thema Ernährung aneignen: Wie viele Kalorien hat eine Bratwurst? Gibt es dazu nicht eine Alternative? Und als zweite Komponente: Viel Bewegung, Ausdauersport, später habe ich dann auch noch Krafttraining dazugenommen. Nach dem Aufstehen 30 Gramm Eiweiß und nach 16 Uhr keine Kohlenhydrate. Und wenn ich zu einem Fest gegangen bin, habe ich entweder etwas getrunken, also Alkohol, oder gegessen. Aber nicht beides zusammen. Das Ganze habe ich einfach diszipliniert eingehalten. Nach eineinhalb Jahren war ich bei 80 Kilo.
Und wie sind Sie Millionär geworden? In Ihrem Buch schreiben Sie, man soll jeden Fünf-Euro-Schein beiseitelegen. Das wird aber sicher nicht reichen.
Hager: Zunächst habe ich mein Ziel visualisiert. Und da sah ich: Ich wollte mit 40 eine Million Euro Nettovermögen haben. Dazu kommt ein Dreiklang: Einnahmen steigern durch mehr arbeiten, Ausgaben senken, indem ich nicht mehr jeden Blödsinn kaufe – und Geld sinnvoll investieren.
Klingt ja total einfach. Wie soll man denn als Angestellte oder Angestellter seine Einnahmen steigern?
Hager: Es ist natürlich einfacher, wenn man selbstständig ist. So wie ich damals als freier Radiomoderator. Dann macht man halt mehr Stunden, mehr Auftritte. Als Angestellter sollte man nicht zum Chef gehen und fragen: Kriege ich eine Gehaltserhöhung? Sondern: Man muss sammeln, was man alles Gutes für die Firma tut. Den Chef damit konfrontieren und schließlich fragen: Wie viel mehr Geld kriege ich dafür? Ich weiß, das funktioniert nicht immer. Logisch. Aber mit einer solchen Haltung komme ich grundsätzlich gesehen weiter, als wenn ich nur höflich frage, ob ich überhaupt eine Gehaltserhöhung bekomme.
Und wie senke ich die Ausgaben?
Hager: Einer der teuersten Ausgabenpunkte ist letztlich bei vielen das Auto. Wenn ich ein neues Auto kaufe, schmeiße ich ja quasi binnen Kürze tausende von Euro aus dem Fenster. Keine neue Erkenntnis, trotzdem machen es viele.
Welches Auto fahren Sie denn?
Hager: Ich habe kein Auto. Ich wohne in München und mache möglichst alles mit dem Fahrrad. Und wenn ich mal ein Auto brauche, miete ich eines. Ein anderes Beispiel: Ich habe zwar inzwischen über 1000 Quadratmeter vermieteten Immobilienbesitz, wohne aber immer noch relativ bescheiden zu zweit auf 60 Quadratmetern in einer inzwischen zum Glück bezahlten Wohnung in Schwabing. Und habe keine Tendenz, mir nun eine Riesenimmobilie zu kaufen, weil ich auf einmal Geld habe. Ich will mir von Geld gar nicht unbedingt etwas kaufen. Geld ist für mich gedruckte Freiheit. Wenn die Sonne scheint zu sagen: Ich gehe heute radeln und lasse alles andere liegen. Wenn die Arbeit nervt zu sagen: So Chef, ich komme jetzt nicht mehr.

Jetzt wissen wir immer noch nicht, wie Sie – mit 35 – Millionär wurden.
Hager: Schlussendlich ist auch das kein Hexenwerk. Statt Geld ausgeben – investieren. Und zwar konsequent, über die Jahre. Man kann das an der Börse tun oder mit Immobilien, es gibt viele Wege. Und da muss ich sagen: Wenn du 100.000 Euro an der Börse investieren willst, brauchst du 100.000 Euro. Wenn du aber eine Immobilie für 100.000 Euro kaufen willst, um sie zu vermieten, brauchst du etwa 20.000 Euro, unter Umständen sogar weniger. Den Rest leiht man sich bei der Bank. Dann zahlt der Mieter einen großen Teil von Zins und Tilgung. Und du hast einen Inflationsschutz und kannst das Ganze nach einiger Zeit in der Regel mit Gewinn verkaufen. Oder auch für immer behalten. Wenn du das eine Weile konsequent machst und ein paar Regeln beachtest, wirst du immer wohlhabender. Das ist nun wirklich nichts Neues. Klappt aber sehr oft. In meinem Fall hat es super geklappt.
Sie schreiben, dass man quasi den Durchschnitt jener fünf Menschen darstellt, mit denen man die meiste Zeit verbringt. Das sollte man zumindest bedenken. Was wollen Sie damit sagen?
Hager: Wenn du jeden Abend mit deinen fünf besten Kumpels in der Kneipe abhängst, die viel trinken und immer dicker werden, dann wirst du unweigerlich irgendwann auch immer dicker und trinkst mehr Bier. Das ist jedenfalls recht wahrscheinlich. Schon die Großeltern sagten ja gern: Achte auf deinen Umgang.
Muss man nun seine besten Freundinnen und Freunde abschaffen?
Hager: Um Himmels willen, natürlich nicht. Es geht mehr darum, sich dieser Sache bewusst zu sein. Und vielleicht den einen oder anderen neuen Menschen mit neuen Impulsen von außen für sein Leben zuzulassen.
Sie waren lange Zeit der Studiotechniker Josef Nullinger bei Antenne Bayern, eine Comedy-Kunstfigur. Wie viel Nullinger steckt in Mike Hager?
Hager: Ganz viel. Nullinger genießt gern, isst viel, macht auch mal einen schlechten Witz. Er ist Bayer durch und durch. So wie ich.
Angenommen, man ist schon 50 oder 60. Ist der Mike-Hager-Bus in den Wohlstand dann schon abgefahren?
Hager: Auf keinen Fall. Es lohnt sich immer, einzusteigen. Ich habe es in sieben Jahren bis zum Millionär geschafft. Warum soll das nicht zu schaffen sein, wenn man 60 ist – und mit 67 Millionär. Ich behaupte nicht, dass es mühelos ist. Aber es ist möglich. Es hat viel mit dem Willen zu tun, sein Ziel zu erreichen. Diesen Willen kann man in jedem Alter haben.
Zur Person Mike Hager kam 1974 in Passau als Sohn eines Lehrer-Ehepaars zur Welt. Er studierte Kommunikationswissenschaft in München und schuf die Kunstfigur Nullinger für den Radiosender Antenne Bayern. Hager arbeitet als Comedian, Sprecher und Schauspieler in Youtube-Videos und als Bühnenmoderator. An den Unis München und Passau war er als Rhetorikdozent tätig.
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