Vom Arbeits-Kältepol zur Modell-Region
Cham/Aichach-Friedberg Vom Wittelsbacher Land aus ortet man im Bayerischen Wald und im Grenzgebiet zum früheren Ostblock gern wirtschaftliche Flaute und hohe Arbeitslosigkeit. Zumindest im Landkreis Cham mit rund 80 Kilometer Grenze zu Tschechien ist vor allem durch aktive Wirtschaftsförderung und erfolgreiches Regionalmarketing das Gegenteil der Fall. Davon überzeugte Landrat Theo Zellner die Delegation aus dem Landkreis Aichach-Friedberg, die bei ihrer Informationsfahrt (siehe weiteren Artikel) auch Station in Ostbayern machte. Für zwei Chamer Modellprojekte interessierten sich die Kreisräte aus Aichach-Friedberg dabei ganz besonders - Landkreis-Botschafter und Ehrenamtskarte. Die Übertragung dieser Ideen und Modelle auf den Kreis beantragte SPD-Kreisrat Hansjörg Krazeisen (wir berichteten.) Während die "Botschafter" bereits einmal im Kreistag durchgefallen sind, steht die Ehrenamtskarte aktuell auf der politischen Tagesordnung im Kreis.
Krazeisen war übrigens extra zum Erfahrungsaustausch seiner Kollegen mit Zellner und Mitarbeitern seiner Chamer Kreisverwaltung in die Oberpfalz nachgereist. Zellner, seit 1996 Landrat und Präsident des Landkreistags mit 71 bayerischen Landkreisen, berichtete dabei über die wirtschaftliche Entwicklung seines Landkreises vom Arbeitsmarkt-Kältepol in Deutschland zu einer Modell-Region. Vor 25 Jahren schnellte die Arbeitslosigkeit im Winter auf bis zu 48 Prozent hoch, berichtete Zellner von wahren Horrorzahlen, als zur kalten Jahreszeit viele Saisonarbeiter stempelten und die Quote nach oben trieben. In den vergangenen zwei Jahrzehnten entstanden rund 10 000 neue Arbeitsplätze in Zukunftsbranchen (siehe Infoartikel). Die Grenzöffnung war keine wirtschaftliche Gefahr für den Landkreis - im Gegenteil. Zellner spricht von einer "vierten Himmelsrichtung". Das zeigt sich in der Arbeitslosenstatistik: Im Oktober 2008 herrschte im Landkreis Cham mit 2,8 Prozent laut Definition der Arbeitsmarktexperten Vollbeschäftigung. Mit vier Prozent Arbeitslosigkeit im September schlägt die Weltwirtschaftskrise auch in Ostbayern durch - im Vergleich zu den Beschäftigungszahlen Mitte der 80er-Jahre sei das aber noch moderat, so Zellner. Dessen Philosophie: "Konsequent Netzwerke aufbauen." In der Wirtschaft mit sogenannten Clustern für Mechatronik und Forstwirtschaft aber auch gesellschaftspolitisch wie mit der Ehrenamtskarte.
Botschafter 800 Bürger werben mittlerweile als Botschafter für den Landkreis Cham vor Ort, in Deutschland, aber auch in der ganzen Welt. Die Botschafter sind mit Visitenkarten und Infoflyern über die Vorzüge ihres Kreises ausgestattet und Zellner ist von dieser Idee überzeugt - auch wenn sich der Erfolg nicht messen lässt. Die Botschafter würden sich noch mehr mit ihrer Region identifizieren und interessante Kontakte knüpfen oder vermitteln.
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