
Diese Blindheimer fahren auf den Tretrollersport ab

Plus Das Ehepaar Weber hat eine Leidenschaft, die auffällt: Sie üben den Tretrollersport aus. Damit sind sie längst nicht nur im Donauried ein Hingucker. Wie funktioniert es?
Die Augen von Bianca Weber glänzen, wenn sie erzählt. Sie kommt ins Schwärmen. Eifrig wischt sie in ihrem Handy die unzähligen Bilder durch und sagt: "Es ist wie eine Sucht. Die lässt mich nicht mehr los", sagt sie und lacht. Eine Sucht, die gesund und selten ist. Zumindest im Landkreis Dillingen. Die 49-Jährige übt den sogenannten Tretrollersport aus – ohne elektrischen Antrieb, kein Kinderspielzeug. Klingt komisch? "Sagen wir so: Wir ernten viele Blicke, wenn wir unterwegs sind. Aber mittlerweile wissen sie schon, dass ich die mit dem Roller bin", erzählt sie. Und ihre Leidenschaft für dieses Hobby ist ansteckend.
Tretrollersport: Für Sportliche, Einsteiger und Rehasportler geeignet
Einfach erklärt, ist solch ein Tretroller ein zweirädriges Kleinfahrzeug mit bodennahem Trittbrett. Eine Person kann darauf stehen und sich fortbewegen. Ein Bein steht auf dem Brett, mit dem anderen wird kräftig angestoßen. Bianca Weber ergänzt: "Mit einem Tretroller ist alles möglich. Von gemütlichen Ausfahrten mit dem Hund bis hin zu schnellen, internationalen Wettkämpfen." Es sei ein Sportgerät für alle Menschen – für Sportliche, Einsteiger und vor allem für Rehasportler. Der ganze Körper werde aktiviert, alle Muskeln beansprucht. "Das Entscheidende ist, dass alles trainiert wird, aber gleichzeitig schonend, besonders fürs Knie", sagt die Blindheimerin. Vorausgesetzt, man übe es richtig aus.

Deshalb hat sie sich auch dem Deutschen Tretroller-Verband angeschlossen und eine Trainerausbildung besucht. Aktuell nutzt sie ihr Wissen für sich, Mann Robert und eine gute Freundin. Beide hat sie mit ihrer Leidenschaft bereits angesteckt. Sehr viel mehr noch nicht. Oder anders formuliert: Bianca Weber ist im Kreis Dillingen, sogar in Schwaben, eine der wenigen Personen, die diese Sportart ausüben. Wenn nicht sogar die Einzige. Sie sagt: "Im kompletten Süden ist der Sport kaum verbreitet. Dabei ist es ein unglaubliches Gemeinschaftsgefühl." Deshalb treffen sich Tretroller-Begeisterte immer wieder "in der Mitte für gemeinsame Ausfahrten."
Familie ist von München in den Landkreis Dillingen gezogen
Angefangen hat das spezielle Hobby der Erzieherin mit dem Kauf eines kleinen Tretrollers für die heute achtjährige Tochter. Mittlerweile hat die Familie, die vor sieben Jahren von München nach Blindheim gezogen ist, einen ganzen Fuhrpark. Alle Größen, Farben und Varianten der Roller sind in der kleinen Garage neben dem Haus zu sehen. Mal sind dicke Reifen mit tiefem Profil aufgezogen, dann ganz schmale. Bei anderen ist das Trittbrett breiter, bei anderen höher vom Boden entfernt. "Es ist im Grunde wie mit einem Fahrrad: Das Mountainbike nutzt man bevorzugt im Wald, mit dem Rennrad kann man auf den Straßen Gas geben", schildert Bianca Weber weiter. Einzig mit dem Unterschied, wie sie betont: "Auf den Roller kann man direkt aufsteigen und zur Not schnell wieder abspringen." Auch ein Grund, warum sie solch ein Fan ist. Denn: Dank ihrer Tretroller habe der Familienhund das Gassigehen gelernt.
Mit dem Hund durch das Blindheimer Donauried
Der wuschelige Hund namens Rufus stammt aus dem Tierschutz, jeder Spaziergang sei anfangs eine Herausforderung gewesen. Auf dem Fahrrad mit der Leine? "Viel zu gefährlich", sagt die 49-Jährige. Mit den Tretrollern kein Problem, in jedem Fall einfacher und sicherer, wie sie schildert. "Wenn der Hund plötzlich zieht, dann ist man schnell vom Rad heruntergezogen. Auf dem Roller ist man mit einem Schritt auf dem Boden." So sei aus der Not die Liebe zum Sport entstanden.
Besonders beliebt ist die Sportart in Tschechien. Dort gibt es unzählige Meisterschaften und Wettbewerbe, dort wäre Bianca Weber kein Hingucker. Gemeinsam mit ihrer Freundin "cruist" sie regelmäßig rund um Blindheim, mittlerweile hätten sich alle daran gewöhnt, erzählt sie schmunzelnd. Das "Tretrollerteam Donauried", wie sich die beiden nennen, freue sich aber auf Zuwachs. "Es wäre schön, wenn noch mehr Menschen diesen Sport ausüben würden", sagt Weber. Der Einstieg sei leicht gemacht – wenn man den Dreh, besser den Tritt, mal raus habe. Dabei komme es unter anderem auf den richtigen Fußwechsel, eine gerade Hüftstellung und die Körperhaltung an – Helm, Handschuhe und passende Schuhe reichen aus, sind aber wichtig. Denn bergab sind Geschwindigkeiten von rund 50 Kilometer pro Stunde durchaus mal drin. Profisportler und -sportlerinnen erreichen noch ganz andere Werte, sie nutzen auch andere Techniken. Das reiche von fliegendem Fußwechsel bis hin zu angehobener Hacke.
Einzig beim Preis solcher Tretroller werde die Freude ein wenig gebremst, sagt Bianca Weber. Ab 500 Euro gebe es brauchbare Geräte – nach oben keine Grenzen. Auch, weil die Tretroller so individuell sein können, wie der Mensch, der sie nutzt.
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