Schleuser-Razzia in Deutschland – Durchsuchungen auch in Bayern
Schleuser sollen Aufenthaltstitel gegen viel Geld verkauft haben – in Hunderten Fällen. Nun rückten 1000 Beamte zu Razzien in acht Bundesländern aus.
Seit dem frühen Mittwochmorgen lief in acht Bundesländern eine groß angelegte Razzia gegen eine international agierende Schleuserbande. Mehr als 1000 Beamte der Bundespolizei und der Staatsanwaltschaft durchsuchten insgesamt 101 Wohn- und Geschäftsräume – darunter auch zwei Rechtsanwaltskanzleien, wie die Bundespolizeidirektion Sankt Augustin bei Bonn am Mittwoch mitteilte. Die Razzien fanden in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Hamburg, Berlin, Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern statt. Nach Angaben eines Sprechers der Staatsanwaltschaft waren die Einsatzorte unter anderem Solingen, Hamburg, Köln, München, Frankfurt, Düsseldorf sowie Berlin und Aachen.
Durchsuchungen bei Schleuser-Razzia auch in München
Der Schwerpunkt der Ermittlungen lag in Nordrhein-Westfalen, wo zehn Beschuldigte verhaftet wurden. Darunter waren auch ein Rechtsanwalt und eine Rechtsanwältin. Zudem wurden Vermögenswerte sichergestellt und nach Beweismitteln gesucht. Die mutmaßliche Schleuserbande soll unter Ausnutzung von Sonderregeln für ausländische Fachkräfte etwa 350 zumeist chinesischen Staatsangehörigen gegen fünf- und sechsstellige Eurobeträge Aufenthaltserlaubnisse verschafft haben. Wie die Bild berichtet, geht es auch um den Verdacht, dass Mitarbeiter von Ausländerämtern bestochen wurden. Die Maßnahmen und Ermittlungen dauern an. Die Staatsanwaltschaft plant am Mittwochnachmittag eine Pressekonferenz in Düsseldorf.
2022 wurden 4936 Fälle von Schleusungen registriert
Unter Einschleusen versteht man die Hilfe zur unerlaubten Einreise nach Deutschland, meist gegen Geld. Es geht dabei um Fahrdienste, falsche Dokumente, Reiseorganisation oder die Unterbringung. Nach dem Aufenthaltsgesetz sind die unerlaubte Einreise und der unerlaubte Aufenthalt starfbar. Wer sich hierzulande ohne den erforderlichen Aufenthaltstitel aufhält, hat das Bundesgebiet zu verlassen. Für gewerbsmäßiges Einschleusen drohen Freiheitsstrafen zwischen einem und 15 Jahren.
Bundeskriminalamt und Bundespolizei haben im Jahr 2022 deutschlandweit 4936 Fälle von Schleusungen registriert. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Plus von knapp 30 Prozent. Hintergrund ist der starke Anstieg irregulärer Migration nach Europa. Im aktuellen Lagebild von 2022 heißt es, Schleusungskriminalität Bundeslagebild die Täter agierten "sehr professionell und flexibel", es sei auch eine zunehmende Risikobereitschaft festzustellen. (mit dpa)