Der schleimige Feind aller Gärtner
Die schleimigen Besucher sind keine gern gesehenen Gäste
Donauwörth Wer kennt das nicht: Stunden investiert man in die Gartenpflege. Man sät, gießt und jätet Unkraut. Kaum wagen sich die ersten grünen Salatblättchen aus der Erde, ist die Freude der Gärtner auch schon wieder vorbei – die Schnecken waren da und haben ihren unersättlichen Hunger gestillt.
Ritzen und Fugen in Hausgärten
Auch wenn es so scheint, als ob es sich dieses Jahr um eine regelrechte Plage handelt – Maria Burgkart, Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Holzheim kann das nicht bestätigen. Es seien nicht mehr Schnecken als sonst. Sie erklärt die plötzlichen Massen folgendermaßen: „Es war dieses Jahr im Frühjahr ziemlich trocken, doch bei dem Regen kamen alle auf einmal aus der Erde und aus ihren Eiern geschlüpft.“
Auch Achim Poetschke, Geschäftsführer der Gartenbauzentrale Gundelfingen, hält es für übertrieben, eine Plage auszurufen. Denn er könne zum Auto laufen oder im Wald spazieren gehen, ohne andauernd auf Schnecken zu treten. Generell sind die schleimigen Kriecher in der Gartenbauzentrale kein Thema. Weil die Felder sehr groß seien und Schnecken sich nicht sonderlich schnell fortbewegen würden, seien die nächsten Rückzugsgebiete zu weit entfernt.
Ganz anders sieht das in den Hausgärten aus. Das große Problem hierbei seien die vielen Ritzen und Fugen. Wenn es in der Nähe des Gemüsebeetes eine Hecke gebe, an die man schlecht herankomme, ließen sich Schnecken gar nicht vermeiden, so Achim Poetschke. Gerade dorthin verziehen sie sich gerne. Betroffen vom Heißhunger der Weichtiere seien zwar vor allem der Salat oder Kohlrabi, erläutert die 63-jährige Maria Burkart, aber auch Tomaten- und Gurkenpflanzen ließen sie nicht aus. Gefährlich sei es nur für Junggemüse, ältere Gewächse würden sie verschonen.
Die Kriecher loszuwerden, ist nicht leicht. „Die humanste Methode ist, morgens oder abends absammeln und dann die Tiere weit hinaus auf ein Feld bringen“, sagt die Vorsitzende des Gartenbauvereins Holzheim. „Aber viele schneiden die Schnecken in der Mitte mit einem Messer durch.“
Sie verstehe es, wenn Hobbygärtner einen regelrechten Zorn auf die Salat-Vernichter bekämen, aber ihr täte es um die Tiere leid. Sie hätte es in ihrem Beet mit Weinbergschnecken versucht. Diese fräßen die Eier von Nacktschnecken. „Wer regelmäßig einmal die Woche sein Beet lockert, der hat auch keine Schnecken“, äußert sich Achim Poetschke. Außerdem hält er eine mechanische Sperre für die einfachste Maßnahme. So ein Schneckenzaun sei eine einmalige Anschaffung und nur für Gemüsebeete notwendig.
Hans Weidel, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege beim Landratsamt in Donauwörth, berichtet ebenfalls, dass Schnecken heuer kein riesiges Problem darstellten. Der Grund: Im Zuge der starken Trockenperioden konnten sich die Schnecken nicht entwickeln. Und auch Weidel rät: „Absammeln ist das Einzige, was wirklich hilft.“ Schneckenkorn aus den Baumärkten sei zwar erlaubt, doch solle man mit der Chemie möglichst sparsam sein. Weidel dazu: „Man soll sein Gemüse im Garten, wenn es geht, biologisch anbauen.“
Die berühmte „Bierfalle“ verwenden
In Internetforen kreisen die unterschiedlichsten Methoden zur Schneckenbekämpfung und jeder Gartenbesitzer hat seine eigenen Mittel.
Manche befürworten Schneckenkorn, andere bezeichnen es als Tierquälerei, da die Tiere elendig eingehen würden. Maria Burgkart verwendet, wenn überhaupt, ein umweltfreundliches Schneckenkorn für ihre Blumenbeete.
Im Gemüsebeet verzichtet sie komplett darauf. Von der bekannten „Bierfalle“ – bei der zum Beispiel leere Joghurtbecher, mit Bier gefüllt, in die Erde eingegraben werden – sei sie nicht überzeugt. Denn falls man diese nicht regelmäßig kontrolliere, würden die Tiere ertrinken. Das Gerücht, dass durch den Biergeruch mehr Schnecken angelockt werden, kann sie nicht bestätigen.
Ein neuer Trend sind die sogenannten Laufenten, die sich mit großem Appetit an den Weichtieren gütlich tun. „Allerdings muss man aufpassen, dass die Laufenten nicht auf den Geschmack von Salat kommen und ihn dann selbst fressen“, warnt die 63-Jährige. Auch wenn die Schnecken vielen Leuten ein Dorn im Auge sind, so hätten sie auch ihre Berechtigung zu leben, sagt Maria Burgkart.
Für Igel oder Vögel seien sie ein wichtiger Bestandteil der Nahrungskette. Und damit der Igel auch im Garten bleibt, solle man sein Grün nicht zu perfekt pflegen, sondern auch noch etwas Natur stehen lassen.
Die Tierwelt braucht ihren Lebensraum und um es mit Achim Poetschkes Original-Worten zu sagen: „Leben und leben lassen – auch Schnecken.“
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