Im Reigen gut mitgehalten

Doch es hilft nichts, tapfer los und das Tanzbein geschwungen. Die ersten Kontakte zu den Friedberger Tänzelleyt und dem Fahrenden Volk sind schnell geknüpft, zarte Anfragen ("Könnte ich mal kurz mitmachen?") auch bald ausgesprochen. Die Reaktion der Tänzer ist immer die gleiche: "Natürlich gerne, wollen Sie's gleich versuchen?" oder beim Fahrenden Volk etwas direkter "Wir werden dich schon richtig verarzten." Einige Tage bleiben als Gnadenfrist, schließlich möchte der Redaktionsbauer das, worauf er sich einlässt, erst noch in Augenschein nehmen.

Diese Tänze galten als unzüchtig

Renaissance-Tänze aus England mit so wohl klingenden Namen wie Prinz Ruppert Marsch, Lilli Burleo, Gathering Peasecods oder Indian Queen führen die Friedberger Tänzelleyt auf - und die genannten sind nur ein Teil des Repertoires. Die Tänze, die früher im Rathaussaal dargeboten wurden, galten als "unzüchtig" und wurden vom Rat der Stadt auch verboten. "Doch die Bürger haben den Rat Rat sein lassen und trotzdem weitergetanzt", erzählt Petra Bauer. Sie, Ursula Böhm und Monika Schaarschmidt sind es, die den Redaktionsbauern beim Publikumstanz unter ihre Fittiche nehmen. "Keine Angst, das ist nicht schwer", so die aufmunternden Worte vor der "Probe" am Kirchplatz. Und tatsächlich fällt der Reigen dem Tanzmuffel recht leicht, über einen kleinen Wackler wird großzügig hinweggesehen. "Den Redaktionsbauern hätte man schon etwas Schwierigeres mitmachen lassen können", so Tänzer Kurt Göllner.

"Ernst" wird es dann auf der Bühne am Marienplatz. Bei brütender Hitze heißt es einige Zeit auf den Einsatz warten - schließlich kommt immer wieder hartnäckig die falsche Melodie, doch dann steht dem Auftritt vor großem Publikum nichts mehr im Weg. "Sie lernen schnell", lautet ein nettes Kompliment, über das man sich natürlich freut. Und der eine kleine Patzer kommt dann auch nicht vom Gast.

Schwungvoller und - dank der vielen Glöckchen an den Beinen -auch etwas lauter geht es beim Fahrenden Volk zu. Simone hat "Kuhschellen" um den Knöchel gebunden. "Das brauche ich als Allgäuer Maid", meint sie lachend. Dem Redaktionsbauern bleibt diese Zier erspart - er übt sich erst wieder in der Kunst des Zuschauens bei Tänzen wie "Tarantella", "Mühlentanz" oder dem "Erbsenzähler". "Da steckt einiges an Training drin", erklärt Stefan Funk, und das glaubt man ihm aufs Wort. Doch der Publikumstanz sollte "auch für dich machbar sein".

Es geht rund um den Ulrichsbrunnen

Gesagt, getan - diesmal geht es rund um den Ulrichsbrunnen. Das "ganz einfach" entpuppt sich zwischen Irmi und Heike zunächst als kleine "Belastungsprobe" - die beiden Damen nehmen den Redaktionsbauern an der Hand und tanzen in unterschiedlichen Richtungen weg. "Das liegt daran, dass Heike eigentlich im inneren Kreis tanzt - und der beginnt in die andere Richtung", so die einleuchtende Erklärung von Irmi. Das bleibt die einzige kleine Unstimmigkeit, die Schrittfolgen mit Überkreuzen und Seitwärtsspringen sind einprägsam und es macht wirklich Spaß. Am Ende dürfen beide Redaktionsbauern auch noch das Zigeunerlied mitbrummen.

Verpasst hat der Redaktionsbauer indes die nette Gruppe "Les Danseuses Anciennes", die ebenfalls altenglische Countrydances darbieten. In der Mädchenrunde - allesamt höhere Töchter von Friedberger Bürgern - hätte er aber eh keine Chance gehabt, seine mindere Tanzkunst zu beweisen. Lehrerin Edina Menacher, die bei ihren "vortrefflich gebildeten" Elevinnen darauf achtet, dass sie sich "züchtig und brav" verhalten, hätte den Redaktionsbauern wohl mit ihrem Regenschirm von ihren Mädchen ferngehalten. So blieb nur der respektvolle Blick aus der Distanz.