Exportquote steigt mit neuen Aufzügen in die Höhe
Bäumenheimer Unternehmen ist inzwischen weltweit vertreten. Portofolio um Industrieaufzüge erweitert. Expansion steht bevor
Bäumenheim Diese Stellenanforderung ist nicht so leicht zu erfüllen: Geda-Dechentreiter in Bäumenheim sucht einen Servicemann, der möglichst arabisch spricht, in jedem Fall aber moslemischen Glaubens ist. Erfüllt ein Bewerber diese und die darüber hinaus üblichen Kriterien, hat er beste Chancen, sich einen Traum zu verwirklichen: Mit dabei zu sein, wenn in Riad und Mekka in Saudi-Arabien Spezialaufzüge des weltweit agierenden Unternehmens montiert werden.
Besondere Flexibilität nötig
„Nur Muslime haben Zutritt zu den beiden Städten“, sagt geschäftsführender Gesellschafter Johann Sailer. Damit symbolisiert sich der Weg, den das Unternehmen an der Mertinger Straße in Bäumenheim in den letzten Jahren gegangen ist: einen Markt zu bedienen, der unterschiedlichste Ansprüche hat und eine besondere Flexibilität erfordert.
In Deutschland hat der Hersteller von Aufzügen nach Aussagen Sailers inzwischen einen Marktanteil von 60 Prozent erreicht. Die Finanzkrise haben die Bäumenheimer offenbar besser als manche Konkurrenten überstanden. „Wir sind breit aufgestellt. Das hat geholfen“, bilanziert Sailer und verweist darauf, dass man nicht allein von Großkunden abhängig sei, sondern auch „ganz spezielle Nischen“ bediene. Auch weil Geda die Exportquote kontinuierlich gesteigert habe, sei man gut aus der Krise gekommen und peile aktuell wieder Umsatzzahlen an, wie man sie zuletzt 2008 erreicht hatte.
Der Firma ist es offensichtlich gelungen, sich auf die Anforderungen einzustellen: ob für Australien (wo kleine Aufzüge gefragt sind), für Singapur (mit dem Bedarf für Fassadenaufzüge zum Reinigen von Fenstern in schwindelnder Höhe) oder für Nordamerika, Skandinavien, den Mittleren Osten oder auch Indien. „Voraussetzung, um auf diesen Märkten Erfolg zu haben, sind gute Partner vor Ort“, erklärt Sailer das Rezept. Hinzu komme das, was man gemeinhin als flexibel bezeichne: sich im Service und im Vertrieb auf die Eigenheiten der Abnehmer einzustellen, beispielsweise genauso erreichbar zu sein, wenn die Australier und die Amerikaner im Büro sitzen, sich also auch den Zeitverschiebungen anzupassen.
Den Vorteil im Vergleich zur Konkurrenz, die vermehrt auch aus China zu spüren ist, sieht der Geschäftsführer in der Innovation. Ständig arbeitet er mit seinen Entwicklungsteams an neuen Produkten. „Besser zu sein als die anderen“, lautet die Devise. Immer mehr sei es wichtig, nicht nur ein Produkt, also einen Aufzug zu liefern, sondern auch das Know-how mitzugeben und Ingenieurleistungen mit anzubieten. Sailer: „Wir setzen außerdem auf einen ganzheitlichen Projektbereuungsansatz.“ Von der ersten Anfrage bis zum Wartungs- und Serviceantrag komme alles aus einer Hand. Das Arbeiten in Teams mit technischer, terminlicher und wirtschaftlicher Verantwortung ermögliche, „auch komplexe Aufträge abzuwickeln“.
Der Geschäftsführer hat gleich eine ganze Reihe von Prestigeobjekten bereit. Eines davon ist die Beteiligung an dem milliardenschweren Megaprojekt in Wladiwostok. Bis zum 2012 dort geplanten Gipfel der Pafizikstaaten sollen in der russischen Hafenstadt zwei große Brücken gebaut werden. Den Zuschlag für die Lieferung der Höhenzugangstechnik bekam Geda-Dechentreiter. Zwei Aufzüge sind bereits im Einsatz, die beiden nächsten Geräte stehen kurz vor der Auslieferung. Je nach Bauabschnitt „wachsen“ die Aufzüge mit den Pylonen bis zu einer Höhe von 320 Metern.
Ja nach Anforderung
Das Hauptaugenmerk des schwäbischen Mittelständlers lag bisher auf der Produktion von Bauaufzügen in Serie. Neu ist nun ein weiteres Standbein hinzugekommen: Geda Industrieaufzüge, gefertigt nach Projektanforderung. „Das eröffnet uns neue Möglichkeiten, aber auch Nutzen durch Synergieeffekte“, ist sich Sailer sicher. Sind die Brücken in Wladiwostok erst einmal fertig, werden die Bäumenheimer auch vier Industrieaufzüge liefern, die für Service- und Wartungsarbeiten permanent installiert bleiben sollen. Höhe des Auftragsvolumens: zwei Millionen Euro.
Angesichts der Wachstumszahlen plant das Bäumenheimer Unternehmen in diesen Tagen seine Zukunft: Eigens für die Produktion der Industrieaufzüge soll eine neue Halle gebaut werden, um für diesen Bereich eine eigene Fertigungslinie installieren zu können. Die Parkplätze werden dann gegenüber den bisherigen Gebäuden und der Mertinger Straße ihren Platz finden. Dazu läuft das Genehmigungsverfahren auf Hochtouren.
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