Mit dem Stern durch die Kälte
Unser Mitarbeiter hat die Heiligen Drei Könige durch Lauingen begleitet. Die Menschen freuen sich über ihren Besuch. Dennoch ist das Sammeln ganz schön anstrengend.
Das Thermometer wandert an diesem Morgen in den Bereich unter null Grad. Pia Manz, Marlon Schmalenberger und Michael Urban sind in dicke, wärmende Kleider gehüllt, als sie durch die Straßen in der Lauinger Innenstadt laufen. Marlon hält den Stern an einem Holzstab in der Hand, während Michael Urban eine silberne Büchse trägt. Für einen Tag sind sie die drei heiligen Könige aus dem Morgenland.
Im Norden Kenias knallt die gleißende Sonne, die die Luft auf 50 Grad aufheizt, derweil erbarmungslos auf die zehnjährige Aweet. Das Mädchen ist so alt wie Marlon und Michael. Auf ihrem Kopf hält sie mit beiden Händen fest umklammert eine gelbe Tonne, die mit Wasser gefüllt ist. Kilometerweit trägt sie diese vom Brunnen bis zu ihrer Familie. Es sind Ausschnitte aus dem Film „Willi in Kenia“ des Kindermissionswerkes, der einen Blick auf das Leben des Volksstammes der Turkana im Norden Kenias wirft. Das Geld, das Michael, Marlon und Pia und all die anderen Lauinger Sternsinger einnehmen, wird dorthin fließen.
Denn der Norden Kenias leidet wegen des Klimawandels unter einer großen Dürre. Seit zwei Jahren schon habe es nicht mehr geregnet, beklagt Aweets Mutter in dem Film. Es geht ums Überleben.
Ortswechsel. Eine Zahnarztpraxis in der Zenetti-Passage in Lauingen. Etwas verloren stehen die drei heiligen Könige und Kirchenpfleger Willi Götz, der sie begleitet, im Eingangsbereich. Sie warten auf jemanden, der ihnen den Segen abnimmt. „Ich bin so müde“, stöhnt die 13-jährige Pia. Silvester habe ihren Schlafrhythmus ganz durcheinandergebracht und heute musste sie schon um neun Uhr aufstehen. Und das noch mitten in den Ferien.
Doch jetzt volle Konzentration. Der Zahnarzt Dr. Häderer kommt aus einem der Praxisräume, stellt sich vor die Kinder. Marlon legt los: „Wir kommen daher aus dem Morgenland, wir kommen geführt von Gottes Hand.“ Michael spricht weiter: „Wir wünschen euch ein fröhliches Jahr. Caspar, Melchior, Baltasar.“ Pia vollendet: „Wir bitten dich segne nun dieses Haus und alle, die da gehen ein und aus.“
Der Segen ist gesprochen, Willi Götz zückt das kleine Stück Kreide und bessert noch die Jahreszahl an der Tür aus. 2013 waren hier zuletzt Sternsinger. Dr. Häderer wirft das Geld in Michaels Büchse und gibt Pia die Schokolade. Er sei selbst einmal Sternsinger in Baden-Württemberg gewesen, berichtet Dr. Häderer. „Das war eine sehr anstrengende, aber auch schöne Zeit“, erinnert er sich. Drei Tage sei er mit Freunden durch seine Heimatstadt gezogen – deswegen habe es ihn heute besonders gefreut, selbst von ihnen besucht zu werden.
In Apotheken, beim Juwelier, im Bekleidungsgeschäft, im Rathaus, im Cafe oder bei den Bürgern vor der Haustür: Egal wo sie auftauchen, strahlt den Sternsingern meist ein breites Lächeln entgegen. „Jesus ist ja auf die Welt gekommen, um Freude zu bringen. Diese Freude wollen wir den Menschen weitergeben“, sagt Pia und freut sich, als hätte sie gerade selbst jemand gesegnet. „Gerade für die älteren Leute ist es oft sehr wichtig, dass die Sternsinger kommen. Die freuen sich dann auch besonders, wenn wir vor der Tür stehen“, erzählt Pia. Sie ist Ministrantin in Lauingen und eine erfahrene Sternsingerin – unter dem Mantel trägt sie Pulli und Jacke. Denn sie weiß, wie kalt es in der Zeit zwischen Neujahr und Heilig Drei König werden kann. Michael ist im vergangenen Jahr auch schon bei den Sternsingern mitgelaufen, in Steinheim allerdings.
Als ihre Lehrerin an der Realschule die Klasse von Michael und Marlon gefragt hat, ob jemand in Lauingen ein Teil der Sternsinger werden möchte, hätten die beiden nicht gezögert.
„Es läuft heute sehr gut“, freut sich Pia nach gut einer Stunde. Immer wieder landen Scheine in der Büchse. Sie ist schon bis obenhin gefüllt. Mit wichtigem Geld, das in Kenia landen und womöglich auch der zehnjährigen Aweet und ihrer Familie helfen wird. „Den Klimawandel haben wir Menschen in den reichen Ländern Asiens, Europas und Amerikas verursacht“, sagt Willi Weitzel am Ende des Films. „Wir müssen unser Verhalten ändern und besser auf die Welt aufpassen. Schließlich hat Gott uns seine Schöpfung anvertraut und dieses Vertrauen sollten wir nicht missbrauchen“, mahnt er. Pia, Michael, Marlon und die anderen Lauinger Sternsinger jedenfalls haben an diesem Montag ihren Teil zu einer besseren Welt beigetragen.
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