Mittelalter und Moderne vereint
Vor 50 Jahren bekam Kirche in Berg ein komplettes Geläut
Donauwörth-Berg Nicht überall war es in den frühen Nachkriegsjahren möglich, für die im Zweiten Weltkrieg weggenommenen Kirchenglocken Ersatz zu beschaffen. Im Verlauf der Rückführung nicht eingeschmolzener Glocken, die am 30. April 1947 begann, konnten viele Klangkörper den Eigentümern wieder ausgehändigt werden. Die Glocken in Berg konnten dagegen nicht mehr aufgefunden werden.
Es dauerte bis 1962, ehe das Geläute wieder vierstimmig und somit vollständig war. Bis dahin tat die Evangelistenglocke von 1345, die älteste Glocke in der Region Donauwörth, alleine Dienst. Mit ihr mussten vor 50 Jahren die „Neuankömmlinge“ harmonieren. Von Pfarrer Karl Gloning, letzter eigenständiger Pfarrer in Berg (im Amt 1958 bis 1975) stammt die neue Geläutedisposition. Er war auch Glockensachverständiger der Diözese.
Solche Fachleute wurden aber nicht überall zurate gezogen. Es ist wiederholt passiert, dass alte Glocken zum Einschmelzen für das neue Geläute hingegeben wurden. Die Gießer argumentierten dabei mit der fadenscheinigen Begründung, man könne zum vorhandenen Geläutetorso nichts hinzugießen.
Im August 1987 musste die Evangelistenglocke ihren angestammten Platz im Turm verlassen. Sie wurde nach Nördlingen zu Hans Lachenmeyer gegeben. Aufschweißungen an schadhaften Stellen im Inneren des Glockenkörpers waren notwendig geworden, um ihre altehrwürdige Stimme zu erhalten.
Aufschrift erinnert an Ort des Gusses
Bei den jüngeren Glocken ist die Glockenzier, dem Zeitgeschmack der 1960er-Jahre entsprechend, einfach ausgeführt. Auf der größten, der Christkönigsglocke (1), ist unter dem Bild des Christkönigs zu lesen: CHRISTKÖNIG WIR HULDIGEN DIR. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich die Gießermarke mit dem Wortlaut MICH GOSS ENGELBERT GEBHARD, KEMPTEN 1962. Sie erinnert auch bei den anderen beiden kleineren Klangkörpern an die Gebhardsche Gießstätte, die unter einem anderen Namen noch heute existiert.
Platz zwei nimmt die Evangelistenglocke ein. Ihre Bezeichnung rührt von den Namen der vier Evangelisten her, die am oberen Rand eingegossen sind. Glocke drei ist dem Kirchenpatron Sankt Laurentius geweiht. Zu seinem Bild auf der Flanke lautet die Widmung: HEILIGER LAURENTIUS, BESCHÜTZE UNS ALLEZEIT. Die nächsten Zeilen besagen: GESTIFTET VON H. STENGEL UND SÖHNEN. Das Patronat über die Kleinste (4) im Plenum hat die Heilige Familie. Mit deren Abbildung verbunden ist die Inschrift: HEILIGE FAMILIE, VORBILD UND ZUVERSICHT IM LEBEN UND STERBEN, SEI GEGRÜSST. Der Zusatz GESTIFTET VON FRZ. XAVER UND MARIA SCHMID weist auf weitere Sponsoren von damals hin.
Das Berger Geläut ist Experten zufolge ein ausgezeichneter Beweis dafür, wie mittelalterliche Glocken mit modernen Klangkörpern übereinstimmen können. Die Verantwortlichen hätten damit hohes Geschichtsbewusstsein gezeigt.
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