Das Glockenspiel am Münchner Marienplatz ist ganz schön verstimmt
Zurzeit wird das Münchner Glockenspiel modernisiert. Als Ersatz läuft eine Tonaufnahme vom Band. Und die klingt gewöhnungsbedürftig.
Das Glockenspiel auf dem Münchner Marienplatz ist ein Touristenmagnet. Zig Menschen versammeln sich dreimal am Tag, um den Klängen zu Ehren des bayerischen Herzogs Wilhelm V. und seiner Gemahlin Renata von Lothringen zu lauschen. Im Moment kommen sogar noch mehr Zuhörerinnen und Zuhörer als sonst. Denn das Glockenspiel klingt irgendwie – anders.
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Dass das Glockenspiel ein kreatives Verhältnis zum getroffenen Ton hat, ist seit jeher üblich. Die Witterung griff die Mechanik an, sodass die Glocken immer wieder nachgestimmt werden mussten. Aktuell wird das ganze Glockenspiel modernisiert, um die Technik wetterfest zu machen. Als Ersatz läuft eine Tonaufnahme vom Band, die 2007 gemacht wurde, direkt nachdem niederländische Spezialisten die Glocken neu gestimmt und "klangoptimiert" hatten, wie es aus dem Baureferat des Rathauses heißt.
Die Bürgerschaft witzelt laut Stadtrat über "anhaltende Verstimmungen" im Rathaus
Was genau damals "klangoptimiert" wurde, wird wohl auf ewig das Geheimnis der Niederländer bleiben. Die Menschen auf dem Marienplatz reagieren zumindest derzeit nicht mit einem glückseligen "Oooh", sondern eher mit einem schmerzverzerrten "Aaah", sobald die ersten Töne erklingen. "Die Bürgerschaft witzelt bereits darüber, dass sich 'anhaltende Verstimmungen' im Rathaus auf das Glockenspiel übertragen haben", schreiben die demokratischen Stadtratsparteien in einer gemeinsamen Pressemeldung. Immerhin ist der Unterhaltungsfaktor so groß, dass einige der Zuhörerinnen und Zuhörer mittlerweile schon laut "Zugabe" rufen, wenn das (Schau-)Spiel vorbei ist.
Damit sich das Glockenspiel von nun an nicht mehr ständig verstimmt, wurde die mechanische Ansteuerung durch eine automatische Ansteuerung ersetzt. Leider gibt es auch damit Probleme. Eine Akustikfirma arbeitet laut Baureferat aktuell an der "Feinjustierung". Wann die Arbeiten fertig sind, sei unklar. Einige Monate werde es aber noch dauern. Vielleicht sollten die Münchnerinnen und Münchner schon einmal anfangen zu proben, um selbst auf dem Marienplatz zu singen. Schiefer als die Glocken können sie nie klingen.
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Wie in der Pisa-Studie belegt Deutschland auch in der Digitalisierung die letzten Plätze.
Der inflationär benutzte Begriff sagt hier leider nichts aus.
Seit 20 Jahren bereits gibt es das .mp3-Format, Abspielgeräte gab es auch und selbst eine .wav-Datei konnte ein handelsüblicher Rechner seit geraumer Zeit abspielen.
Wenn ich nicht singen kann oder der Tonmeister nichts taugt, ist es egal ob ich auf einem Halbzoll-Band oder in eine Datei blärre.
Warum wurde die Arbeit des (teuren) Niederländers nicht probegehört?