Die große Show der kleinen Flieger
Über 100 Piloten aus mehreren Nationen locken mit ihren Maschinen Tausende von Menschen nach Genderkingen – aber nur an einem Tag
Gleich wird Manuel Kamitz Tausenden von Zuschauern am Flugplatz in Genderkingen zeigen, was er kann. Er richtet seinen Blick nach vorne zur Startbahn und konzentriert sich auf seine Aufgabe. Dann jagt er über seine Fernbedienung seine gelb-rot lackierte Maschine in den mit Wolken bedeckten Himmel. Schon kurz nachdem der Flieger den Boden verlassen hat, steuert ihn Kamitz senkrecht nach oben. Der dreht sich um die eigene Achse. Natürlich zur Musik, die aus den Lautsprechern dröhnt. Was Kamitz zeigt, ist die große Kunst des Modellflugs.
Salti, Loopings und der Tanz in Rauchwolken, nur wenige Zentimeter über dem Boden, geschehen im Takt zur Musik. „Was so einfach aussieht, ist das Ergebnis jahrelangen Trainings“, sagt der erst 17 Jahre alte Pilot.
Kamitz, der kürzlich in Plattling die Europameisterschaft im freien Stil gewann, ist einer von über 100 Piloten, die sich in Genderkingen zum „Horizon Air Meet“ treffen, das heuer zum siebten Mal stattfindet. Inzwischen hat sich der Flugplatz den Namen „Modellflug-Pilgerstätte“ redlich verdient.
Gernot Steenblock, der dieses Ereignis der Firma Horizon moderiert, erklärt: „Wir hatten vergangenes Jahr am Samstag und Sonntag insgesamt etwa 40000 Zuschauer.“ Von Drohnen geschossene Luftaufnahmen werteten die Veranstalter aus und ließen dabei mehrere Faktoren in die Berechnung einfließen: Die Anzahl der Menschen auf einem Quadratmeter, die Fläche insgesamt und die Summe der Autos, die auf dem großen Parkplatz stehen.
Heuer waren es weit weniger Besucher. Schuld daran war das Wetter. Bereits am Samstagabend vertrieb der Regen viele Gäste. „Das Nachtprogramm mit dem anschließenden Feuerwerk können wir nur stark gekürzt zeigen“, bedauerte Steenblock. Am Sonntag kam es noch schlimmer: Angesichts des Dauerregens waren die Veranstalter gezwungen, das Programm komplett abzusagen. Als Grund nannte Organisator Stefan Wurm: Die landwirtschaftlichen Flächen, die als Parkplätze dienten, waren derart aufgeweicht, dass sie nicht mehr benutzbar waren.
Trotz des vorzeitigen Endes zeigte sich Wurm einigermaßen zufrieden. Am Samstag seien immerhin 10000 bis 12000 Besucher gekommen. Bis in den frühen Abend zeigten die Piloten, die aus vielen Nationen anreisten, was mit den Fliegern möglich ist. Aus dem ganzen europäischen Raum und auch den USA und Thailand reisten die Könner an.
Peter Pfeffer aus der Schweiz brachte seine B17 Boeing Aluminum Overcast mit, an der jedes Detail maßstabsgetreu zum Original passt (siehe „Wissenswert“). Diesen Bomber aus dem Zweiten Weltkrieg lässt er im Vergleich zu anderen Kollegen, die ihre Jets am Limit fliegen, eher gemächlich durch die Luft gleiten. Seine Leidenschaft für den Modellflug treibt Pfeffer durch ganz Europa – im Gegensatz zu den drei Männern aus der Oberpfalz. Robert und Sebastian Fuchs und Tim Stadler reisen mit ihren Doppeldeckern sogar durch die ganze Welt. Unter anderem waren sie schon in Griechenland, Indien, Japan und Dubai. Demnächst nehmen sie eine Einladung nach Brasilien an.
„Für eine gute Show übernehmen die Veranstalter die Transportkosten unserer Maschinen“, erklärt Stadler. Diese können je nach Flugstrecke zwischen 2000 und 3000 Euro ausmachen. Ein Betrag, den sich bei dieser Anzahl von Shows kaum ein Pilot leisten kann.
Kaum zu glauben, dass sich Genderkingen im Vergleich zu den Metropolen in der weiten Welt zu einer der größten Modellflug-Shows entwickelt hat. Die Piloten kommen gerne nach Nordschwaben, das betonen sie immer wieder. Hilfe untereinander und Kameradschaft seien selbstverständlich. Nur so können sich junge Männer wie Kamitz weiterentwickeln, dessen Vater selbst ein erfolgreicher Modellflieger ist und seinen Sohn nach Genderkingen begleitet – zu dieser gigantischen Show der kleinen Flugzeuge.
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donauwoerther-zeitung.de/bilder
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