Das Saxophon Orchester Schwaben bietet in Dillingen ein großes Spektakel
Das Saxophon Orchesters Schwaben überzeugt die Zuhörer im Dillinger Stadtsaal bei ihrem Premierenauftritt mit höchster Spielfreunde und Virtuosität.
Die Premiere des Saxophon Orchester Schwaben im Dillinger Stadtsaal ist ein voller Erfolg. Mit großer Spannung erwartet das Publikum den ersten Ton. Die meisten Zuhörenden haben eine Besetzung wie die auf der Bühne bisher noch nie gehört. Die Dirigentin Marie-Sophie Schweizer betritt die Bühne. In die erwartungsvolle Stille erklingt nun, was durch eine gute Vorbereitung und akribische Organisation erst möglich gemacht wurde – das „Saxophon Orchester Schwaben“.
Wie Fontänen sprudeln die schnellen Läufe
Mit „Walking with Heroes“, ein Stück, das ursprünglich für Brass Band von Paul Lovatt-Cooper komponiert wurde, starten die 27 jungen Saxofonistinnen und Saxofonisten im Dillinger Stadtsaal in ein Konzert, das seinesgleichen sucht. Wie Fontänen sprudeln schnelle Läufe, die sich mit getragenen Linien abwechseln. Besonders werden die Schlagwerker an den Stabspielen gefordert, die sich in rasantem Tempo immer wieder mit dem Orchester wettstreiten. Es folgt eine Suite aus verschiedenen Tänzen, die von Gustav Holst zusammengefügt wurden. Die hüpfende Melodie aus dem ersten Satz, unterbrochen von einem melancholischen Sopransaxofonsolo wiederholt sich im vierten Teil der Suite. Jedoch zeigt an diesem Abend kein Werk das besondere Klangspektrum des Saxophon Orchesters Schwaben so gut wie der von Jan van der Roost komponierte „Canterbury Chorale“.
Themen, die fast aus dem Nichts entstehen, gespielt von den fantastischen Solisten des Orchesters, bauen sich nach und nach auf zu einem mächtigen Choral, der gleichsam auf einer Orgel gespielt den Stadtsaal in Dillingen durchflutet. Das wiederum zarte und solistisch geprägte Ende lässt auch nach Verklingen des letzten Tones das Publikum noch einen Moment innehalten. Auf dieses Klangspektakel folgt das Hauptwerk des Abends. Goff Richards „Oceans“ wurde, wie auch das erste Stück, von dem Dillinger Karl-Heinz-Schneider für Saxofonorchester arrangiert. Der Brass-Band-Titel entführt auf eine Reise über die Weltmeere. Vor dem imaginären Auge ziehen große Segelschiffe vorbei, nach einem Schiffbruch schwebt ein Wal durchs Wasser, eine karibische Insel lädt zum Verweilen ein. In den höchst anspruchsvollen Solopassagen brillieren die einzelnen Spielerinnen und Spieler auf ihren Instrumenten und verzaubern so die ganze Zuhörerschaft.
Ganz klassisch mit der Ouvertüre zu Candide von Leonard Bernstein startet der zweite Teil des Abends. Auch hier werden sowohl Laien als auch Profis des Orchesters aufs äußerste technisch gefordert, meistern diese Aufgabe wie in allen anderen Stücken jedoch mit Bravour. Laut Moderatorin Theresa Brenner, die in charmanter und souveräner Weise durch das Programm führt, sollte der nun gespielte Marsch anstelle des Fußballvereins „Arsenal“ eine neue Assoziation für ebendiesen Titel sein. Das Orchester zeigt, dass auch Musik, die im Original für Blasorchester komponiert wurde, durchaus mit den für Märsche untypischen Saxofonen ein klangliches Erlebnis ist. Als Kontrast zum eher traditionellen und bekannten Stück Jan van der Roosts erklingt daraufhin „Balkan Dance“, ein Stück von Etienne Crausaz, der es auf meisterliche Weise versteht, die typischen musikalischen Merkmale ebendieser Region in ein mitreißendes Werk zu verwandeln.
Auch auf der Bühne steigt die Stimmung
Nicht nur im Publikum, sondern auch auf der Bühne steigt die Stimmung, und mit höchster Spielfreude und Virtuosität erklingen Tutti und diverse Soli in voller Kraft. Als Finale rückt noch einmal das Schlagwerk in den Vordergrund. Völlig improvisiert begleiten die fünf Männer die übrigen Instrumentalisten bei „Children of Sanchez“, beweisen noch einmal großes Können und überzeugen durch Witz und Raffinesse. Tosender Applaus belohnt dieses „kleine Experiment“, das sich doch als großes Spektakel entpuppte. Die hervorragende Vorbereitung und das außerordentliche Können aller Musizierenden machten den Abend zu einem Genuss sowohl für alle Verantwortlichen als auch die Menschen auf und vor der Bühne.
Mit der ersten Zugabe „Circus Bee“, einem rasanten Marsch, wird noch einmal die höchstmögliche Geschwindigkeit des Bewegungsapparates herausgefordert. Nach einigen Dankesworten der Dirigentin Marie-Sophie Schweizer verabschieden die Musizierenden das Publikum mit einem Choral. Die durchweg positive Resonanz lässt auf eine Wiederholung hoffen. (AZ)
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