„Vielleicht hält er, was er verspricht“
Ein ganz besonderer Kalender im Bissinger Gemeindearchiv
Schon seit jeher machen sich die meisten Menschen ihre Gedanken zum Jahreswechsel. Umso mehr, wenn die Zeiten politisch und gesellschaftlich unruhig und unsicher sind. Ein Beispiel dafür findet sich auch in den Unterlagen im Archiv der Gemeinde Bissingen. Von Friedrich Koch, der in den vergangenen Jahren der Weimarer Republik in dem kleinen Kesseltaldorf Stillnau als Lehrer tätig war, sind ausführliche Überlieferungen erhalten. Er hatte wohl auch Zeit, sich in den Tagen zwischen den Jahren seine Gedanken zum Leben und zum Weltgeschehen zu machen.
Zum Jahreswechsel 1929/30, mitten in der großen Wirtschaftskrise in Deutschland, die eine der wesentlichen Ursachen für die nachfolgenden Jahre der Diktatur und des Zweiten Weltkrieges bildete, schrieb er Folgendes über den neuen Kalender, den er sich für das kommende Jahr besorgt hatte: „Viel Glück im neuen Jahre! So steht auf dem Deckblatt des neuen Kalenders! Dickbauchig und lebensfrisch liegt er vor uns auf dem Tisch. Neugierig und vorwitzig, fast ein wenig scheu blättern wir in ihm. Es gefällt uns, seine sauberen Blätter über unsere Hand streichen zu lassen, die Blätter mit den roten und schwarzen Ziffern. Hin und wieder halten wir inne und lesen den Vers, der auf der Rückseite steht; es ist ein alter Sinnspruch, den wir schon in der Schule gelernt haben, aber wir lesen ihn gerne, weil er im neuen Abreißkalender steht. Vorerst liegt er noch auf dem Tisch, zwei Tage noch. Der alte hat noch nicht ausgedient. Wie der heute aussieht! Alt und zerlesen, müde und schlaff hängt er da! Notizen und Kritzeleien, Adressen hat der Bleistift auf ihm eingegraben. Wie ein zermürbter und abgearbeiteter Greis schaut er uns zu. Ein ruhmloses Ende soll er nehmen, ins Feuer soll er kommen!
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