
Die Bahn überprüft tausende Betonschwellen als Reaktion auf das Zugunglück von Burgrain. Doch nicht nur sie trägt Schuld am Zustand des Schienennetzes.
80 Millionen Betonschwellen sind im deutschen Schienennetz verbaut. Sie fixieren die Schienen, geben Bahngleisen ihr charakteristisches Aussehen. Dass die Bahn jetzt viele tausend dieser Schwellen überprüft, ist eine Investition in die Sicherheit von Bahnreisenden. Allerdings ziehen Zugunglücke regelmäßig Kritik am schlechten Zustand des Schienennetzes nach sich. Und Bahnkunden drängt sich der Eindruck auf, dass erst etwas passieren muss, damit die Bahn reagiert.
Mehr als die Hälfte der Betonschwellen zeigte Mängel
Nach dem Unglück von Burgrain waren in einem ersten Schritt bundesweit 200.000 Betonschwellen überprüft worden. 137.000 mussten ausgetauscht werden – mehr als die Hälfte, das ist erschreckend. Man denke auch an den tödlichen Zusammenstoß zweier Züge in Aichach 2018. Mehr als zwei Jahre hat es damals gedauert, bis das veraltete Stellwerk modernisiert wurde.
Der Fahrgastverband Pro Bahn beklagt, dass das regionale Streckennetz jahrelang vernachlässigt wurde. Das muss die Bahn sich vorwerfen lassen – aber nicht nur sie. Eine Politik, die Jahr für Jahr Millionen in die Straße investiert und für die das Schienennetz nur eine Nebenrolle spielt, trägt ebenfalls dazu bei.
Die Diskussion ist geschlossen.
Das Grundproblem am Bahn- wie auch Autobahnausbau ist nicht der Ausbau selbst oder fehlende Mittel, sondern unser in manchen teilen leider zu aufgeblähter, zu penibler, und zu träger Rechtsstaat. Wir haben ein System der vermeintlich perfekten Gerechtigkeit für jedes Individuum geschaffen, das aber die Rechte des Individuums derart über die der Gesellschaft stellt, dass Großprojekte unsäglich teuer werden und in Panung und Umsetzung extrem lange dauern. Gleiches gilt übrigens auch für den Windkraftausbau, Kraftwerke allgemein, Stromtrassen, etc. Wäre sämtliche Schienen- und Straßeninfrastruktur in seinen Grundzügen nicht bereits seit ca. einem Jahrhundert vorhanden, das Land stünde wohl vor dem Kollaps.
Stutzt die Juristen wieder etwas ein und fördert die Handwerker, Ingeneure & Co. und schon geht wieder was voran in diesem Land.
@Michael K.: „Stutzt die Juristen wieder etwas ein und fördert die Handwerker, Ingenieure & Co. und schon geht wieder was voran in diesem Land.“
Ich sehe unser Problem nicht so einseitig auf der Seite der Juristen (und auch nicht auf der Seite der Beamten, die ja auch oft sehr pauschal kritisiert werden).
Richtig ist aber schon: „Wer zu spät wandelt, den bestraft die Bedeutungslosigkeit.“ (http://singer.rewi.hu-berlin.de/doc/jb/Einzelfallgerechtigkeit.pdf; Seite 1)
Den Willen zu einem echten Wandel habe ich in diesem Jahrtausend weder in Deutschland noch bei der EU verspürt. Wir Deutschen können vielleicht entschuldigend anführen, nach der Deutschen Einheit und dem belastenden Aufbau Ost brauchten wir eben eine Pause, wo wir uns eher mit dem Einrichten als mit dem Weiterentwickeln beschäftigten. Aber spätestens nach der Finanzkrise 2008 hätten wir wieder hellwach sein müssen.
Leute ihr weint an dem falschen Grab!!
Was bitte hat Merkel in den 16 Jahren ihren Herrschaft für den Ausbau getan??
Für die Misere kann der derzeitige Verkehrsminister überhaupt nichts!!!
