Letzte Abfahrt
95 Jahre nach Gründung legt der Lutzinger Traditionsbetrieb Gloco die Schlittenproduktion auf Eis. Eine Hoffnung hat Friedrich Glogger aber noch
Friedrich Glogger redet ruhig und überlegt. Er sitzt an seinem Schreibtisch, die Hände auf dem Tisch übereinander gefaltet. Hin und wieder blitzt in seinem Gesicht ein hoffnungsvolles Lächeln auf, doch die meiste Zeit funkeln Tränen in seinen Augen. Auch wenn sich vereinzelt eine Träne Bahn bricht und langsam sein Gesicht herunterläuft, wirkt der Unternehmer gefasst und entschlossen. Friedrich Glogger muss mit einer 95-jährigen Familientradition brechen. Es fällt ihm sichtlich schwer. Doch sein Verstand und sein Körper sagen ihm, dass es so nicht weitergeht.
Deshalb hat Glogger die Produktion des Familienbetriebs stillgelegt. „Die letzten Schlitten wurden schon vor Monaten produziert“, sagt der 49-jährige mit einer Mischung aus Bedauern und Tapferkeit. Eine Ära geht zu Ende. 1919 hatte Gloggers Großvater Josef die Firma Gloco in Lutzingen gegründet. Schnell ging es mit der Schlittenproduktion bergauf, in der Zeit von Wirtschaftswunder und Marshall-Plan konnte der Betrieb an Fahrt aufnehmen. Schlitten galten nicht nur dem Vergnügen, sondern waren im Winter wichtige Transportmittel. In den 70er-Jahren exportierte „Gloco“ in die ganze Welt. Vor allem in Japan und Korea bildeten sich wachstumsstarke Märkte. Schlitten „Made in Germany“ erklommen die Berge und Hügel dieser Welt. 150000 Schlitten verkaufte Gloco allein im Jahr 1979. Die Zeiten scheinen fern, wenn man heute das Firmengelände betritt. Verschlossene Lager, verlassene Produktionshallen. Schon nach dem katastrophalen Winter im Jahr 2008 – milde Temperaturen, kaum Schnee – löste Glogger den Betrieb zum ersten Mal auf. Nur Monate später jedoch wurde Gloco hastig reanimiert. Ein schneereicher Winter trieb die Verkaufszahlen auf den Gipfel. Ein Lebenszeichen. Hoffnung. Doch es sollte nur ein kleines Hoch vor der Ankunft im Tal bleiben.
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