Bund Naturschutz und Gemeinde Bissingen installieren "Biber-Täuscher"
Nach amerikanischem Vorbild entstand bei Hochstein eine Lösung, die den Biber schützen und gleichzeitig ein Rückhaltebecken sichern soll.
Spaziergänger, die kürzlich am Regenrückhaltebecken am Wildbach oberhalb von Hochstein vorbeigekommen sind, konnten den Einbau einer technischen Biberkonfliktlösung beobachten, die in den USA als "Beaver Deceivers" bekannt ist, aber in Bayern wohl einmalig sein dürfte.
"Wir betreten hier Neuland, doch sollte die Maßnahme sich bewähren, könnte es die Lösung sein bei ähnlich gelagerten Konflikten mit dem Biber", erklärt der stellvertretende Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz (BN), Thomas Hefele. Deshalb zeigt er sich glücklich darüber, dass die Gemeinde Bissingen sich für den Einbau dieser technischen Lösung an diesem Bachabschnitt bereit erklärt hat.
Biber bei Hochstein hätten gefangen werden sollen
Zur Unterstützung der Gemeinde Bissingen bei der Realisierung der Dammregulierung hat das BN-Kreisvorstandsmitglied Heike Hoedt ehrenamtlich die Planung und Koordination für das Vorhaben übernommen. Ende März war es schließlich soweit, dass zusammen mit mehreren ehrenamtlichen BN-Aktiven und Mitarbeitern des Bauhofs Bissingen die vorinstallierten Bauteile im Regenrückhaltebecken eingebaut werden konnten.
Begonnen hat laut BN alles vor einem Jahr, als die Gemeinde Bissingen mit Genehmigung des Landratsamts bereits Fallen aufgestellt hatte, um die Biber aus dem Regenrückhaltebecken zu fangen und zu töten.
Becken entspricht nicht technischen Standards für so hohe Wasserstände
Das Regenrückhaltebecken ist laut BN-Artenschutzreferent Dieter Leippert durch die Biberbauten immer wieder aufgestaut worden. Das Wasserwirtschaftsamt habe da jedoch etwas dagegen gehabt, denn das Becken entspreche nicht den technischen Standards für ein Rückhaltebecken. Der künstlich angelegte Damm würde die Wassermengen, die durch den Biber aufgestaut werden, nicht aushalten. Die Biber zu fangen und zu töten, schien den Naturschützern nicht als Lösung.
Stattdessen habe sich eine andere Lösung angeboten, so Leippert. "Ich lese immer wieder wissenschaftliche Veröffentlichungen und bin vor einem Dreivierteljahr über einen Bericht über eine Biberdammregulierung gestoßen, wie sie in den USA bereits erfolgreich eingesetzt wird." Das Prinzip basiere auf Erkenntnissen zum Dammbauverhalten des Bibers. Denn vor allem fließendes Wasser mit einem Pegelstand niedriger als 70 Zentimeter animiere den Biber zum Dammbau.
Der Biber-Täuscher soll das Tier vom Dammbauen abhalten
Das Becken hat bereits einen Ablaufschacht, einen sogenannten "Mönch". Der war jedoch laut Leippert wegen der Biberdämme immer wieder verstopft. Bemerke der Biber eine Strömung in einem Gewässer, eben hin zu einem solchen Mönch, baue er einen Damm, um das Wasser aufzustauen. Nun haben die Bauhofmitarbeiter und Ehrenamtliche des BN eine Art Drahtkorb in die Mitte des Beckens gesetzt. Dieser soll die Strömung so lenken, dass sie kreisförmig fließt. "Durch den kreisförmigen Ablauf kann der Biber nicht ausmachen, wo die Strömung herkommt", sagt Leippert. Damit baue er auch keinen Damm und daher auch der Name "Beaver Deceiver", also Biber-Täuscher. Von dem Drahtkorb aus läuft nun ein Rohr in Richtung Mönch und das Wasser soll, so der Plan, ohne Biber-Stauungen ablaufen können.
"Wenn alles nach Plan funktioniert", sagt Leippert. Doch die Berichte aus den USA seien vielversprechend. Aus Sicht des BN-Referenten könnte diese Lösung im Kreis Dillingen Schule machen. Der "Biber-Täuscher" sei allerdings natürlich nur für Biberteiche und Becken geeignet. (AZ mit chbru)
Sie haben nicht die Berechtigung zu kommentieren. Bitte beachten Sie, dass Sie als Einzelperson angemeldet sein müssen, um kommentieren zu können. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an moderator@augsburger-allgemeine.de.
Um kommentieren zu können, gehen Sie bitte auf "Mein Konto" und ergänzen Sie in Ihren persönlichen Daten Vor- und Nachname.
Bitte melden Sie sich an, um mit zu diskutieren.