Die Instandhaltung des Netzes geschieht mit Eigenmitteln, den Neubau zahlt der Staat. Ein Musterbeispiel falscher Anreizsetzung, dass "die Politik" leicht korrigieren könnte. Aber so weit reicht das Interesse nicht. Herr Theurer jammert da lieber über die Vergangenheit, siehe sein Interview hier vor einigen Tagen. Daneben: DB Netz führt den so erzielten Gewinn brav an den DB-Konzern ab, wo er für alle möglichen und unmöglichen Aktivitäten verbraten wird. Gemeinwohl ist dabei völlig uninteressant. Auch das könnte "die Politik" ändern, wenn sie wollte.
Verkehrsminister Wissing ( FDP ) legt die Priorität auf den Ausbau des Autobahnnetzes und nicht auf den Ausbau des Schienennetzes,
was wesenlich umweltfreundlicher wäre. Wie kann es sein, dass ein einzelner Minister den dringend notwenigen Ausbau des Schienen-
netzes, auch auf dem Land, sträflich vernachlässigt zugunsten von immer noch weiterer Autobahn-Spuren ?
Das ist der Grund: https://www.merkur.de/politik/wissing-legt-neue-untersuchung-im-streit-um-strassenbau-vor-zr-92056534.html
Und recht hat er. Das künftig erhöhte Transportvolumen kann durch die Bahn alleine nicht bewältiugt werden.
@Willi D.: Auch wenn Sie Herrn Wissing und die FDP nicht mögen, hinter Wisssings Plänen versammelt sich trotzdem häufiger die Mehrheit der Deutschen als Sie denken. – vgl. z. B. https://www.spiegel.de/auto/autobahnen-mehrheit-in-spiegel-umfrage-deutsche-sagen-ja-zum-schnelleren-neubauprojekten-a-4813c450-8ff1-47d1-b5aa-7134a70120ea
Zum Ausbau des Schienennetzes auf dem Land:
Ich benutzte in meinem Leben wann immer möglich die Bahn und bin vielleicht schon 1 Mio. km mit der Bahn gereist. Trotzdem halte ich das Argument mit dem Ausbau des ÖPNV auf dem Land häufig für graue Theorie: Von der Realisierung von Projekten ohne Sicherheit bei dem für die Rentabilität erforderlichen Fahrgastaufkommen ist abzuraten. (Meiner Frau und mir ist jedenfalls klar, wenn keiner von uns beiden mehr ein Auto fahren kann, dann ist ein Umzug notwendig.)
"Ich benutzte in meinem Leben wann immer möglich die Bahn und bin vielleicht schon 1 Mio. km mit der Bahn gereist."
So? Vor ziemlich genau einem Jahr tönten Sie noch: "Bei meiner ersten Dienstreise setzte ich dabei auf die Bahn. Es war zugleich meine letzte Dienstreise mit dem Hauptbeförderungsmittel Bahn."
Ihre erste und letzte Dienstreise mit der Bahn also. Und jetzt behaupten Sie das Gegenteil? Was soll man Ihnen noch glauben, Herr Eimiller?
@Robert M.: Meine erste Dienstreise mit der Bahn war 1978 (zur Nordmetall-BG nach Hannover mit der Bahn.)
2015 hatte ich die fusionierte Bau BG in Berlin zu prüfen. 2015 benutzte ich in der ersten Prüfwoche die Bahn. Die Erfahrungen (insbesondere rund um den Lokführer-Streik) haben mich davon abgehalten, nochmals mit der Bahn nach Berlin zu reisen.
Herr M., es freut mich trotzdem, dass Sie meine Leserkommentare in Erinnerung behalten. Und wenn Sie gelegentlich nochmals nachschauen, was genau ich geschrieben habe, dann werden wir künftig kaum Probleme miteinander haben.
@Robert M.: Ergänzend möchte ich noch anführen, dass ich nach der Prüfung der BG Bau in Berlin nach fast 40 Jahren Prüfdienst (es fehlten da nur wenige Monate) in den Ruhestand versetzt wurde.