
Corona-Ausbruch in Schweinspoint: Keine absolute Kontrolle

In der Stiftung St. Johannes in Schweinspoint sind vier Bewohner in Zusammenhang mit einer Coronainfektion gestorben. Eine Auseinandersetzung mit der Frage: Wer ist Schuld?
Es ist leider stets das Naheliegendste, sofort Schuldfragen zu stellen. Schon bei Kindern ist das so. Wenn etwas passiert – wer war’s? Doch die seit über einem dreiviertel Jahr währende Corona-Pandemie würfelt auch diese vermeintliche Konstante durcheinander. Wie ist bei einem Ausbruch die Schuldfrage zu stellen, wenn jenes Virus so unsäglich tückisch unterwegs ist? Wir alle haben gelernt, dass es in dieser Pandemie keine hundertprozentige Sicherheit gibt.
Es wäre unfair der Stiftung St. Johannes in Schweinspoint Vorwürfe zu machen
Und doch ist speziell bei besonders sensiblen Einrichtungen wie Seniorenheimen und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen besonderer Schutz angebracht. Als Leitung geht man hierbei auf einem schmalen Grat in der klassisch spannungsvollen Beziehung Freiheit - Sicherheit. Die Stiftung St. Johannes betont zurecht, dass sie keine irgendwie geschlossene Anstalt sein wollte und sein will. Es wäre unfair, dies der Einrichtung nun irgendwie zum Vorwurf machen zu wollen.
Der Ausbruch aus diesem Corona-Teufelskreis kann – neben der freilich angebrachten Um- und Vorsicht – nur weiterhin mit einem liebevollen Kümmern um die Bewohner geschehen. Wer die Mitarbeiter dabei noch mit Misstrauen belastet, der tut ihnen ziemlich unrecht: Es ist mitunter hart, in diesen Zeiten nah am Menschen zu arbeiten – so paradox das klingen mag. Dabei gibt es keine hundertprozentige Sicherheit hinsichtlich der körperlichen Gesundheit.
Mitarbeiter kämpfen an der Front gegen Corona und verdienen Anerkennung
Insofern verdienen all jene, die sich unter widrigen Umständen dieser besonders herausfordernden Pandemie um die Bedürftigen kümmern, sehr hohe Anerkennung. Sie brauchen diesen Vertrauensvorschuss im Rücken, genauso wie die Bewohner der Einrichtung weiterhin auch Zuwendung brauchen.
Corona kann einen – das zeigen all die Berichte – immer wieder zur Verzweiflung bringen. Wer nun noch meint, das sei Hysterie, der sollte bitte die Zeit nehmen und mit Betroffenen oder mit Mitarbeitern jener Einrichtungen sprechen, die eben nah am Mitmenschen arbeiten. Nur, dass diese so wichtigen Mitarbeiter wahrscheinlich mittlerweile keine Lust mehr haben, sich mit jenen arroganten Theorien des Kleinredens und der Leugnung zu befassen. Aus gutem Grund: Sie stehen vorn an der Front im Kampf gegen Corona, sie haben die Auswirkungen der Pandemie kennengelernt. Sie verdienen unseren Respekt und unsere Solidarität.
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