Zverevs Mission, Ottes Heim-Feeling: Turnier startet
Alex Zverev peilt den ersten Turniersieg nach seiner Verletzung an. In München erwarten den Tennisprofi Top-Ten-Spieler und Grand-Slam-Sieger. Im Halbfinale könnte sich Zverev revanchieren.
Bei ungemütlichem Nieselregen betrat Olympiasieger Alexander Zverev die Trainingsplätze der Münchner Iphitos-Anlage. Dutzende Zuschauer drängten sich um den Zaun, als Deutschlands bester Tennisspieler am Samstag in langärmeliger Funktionskleidung seine erste Einheit absolvierte. Unter den strengen Augen seines Vaters wirkte Zverev vor der 107. Auflage des Traditionsturniers hochkonzentriert und leistete sich kaum Fehler. Der Hamburger will in München den ersten Titel nach seiner Verletzung gewinnen. Es wäre nach 2017 und 2018 der dritte in der bayerischen Landeshauptstadt.
Zverevs Erfolg in München könnte auch vom Wettergott abhängen. "Wenn es sehr kalt ist und regnet, ist es für meine Spielweise nicht so einfach. Ich hoffe, dass es sich etwas verbessert", sagte er mit Blick auf den Wetterbericht.
Als Zverev den feuchten Münchner Sand erstmals unter seinen Schuhen spürte, hatte Oscar Otte schon längst auf das silbern funkelnde Siegerfahrzeug geschielt. "Wäre schon schön, wenn ich den Schlüssel bekommen würde", scherzte der Kölner. Der 29 Jahre alte Davis-Cup-Spieler will seinen Halbfinaleinzug aus dem Vorjahr toppen und erstmals in seiner Karriere ein ATP-Event gewinnen. "Mit den deutschen Fans ist es ein besonderes Gefühl. Uns Spieler beflügelt das", sagte Otte. Im Viertelfinale könnte er auf Zverev treffen.
Das Turnier am Rande des Englischen Gartens will Otte nutzen, um in einer bislang ernüchternden Saison die Trendwende einzuleiten. Seit seiner Knie-OP im Sommer fehlen dem Rheinländer große Erfolgserlebnisse, in der Weltrangliste ist er auf Platz 93 zurückgefallen. "Mithilfe des Publikums werde ich versuchen, mir das Selbstbewusstsein zurückzuholen. Ich habe noch nicht 100 Prozent volles Vertrauen", sagte Otte über das Zwicken im Knie.
Zverev hingegen scheint seine Operation nach der folgenschweren Verletzung bei den French Open bestens überstanden zu haben. Der Olympiasieger meldete sich spätestens mit den vielversprechenden Auftritten in Monte Carlo zurück. Die Niederlage nach vergebenen Matchbällen gegen den Russen Daniil Medwedew war zwar bitter, aber ein Schritt zurück in die Weltspitze. "Er ist wieder da", sagte sein älterer Bruder und Manager Mischa Zverev. Dem Münchner Triple scheint also nichts im Wege zu stehen.
Fast nichts, denn das Teilnehmerfeld ist "von den Namen her" das womöglich stärkste in der Turniergeschichte, wie Turnierdirektor Patrik Kühnen befand. Neben Zverev werden die beiden Top-Ten-Spieler Holger Rune und Taylor Fritz sowie der einstige US-Open-Sieger Dominic Thiem aus Österreich in München aufschlagen. Im Halbfinale könnte Zverev auf den an Nummer eins gesetzten Rune treffen. Der Weltranglisten-Neunte hatte im Vorjahr im Achtelfinale überraschend gegen die deutsche Nummer 1 gewonnen. Zeit für eine Revanche.
(Jordan Raza, dpa)
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