Von der Privatschule in Pakistan nach Wertingen
Zuerst brannte die Moschee, dann wurde ihr Wohnhaus mit Steinen beworfen. Nach Todesdrohungen verließ diese Familie ihre Heimat. Nun lebt sie in Wertingen
„Ob wir wohl eine Kirche in Wertingen besuchen dürften?“, fragt Shaheen Ahmad sicherheitshalber. Die 45-jährige Muslimin weiß zwar um die Religionsfreiheit in Deutschland, zögert aber noch. Sie hat Angst davor, hinausgewiesen zu werden. So wie es in Pakistan, ihrem Heimatland, der Fall wäre. Dort kam es sogar noch schlimmer: Brandanschläge, Diskriminierungen, Hetze, Hass und Flugblätter, auf denen stand, dass sie Ungläubige seien. „Wir gehören der Ahmadiyyah-Gemeinschaft an und fühlen uns dem Islam zugehörig“, erklärt ihr Ehemann Tahir die Hintergründe. Die islamische Sondergemeinschaft vertrete allerdings eine zeitgemäße Interpretation des Korans im Gegensatz zur orthodoxen Lehre. Gegründet wurde sie in den 1880-er Jahren in Britisch-Indien. Von Seiten der meisten anderen Muslime wird die Ahmadiyyah-Lehre abgelehnt und als Häresie betrachtet, was zu Beschränkung und Verfolgung in Ländern wie Pakistan führt. „1974 hat das pakistanische Parlament unserer Gemeinschaft verboten, die Religion offen auszuüben“, berichtet Tahir Ahmad.
Der 50-Jährige hat die Anfänge in jungen Jahren noch in dunkler Erinnerung: „Alle waren verzweifelt, jeder versuchte sich zu schützen. Viele wurden eingesperrt oder umgebracht.“ Den Toten sei sogar ein muslimisches Begräbnis verweigert worden. Dann brannten die ersten Fabriken, Geschäfte, Häuser und Felder von Ahmadiyyah-Anhängern. Lebensmittel und Medikamente wurden für die Reform-Muslime knapp. Das Ehepaar lebte zusammen mit seinen beiden Söhnen in Lahore, einer Stadt mit etwa sieben Millionen Einwohnern und 16 Kilometer von der indischen Grenze entfernt. Die Stadt ist bekannt dafür, die Bildungshauptstadt des Landes zu sein, mit mehr Fakultäten und Hochschulen als jede andere Stadt Pakistans. Die pakistanischen Eheleute betrieben eine Privatschule für Kinder aller Religionen. Bis 2010, als plötzlich zwei ihrer Moscheen angegriffen und Flugblätter vor die Schule geworfen wurden. Ab diesem Zeitpunkt sei immer mehr Hass aus der Bevölkerung zu spüren gewesen. 2014 meldeten immer mehr Eltern ihre Kinder von der Schule ab. Mit Ungläubigen wollten sie offensichtlich nichts zu tun haben.
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