So sehr ein ICE-Bahnhof am Münchner Flughafen wünschenswert wäre, ja überfällig ist, so unrealistisch ist das Vorhaben – aus mehreren Gründen.
Der Münchner Flughafen ist der zweitgrößte in Deutschland und ein bedeutendes internationales Drehkreuz. Dass der Airport mit zuletzt mehr als 37 Millionen Passagieren seit Jahrzehnten keine vernünftige Bahnanbindung hat, ist peinlich. Das ist das eine. Ein Versäumnis früherer Tage.
Nun unternimmt die Bahn einen neuen Anlauf über den Hebel einer ICE-Neubaustrecke nach Ingolstadt. Abgesehen davon, ob die Berliner Politik diese kühne Idee jemals von einem Kann- in ein Muss-Projekt umwandelt, sind allein die vielen Milliarden Euro, die das Vorhaben kosten würde, eine in diesen Zeiten kaum zu überwindende Hürde. Die Deutsche Bahn ist wirtschaftlich im Grunde ein Sanierungsfall und weiß ja jetzt schon nicht, wie sie die bestehende marode Infrastruktur – Schienen, Weichen, Brücken, Bahnhöfe – in den kommenden Jahrzehnten nur ansatzweise in Ordnung bringen soll. Einige Neubaustrecken wurden sogar auf unbestimmte Zeit verschoben.
Und dann ist da noch der Ausbau der Bahnstrecke von Augsburg nach Ulm
Hinzu kommt: Die Bahn hat in Südbayern bereits mehrere Neu- und Ausbauprojekte an der Backe. München-Salzburg wird bald zur Großbaustelle, eine Lösung für den Brenner-Nordzulauf ist überfällig. Und dann gibt es auch noch die Pläne für die Strecke von Augsburg nach Ulm, 170 Jahre alt, ein Nadelöhr für Fern- wie Regionalverkehr, das oft Verspätungen verursacht. Jetzt noch ein Megaprojekt obendrauf, ist angesichts knapper Kassen schlichtweg illusorisch. Sosehr sich das Flughafen-Passagiere – und nicht nur die – wünschen.
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Dieser Kommentar ist ein einziges Armutszeugnis. Da will man in die Zukunft der Bahn investieren, und dann wird als erste Reaktion alles schlecht geredet. Wie will man denn dem Klimawandel begegnen, wenn man nicht mal in den Ausbau der Bahn investieren möchte? Mir ist es schleierhaft wie man als Zeitung so destruktiv und dann auch noch ohne einziges Argument darüber kommentieren kann. Denn das Argument dass kein Geld da ist kann man für jedes Infrastrukturprojekt anwenden. Ginge es z.B. nach den Grünen, dann gäbe es in München kaum U-Bahn Strecken, denn in den 80iger Jahren waren diese dagegen. Heute dagegen ist man froh um jeden Meter U-Bahn der gebaut wurde. Und so ist es mit der Bahn auch. Man muss diese Investition über Generationen sehen, und da ist es mehr als kleinkariert, wenn man jedes Projekt sofort klein redet und als illusorisch betrachtet.
Infrastrukturvorstand Berthold Huber ,FAZ vom 27.5.24:
"Es sind bemerkenswert schonungslose Worte, die Berthold Huber wählt, wenn er über die von ihm verantworteten rund 34.000 Schienenkilometer in Deutschland spricht. „Die Eisenbahn-Infrastruktur ist in einem bedauernswerten Zustand“, räumt der Bahn-Infrastrukturvorstand ein. In Schulnoten ausgedrückt gerade mal die Note „Drei“, wobei das ein Durchschnittswert sei, viele Strecken also nicht einmal in befriedigendem Zustand seien, sagt Huber im Gespräch mit der F.A.Z.
Die Bahnkunden spüren das täglich: „Wir organisieren den Alltag der Menschen, und die Menschen haben das Gefühl, dieser Alltag funktioniert nicht mehr.“ Selbst das heutige Verkehrsaufkommen könne nicht vernünftig auf dem Streckennetz abgewickelt werden, geschweige denn das, was für die nächsten Jahre geplant sei."
