Die verspätete Magd
Dafür bleibt die Lichtinstallation länger am Kirchturm
Vom Friedberger Kirchvorplatz hallt in der Nacht Beifall weit nach oben hinauf zu den beiden Beleuchtungstechnikern am Kirchturm. Sie haben gerade die letzte noch fehlende Lichtinstallation der Künstlerin Elisabeth Brockmann auf Höhe der Glocken angebracht sowie eine weitere viel weiter unten am Turm. Als das Frauengesicht im Dunkeln leuchtet, applaudieren gut 30 Meter weiter unten Passanten. Sie sehen eine Magd von der St. Afra-Altargruppe im Friedberger Museum. Nur ist das Gesicht am Kirchturm 5,5 Meter hoch und 2,30 Meter breit.
Die Beleuchtung ist zunächst ein Probelauf nur für eine Nacht. Denn noch steht am Kirchturm das Gerüst im Weg. Voraussichtlich Mitte November soll abgerüstet sein. In der Woche danach werden die beiden Lichtinstallationen am Kirchturm ganz offiziell eingeschaltet.
Ursprünglich war vorgesehen, dass die beiden Nachzügler wie die anderen Werke des „Glück“-Projekts schon seit Ende Januar leuchten. Doch dann kamen teils dringend notwendige Sanierungsarbeiten in der Stadtpfarrkirche und am Kirchturm dazwischen. Noch im Faltblatt zu dem Kunstprojekt wurden die beiden fehlenden Lichtinstallationen für den Sommer angekündigt. Doch aus Sommer wurde jetzt Ende Oktober. Denn die Arbeiten am Turm zogen sich länger hin als erwartet, und das tun sie nach wie vor. Zusätzlich werden derzeit noch die Zifferblätter und Zeiger der Turmuhr restauriert. Ehe diese nicht zurück an ihrem Platz sind, kann das Gerüst nicht abgebaut werden. Darum linst die Lichtgestalt im Moment noch vorbei an Gerüststangen.
Die Verspätung hat dazu geführt, dass eine zentrale Arbeit des Kunstprojekts bisher gefehlt hat. Gerade dieses leuchtende Antlitz sollte weithin sichtbar ein Hingucker zum Friedberger Stadtjubiläum sein. Immerhin hat das Gerüst den Vorteil, dass die Beleuchtungstechnik von dort aus angebracht werden kann.
Zur Vollendung ihrer Arbeit ist die Düsseldorfer Künstlerin Elisabeth Brockmann wieder nach Friedberg gekommen. Und sie ist froh, dass das Projekt jetzt abgeschlossen ist. Die Lichtinstallation mit der Magd am Kirchturm hat für sie eine wichtige Rolle gespielt. Mehrere Wochen hat sie am Beispiel von deren Nase ausprobiert, wie dicht und kontrastreich die Darstellung sein muss, damit sie auch auf großen Abstand wirkt. Ein Sonderfall ist auch die Kunststoffplane, auf der das Gesicht aufgedruckt ist. Sie ist in diesem Fall flexibel, da sie dem Schalldruck der Glockenschläge standhalten muss.
Weil die Magd ziemliche Verspätung hat, wird sie Friedberg länger erhalten bleiben. Sie soll ein ganzes Jahr lang vom Kirchturm leuchten. Dies kündigt der städtische Kulturabteilungsleiter Frank Büschel an. Für die anderen Lichtinstallationen wäre die Ausstellungszeit eigentlich Ende Januar abgelaufen. Doch mit der Künstlerin hat die Stadt gestern vereinbart, dass die Gesichter bis auf Weiteres weiterleuchten werden.
Der Kulturausschuss wird im neuen Jahr entscheiden, ob das „Glück“-Projekt weiter eine Zukunft in Friedberg hat. Wie berichtet, hat Künstlerin Elisabeth Brockmann ihre Arbeiten für 80000 Euro für ein Jahr zur Verfügung gestellt.
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