Für Notfälle ist immer Zeit
Union und SPD wollen eine Vier-Wochen-Frist einführen. Patienten sollen bei Fachärzten nicht länger warten müssen. Mediziner im Kreis sagen, dass dies unrealistisch sei
Das Knie tut schon länger weh. Heute besonders. Ein Besuch beim Spezialisten ist notwendig. Am besten gleich morgen. Doch der nächste Termin ist erst in einigen Wochen frei. Und jetzt? Warten. Doch damit soll bald Schluss sein – zumindest wenn es nach den Vorstellungen der Union und SPD geht. Die Parteien haben sich im Koalitionsgespräch geeinigt, dass Patienten bei Fachärzten nicht mehr so lange warten müssen. Innerhalb vier Wochen soll gesetzlich Versicherten garantiert werden, dass sie einen Termin bei ihrem Zahnarzt, Kardiologen oder Internisten bekommen. Mediziner sind von diesem Vorschlag nicht begeistert. Auch Dr. med. Timo Deml nicht. Der Dillinger Orthopädie steht diesem Vorschlag skeptisch gegenüber und sagt: „Das wird in hundert Jahren nicht kommen. Wir sind hier nicht so in einem Ballungsgebiet, die Situation ist nicht so problematisch.“ Und dennoch kenne er die eingangs geschilderte Situation sehr genau. „Seit die Praxisgebühr abgeschafft wurde, stehen Patienten bei uns in der Praxis und brauchen sofort einen Termin“, so Deml weiter. Es gelte dann, die Situation richtig einzuschätzen. „Ein Notfall kommt zu dem Kollegen, der gerade Zeit hat. Und sobald ein Hausarzt bei uns anruft und einen Notfall meldet, gibt es immer einen Termin“, sagt der Orthopäde. Wenn jemand wirklich dringend einen Termin brauche, dann bekomme er den auch. „Ich würde sagen, dass das bei uns sehr gut klappt. Aber selbstverständlich kann man nicht allen gerecht werden. Es ist immer eine Gratwanderung.“
Der Dillinger Hautarzt Torsten Krefeldt sieht das ähnlich. Er finde es nicht in Ordnung, dass die Politik einseitig diskutiere. Denn bislang sei nicht berücksichtigt worden, dass die Ärzte in einem Quartal nur eine bestimmte Anzahl von Patienten annehmen dürfen. „Ich werde für rund 2000 Patienten im Quartal bezahlt. Für mehr werde ich sehr abgestuft oder gar nicht bezahlt. Das ist bei allen Ärzten gleich“, sagt Krefeldt. Deshalb schiebe man Termine teils in das nächste Quartal oder manche Mediziner machen gegen Ende des Abrechnungsmonats Urlaub. „Keiner arbeitet für lau“, so Krefeldt weiter. Deshalb sei der Vorschlag der Vier-Wochen-Frist für ihn so nicht realistisch umsetzbar. Selbstverständlich werde aber in seiner Praxis niemand weggeschickt, ein Notfall erst recht nicht. „In der Regel liegen wir auch unter vier Wochen mit der Terminvergabe. Es kann manchmal länger dauern, wenn ein Patient sich nur von einem bestimmten Arzt behandeln lassen will.“ Der Hautarzt wünsche sich, dass sich die Politiker vorrangig darum kümmern, dass es genügend Ärzte gibt und der Berufsstand wieder attraktiver werde.
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