Und weiter erklärt Huber:
"Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) habe in den Haushaltsberatungen 30 Milliarden Euro für die Bahn erkämpft. „Ich könnte mich beklagen, dass es nicht die angestrebten 45 Milliarden geworden sind. Aber das mache ich nicht, denn 30 Milliarden sind mehr, als die Bahn jemals erhalten hat.“ In den von der Deutschen Bahn für notwendig erachteten 45 Milliarden seien nicht nur die Kosten für die 40 Generalsanierungen, sondern auch für Neubauvorhaben enthalten. Alle Planungen für Aus- und Neubaustrecken liefen weiter, doch die Sanierung sei dringender."
Nachdem man der Bahn wegen des Schuldenbremse-Urteils 15 Mrd. gestrichen hat und die Ampel auch sonst keinen gemeinsamen Weg findet das Geld ausfindig zu machen, sollte man Herrn Frei nicht zu hart kritisieren, finde ich....Im Übrigen steht der nächste CSU-Verkehrsminister schon ante Portas...die sind zwar für die Umleitung von Mitteln nach Bayern berühmt, aber doch nicht für die Bahn, sondern für Straßen...
Offensichtlich wird bei der Bahn wieder entscheidend gespart, seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Schuldenbremse vom letzten Jahr. https://www.fr.de/meinung/kommentare/ampel-spart-deutsche-bahn-fehler-entgleist-milliarden-fehlen-ausbau-verkehrwende-92905974.html
Den Turnaround nach den desaströsen Jahren unter diversen CSU-Verkehrsministern, den die Ampel einleiten wollte kann man also mehr oder weniger vergessen. Dass da noch eine Neubaustrecke zum Flughafen finanziert werden kann, würde mich wundern. Man müsste ja erstmal das vorhandene Netz stabilisieren/sanieren und finanzieren.
Letzen Freitag für eine 45-Minutenfahrt nach München, dann knapp 2 Stunden gebraucht (irgendwas mit Weiche, etc.). Holländische Geschäftspartner haben ihre Reise nach Deutschland vor kurzem mit dem Zug gemacht. Um es kurz zu machen. Sie hatten vor ihrer Reise ein komplett anderes Bild von Deutschland (irgendwas mit funktioniert und pünktlich). Es war eine Desaster, aber sie haben auch nicht gefragt, sonst hätte man ihnen natürlich abgeraten.
Für die Zukunft sehe ich aber eine klare Weichenstellung bei der Bahn (hin zum Abstellgleis). Spätestens Ende 2025 haben wir wieder einen CSU-Verkehrsminister. Der kann die paar Meter zur Wand, die sie bis bis Ende 2021 nicht geschafft haben (wahrscheinlich wegen Weichendefekt) noch schnellstmöglichst zurücklegen und dann sperren wir den Laden zu. So etwas wie 2. Stammstrecke München oder gar Brenner-Nordzulauf hätten die eh nicht hinbekommen. Das Geld sparen wir uns. Es ist eh bald nur noch Zufall, ob man von A nach B kommt.
>> (GEROLD R.) München hat nach dem Grand Terminal in New York den zweitgrößten Bahnhof der Welt. <<
Es ist Unfug nur die Anzahl der Gleise zu beurteilen - München steht an Stelle 3.
https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/verkehr/die-9-groessten-bahnhoefe-welt/
Aber die Leistungsfähigkeit von München HBF ist nicht so großartig - wir haben das ja auch beim gescheiterten Versuch von mehr Fahrzeitpuffer bei der Betriebsaufnahme von Go-Ahead aka ÖBB-Nord gesehen. Da fehlt der Platz einen Zug bis zur übernächsten Abfahrt stehen zu lassen.
https://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/augsburg-go-ahead-uebernimmt-in-2-monaten-regionalen-zugverkehr-id64212441.html
Gestern Abend durfte mein Railjet aus Wien zur Anschlusssicherung mal in die Haupthalle Gleis 12 - der wurde aber wieder ganz fix auf 7-10 umgesetzt. Dazu sind die Bahnsteiglängen in den Flügelbahnhöfen nicht so großartig - Einfachtraktion SBB RABe 503 für den ECE München-Zürich muss reichen.
