Plus Dass Wemding Tübingen nacheifern wollte, ist verständlich. Doch das Modell zeigt zu viele Risiken. Dass die Staatsregierung Wemding abgesagt hat, ist deshalb erleichternd.
Es klingt so verlockend: Eine Strategie, die die Pandemie in den Griff bekommt und es gleichzeitig ermöglicht, Geschäfte und Kultur zu öffnen. In Tübingen am Neckar läuft derzeit solch ein Versuch: Für eine begrenzte Anzahl an Personen mit einem negativen Corona-Test stellt die Stadt Tagestickets aus, die in den Läden als Eintrittskarten dienen. Schnell versuchten diverse Städte, dem nachzueifern. Eine davon war Wemding. Die bayerische Staatsregierung hat dem Wunsch nun eine Absage erteilt. Und rund drei Wochen, nachdem das Modell in Tübingen gestartet ist, muss man sagen: Zum Glück.
Von einst knapp 20 auf 89,6 Neuinfizierte pro 100.000 Einwohner am Mittwoch ist die Sieben-Tage-Inzidenz in der Stadt Tübingen angestiegen, im Landkreis liegt sie an Karfreitag gar bei 131,6. Dass Personen in den ersten Tagen nach einer Infektion schon ansteckend sein können, obwohl sie bei Tests nicht entdeckt werden, ist lange bekannt. Und so ist auch klar, dass sich trotz negativer Tests mögliche Infizierte unter die Menschenmengen mischen könnten. Hinzu kommt, dass der Zugang in Geschäfte zwar reguliert werden kann – in die Stadt selbst jedoch kaum. Dass Tübingen den Versuch gestartet hat, ist legitim. Bis andere Städte ihn jedoch ebenfalls aufnehmen dürfen, muss der Erfolg absehbar sein. Und vieles deutet derzeit darauf hin, dass das Modell scheitert.
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