Mozart, Janáček und Schubert zum Weinen schön gespielt
In Mertingen zeigen Eric Schneider und Jana Kuss ein beeindruckendes Kammerkonzert. Die Besucherinnen und Besucher sind begeistert.
Ein köstlich stimmiges Programm mit Sonaten von Wolfgang Amadeus Mozart, Leoš Janáček und Franz Schubert, Meisterwerke aus Klassik und Moderne, bot das letzte Kammerkonzert des Kulturkreises Mertingen. „Ich schreibe itzt eine teutsche opera für mich“: Die Sonate für Klavier und Violine in Es-Dur, KV 481, gehört zu Mozarts letzten großen Violinsonaten. Die Musikgeschichte vermutet, dass er sie für sich geschrieben habe. Der Berliner Pianist Eric Schneider und die Primaria des Kuss-Quartetts, Jana Kuss, spielten sie zum Weinen schön.
Knapp und zugleich romantisch strahlend ging es los, vom ersten Satz an, dem Allegro molto, mit den vielen tänzerischen, luftig-leichten Einfällen. Das Adagio folgte in Rondoform und mit innig-sanften, liedhaften Romanzen der Geige bis hin zu einem bezaubernden Allegretto. Melodien wurden in Oktavparallelen von Klavier und Violine durchdekliniert, Variationen umspielten sich fröhlich, bis sie im Wohlklang endeten.
Eric Schneider führte mit wenigen Sätzen in Janáčeks Werke ein, zitierte ihn: „Wenn ich eine Rose komponiere, komponiere ich auch die Dornen.“ Erst mit 60 Jahren hatte dieser moderne Komponist, der heute als einer der bedeutendsten musikalischen Neuerer des 20. Jahrhunderts gilt, mit der Oper „Jenufa“ Erfolg. Seine Musik hat weder Vorbilder noch Nachfolger – sie klingt bis heute oft rätselhaft. Seine Theorie, dass Sprachmelodie Ursprung von Melodie und Rhythmus in der Musik sind, prägt seinen Stil: Er komponiert tonal, lyrisch, kleingliedrig, fantasievoll und unerklärbar, seelenvoll, notiert Aphorismen, spontane Ausrufe stehen neben bezaubernden folkloristischen Einschüben.
Janáčeks Sonate für Violine und Klavier (con moto, Ballada, Allegretto, Adagio) klingt so ständig ungemein überraschend, bei insgesamt verführerischem, betörendem Klang. Kuss und Schneider brillieren, faszinieren, bezaubern in akzentuierten, dissonanten, dunkel dräuenden, dann wieder liedhaft singenden, hellen Klängen. Sie spielen diesen reichen Schatz an Melodien transparent, licht und begeisternd!
Jana Kuss spielt eine Geige aus dem 18. Jahrhundert
Schuberts Fantasie C-Dur für Violine und Klavier D 934, seine letzte Sonate, war ein beglückender dritter Programmteil, Seelenmusik für den tristen Novembertag. Hingebungsvoll spielten die beiden. Im Andante molto beglückte Kuss, die eine Geige von Carlo. F.Landolfi (1756) spielte, mit dem verträumten, zärtlich-kantablen Violinthema. Ein tänzerisches Allegretto folgte.
Das melancholische Andantino, mit der Vertonung des Gedichtes von Friedrich Rückert „Sei mir gegrüßt“, barg unendlichen Schmerz, bevor das Einleitungsthema des ersten Satzes Licht brachte. Überraschend heiter Allegro, Allegretto, sie gewannen bezwingend an Dramatik. Sie endeten temperamentvoll, betörten durch das brillante, hoch virtuose Spiel von Kuss und Schneider. Langer, stehender Applaus dankte den großartigen Musikern und ihrem bezwingenden, beseligenden Spiel.
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