Im weiteren Verlauf u.a. Engpass Mü-Pasing Richtung Augsburg - zusätzlicher Bahnsteig ist in der Planfeststellung, aber das hemmt halt aktuell auch noch den HBF.
https://www.bahnausbau-muenchen.de/projekt.html?PID=95#
Die zum Glück schwache Opposition in Bayern weigert sich ja seit Jahren den 2. S-Bahntunnel und die weiteren Maßnahmen als dringend erforderliches Gesamtprojekt zu betrachten.
Es ist diese grüne Vision, dass eine Verkehrswende preiswert und flächenschonend mit ein paar reaktivierten Nebenbahnen umsetzbar wäre und dann vielfach von inhaltlich dünn aufgestellten Journalisten im Rahmen allgemeiner Skepsis gegen Großprojekte aufgegriffen wird.
Am Ende ist klar - man kann auch mit dem Auto zum Flughafen fahren, wenn Radwege in Peru und Genderprojekte in Afrika wichtiger sind.
>>Am Ende ist klar - man kann auch mit dem Auto zum Flughafen fahren, wenn Radwege in Peru und Genderprojekte in Afrika wichtiger sind.<<
Es ist immer wieder nett, wenn Sie Projekte Ihrer heißgeliebten CSU der Ampel in die Schuhe schieben wollen. Es war Gerd Müller von der CSU, der das in die Wege geleitet hat: https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/radwege-in-peru-wie-es-dazu-kam-dass-die-csu-sie-vergass,U1oSUPk
>>Die zum Glück schwache Opposition in Bayern weigert sich ja seit Jahren den 2. S-Bahntunnel und die weiteren Maßnahmen als dringend erforderliches Gesamtprojekt zu betrachten.<<
Ich wusste bisher gar nicht, dass die Opposition Projekte verhindern kann. Wer regiert doch gleich wieder seit Jahrzehnten in Bayern? Eben!
>> Es war Gerd Müller von der CSU... <<
klar doch ;-)
https://www.bild.de/politik/inland/fuer-diese-gaga-projekte-zahlt-die-ampel-millionen-665071cf5516a9760acf6f59
► Zum Beispiel stehen 522 000 Euro zum „Kapazitätsaufbau und Gender-Training“ für Sozialarbeiter in China bereit.
► Bis 2028 sind insgesamt 21 Millionen Euro für „gendertransformative Ansätze“ zur Stärkung der Zivilgesellschaft in Kamerun verplant.
Im Gegensatz zu Berlin, Stuttgart u.a. hat München den Bahnhof-Umbau seit Jahrzehnten fahrlässig verpennt und er bleibt was er ist: Ein "Alter-Sack-Bahnhof".
Stuttgart bekommt einen zu kleinen Kellerbahnhof, der hoffentlich endlich in Betrieb geht. Er behindert den Traum vom Deutschlandtakt, der in etwa 50 Jahren geplant ist.
München hat nach dem Grand Terminal in New York den zweitgrößten Bahnhof der Welt. Heutzutage können praktisch alle Züge wenden, ein Kopftbahnhof keine Nachteile gegenüber einem Durchgangsbahnhof mehr. Wenn 32 Gleise nicht reichen, was dann? Eher scheint es mir ein Weichenproblem zu sein, wenn Züge vor dem Bahnhof auf ein freies Gleis warten müssen.
Bevor man wie in Stuttgart die halbe Innenstadt zerstört, wäre es wesentlich einfacher und preiswerter gewesen, den Bahnhof jenseits des Neckars zu bauen und alle 2 Minuten eine automatische Ubahn ins Stadtzentrum fahren zu lassen, bzw. sogar weiter zum Flugahfen. Ein Fernbahnhof ist für 99% der Reisenden ohnehin nicht der Endpunkt.
In Berlin dachte man sich: Es muss um jeden Preis ein Kreuzungsbahnhof her, auch wenn er in der ÖPNV- Wüste steht und erst mal nachträglich notdürftig ans U-Bahnnetz angebunden wird. Mit dem weiteren Fernbahnhof "Südkreuz" ist immerhin eine Kleingartenkolonie perfekt angebunden.
So viel zu deutschen Bahnhofsplanungen.