
Beim Kulturherbst gibt es auch Blicke auf Harburgs malerischste Seiten

Im Harburger Kulturherbst sind Werke des Künstlers Erich Martin Müller noch am kommenden Wochenende zu sehen. Es war eine große Liebe, die den Berliner in Schwaben hielt.
Es war Liebe auf den ersten Blick: Als der Berliner Künstler Erich Martin Müller 1914 während eines Malaufenthalts in Harburg weilte, konnte er sich an der Fülle pittoresker Motive gar nicht sattsehen. Er bannte sie mit Pinsel und Farbe auf Leinwand und hielt sie so in seiner ganz eigenen Sicht- und Ausdrucksweise fest. Dass sich eine weitere große Liebe dazu gesellte, war der Malerei sicher auch förderlich: Müller traf in dem schwäbischen Städtchen eine hübsche, junge Lehrerin - seine spätere Frau Maria Schobloch.
Der Harburger Kulturherbst präsentiert nun eine Ausstellung mit Werken des Malers Erich Martin Müller (1888-1972). Sie ist im Fremdenverkehrsraum der Stadt Harburg noch am kommenden Wochenende zu besuchen (Öffnungszeiten: Samstag, 23. September, 14 bis 17 Uhr, und Sonntag, 24. September, 11 bis 17 Uhr).
Kulturherbst 2023: Bekannte Örtlichkeiten und verborgene Schönheiten
Erich Martin Müller war es auch, der Harburgs Ruf als "Malerstädtchen" mitbegründete, gehörte der Freiluftmaler doch zu jenen Künstlern, die dort tätig waren. Er malte gegenständlich, farbkräftig und sorgfältig in den Einzelheiten. Vor allem in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen hatte er damit Erfolg und beteiligte sich an vielen Ausstellungen in Berlin und München. Seine Harburg-Bilder zeigen die bekannten Ansichten mit Burg, steinerner Brücke und Wörnitz, aber häufig auch Örtlichkeiten, deren verborgene Schönheit erst durch den genauen und liebevollen Blick des Künstlers sichtbar wird: zum Beispiel die Egelsee-Straße oder der Aufgang zur St. Barbara-Kirche. Immer wieder tauchen auch spielende Kinder und Gänse in seinen Bildern auf.

„Von wo aus hat er denn das gemalt?“, überlegten Besucher der Vernissage vor einigen Bildern mit Ansichten Harburgs aus lange vergangenen Zeiten. Aber die Weiterentwicklung der Stadt und ihrer Umgebung hat so manchen Prospekt grundlegend verändert.
Eine Straße in Harburg erinnert an den Künstler
Bei der Eröffnung der Ausstellung begrüßte Bürgermeister Christoph Schmidt die Gäste, bedankte sich bei Kerstin Mayer, die sich aus der Stadtverwaltung Harburg in den Ruhestand verabschiedet, für die langjährige, sehr umsichtige und gewissenhafte Betreuung des Kulturherbstes, und stellte den Anwesenden ihre Nachfolgerin in dieser Aufgabe, Jennifer Rühl, vor. Anschließend führte Richard Hlawon in die Ausstellung ein. Zu sehen sind Ölgemälde und Radierungen mit Harburg-Motiven, die sich im Besitz der Stadt Harburg befinden. Außerdem wird eine Auswahl aus einer Sammlung hochwertiger fotografischer Replikate von Gemälden Erich Martin Müllers gezeigt, angefertigt vor rund 25 Jahren durch den Kunstkenner Rolf Hofmann und erworben durch die Stadt Harburg. Ergänzt wird die Exposition zudem durch Begleitmaterial zu Müllers Biografie.
1957 zog das Ehepaar Erich und Maria Müller von Harburg nach Rothenburg, wo Erich Martin Müller am 27. November 1972 verstarb. Voriges Jahr im November war sein 50. Todestag. In Harburg aber heißt eine Straße nach ihm und man bewahrt ihn und seine stimmungsvollen Gemälde in guter Erinnerung. Auch wird die Tradition der einstigen Harburger Künstlergilde von gegenwärtigen Malern, Fotografen, Schnitzern, Kalligrafen und anderen mit großer Lebendigkeit weiter gepflegt.
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