Menschenrechts-Filmfestival in Nürnberg eröffnet
Nürnberg (dpa) - Ein Dorf in den peruanischen Hochanden - und Bewohner, die reihenweise erblinden und letztlich sterben. Der Grund: eine Verseuchung des Gebietes mit Quecksilber, ausgelöst durch Minenarbeiten geldhungriger Konzerne.
Schon der Eröffnungsfilm "Altiplano" des 6. Nürnberger Filmfestivals der Menschenrechte zeigte am Mittwochabend in kraftvollen Bildern, welcher Themen sich die insgesamt 84 Filme aus 40 Nationen bis 11. Oktober annehmen werden. "Das Festival soll den Scheinwerfer auf die dunklen Ecken dieser Welt lenken", sagte Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD).
Der Schwerpunkt der "Perspektive" sei in diesem Jahr dem Iran gewidmet, erklärte Festivalleiterin Andrea Kuhn. "Wir sehen den Iran aber nicht als Land der Dunkelheit." Im Gegenteil: der Iran sei ein Land der Künstler, die allerdings zu wenig Freiräume hätten, sich zu äußern. Deshalb solle das Festival ein Zeichen der Solidarität an die iranischen Künstler senden und ihnen zeigen, "dass die Welt an sie denkt". Einige dieser Künstler, die extra zur "Perspektive" anreisten, seien in ihrem Land derzeit "akut vom Gefängnis bedroht", sagte Kuhn. Dennoch hätten sie eine Ausreisegenehmigung erhalten, was für einige zugleich den Start in ein neues Leben bedeuten könnte.
Die deutsch-iranische Schauspielerin Jasmin Tabatabai, die eine der Hauptrollen in "Altiplano" spielt, erklärte am Rande des Festivals: "Wenn man wie ich im Iran aufgewachsen ist, dann ist das Thema der Menschenrechte ein wichtiges Thema." Besonders kritisierte die 42-Jährige die iranische Präsidentschaftswahl in diesem Sommer und die Unterdrückung der Protestbewegung. "Die Menschenrechte werden von der iranischen Regierung seit drei Jahrzehnten mit den Füßen getreten."
Iranische Filmschaffende präsentieren ihre aktuellen Werke in der Sonderreihe "Iranisches Kino". Unter anderem zeigt Regisseur Petr Lom seine Dokumentation "Letters To The President", die die Zeit vor der Präsidentenwahl beleuchtet. Besonders stolz ist Festivalleiterin Kuhn auf die Deutschlandpremiere des Doku-Essays "Green Days", gedreht von Hana Makhmalbaf, der 21-jährigen Tochter des Schirmherren des Festivals, Mohsen Makhmalbaf. Der Film thematisiert die blutige Niederschlagung der Proteste nach der Präsidentschaftswahl.
Eine weitere Deutschlandpremiere erwartet die Zuschauer mit der Aufführung des Films "Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte" von Michael Moore. Bekannt wurde der US-Regisseur unter anderem mit seinen zwischen Satire und Dokumentation angesiedelten Filmen "Bowling For Columbine" und "Fahrenheit 9/11".
Auch das Rahmenprogramm der "Perspektive" kann mit großen Namen aufwarten: Unter anderem liest die Schauspielerin Iris Berben aus ihrem Buch "Frauen bewegen die Welt". Fatou Bensouda, die stellvertretende Anklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag, stellt die Arbeit des Gerichts vor. Höhepunkt des Festivals ist am 10. Oktober die Verleihung des mit 2500 Euro dotierten Internationalen Nürnberger Filmpreises der Menschenrechte. An dem Wettbewerb nehmen zehn Filme teil.
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