Foodwatch testet Lebensmittel-Bestelldienste
Foodwatch hat die fünf größten Online-Händler für Lebensmittel verglichen. Das Ergebnis dürfte nicht jedem schmecken
Die Organisation Foodwatch hat die fünf größten Online-Händler für Lebensmittel unter die Lupe genommen. Dazu zählen der Lieferdienst von Rewe, der zu Edeka gehörenden Anbieter „Bringmeister“ sowie „Mytime“, „Allyouneedfresh“ und „Amazon Fresh“. Zwar wird nur ein Prozent des Gesamtumsatzes mit Lebensmitteln über das Internet erwirtschaftet – aber das Geschäft wächst.
Der Vergleichstest ergab, dass die Shops bei Themen wie Pünktlichkeit, Vollständigkeit der bestellten Ware oder Zustand der gelieferten Produkte überwiegend gut abschnitten. Kleinere Fehler wie ein kaputtes Ei oder ein zerdrückter Kuchen seien selten gewesen, sagt Luise Molling, Campaignerin bei Foodwatch.
Allerdings gebe es deutliche Unterschiede zwischen Stadt und Land. Wer in der Stadt wohnt, kann sich relativ schnell Lebensmittel im Internet bestellen. Kunden auf dem Land müssen oft lange warten und höhere Lieferkosten bezahlen. Für sie stehen nur zwei der fünf Anbieter zur Verfügung. Lediglich „Mytime“ und „Allyouneedfresh“ beliefern Kunden deutschlandweit über den Paketdienst DHL. Der Rest beschränkt seine Lieferungen auf größere Städte. Bei Paketen per Post müssten die Kunden mit riesigen Müllbergen aus Plastik, Styropor, Kartons und Trockeneis rechnen.
Foodwatch kritisiert Lebensmittel-Bestelldienste
Auch beim Umgang mit Nutzerdaten wiesen die Anbieter erhebliche Mängel auf. Wie Foodwatch betont, sind die Datenschutzerklärungen oft unklar formuliert. Zudem verwenden alle Shops mit Ausnahme von „Allyouneedfresh“ sogenannte Tracker. Mit diesen wird das Surf-Verhalten der Nutzer ausgespäht, um anhand der Daten gezielt Werbung zu schalten. „Damit erfahren die Anbieter einiges über die Ernährungsgewohnheiten ihrer Kunden“, so Molling.
Einen klaren Verstoß gegen die Lebensmittelverordnung sieht Foodwatch bei der mangelnden Kennzeichnung vieler Produkte. Bei Obst und Gemüse erfährt der Kunde oft erst an der Haustür, woher die Ware kommt. Bei der Bestellung würden pauschal mehrere Herkunftsländer angegeben, beim Anbieter „Bringmeister“ hätte die Kennzeichnung teilweise ganz gefehlt. „Bei Rewe weiß der Kunde nicht, ob eine Bio-Paprika aus Deutschland, Spanien oder Israel kommt“, so Molling. Negativ bewertet die Organisation auch die mangelnde Barrierefreiheit. Keine der getesteten Websites ist nach Erkenntnissen von Foodwatch barrierefrei nutzbar. Gerade für Blinde oder sehbehinderte Menschen könnte der Kauf von Lebensmitteln im Internet den Alltag erleichtern.
Auch die Lieferkosten und Gebühren je Bestellung schwanken. Im Test erwies sich „Allyouneedfresh“ als teuerster Anbieter, „Amazon Fresh“ war am günstigsten. Allerdings kann dort nur bestellen, wer eine Prime-Mitgliedschaft hat.
Problematisch ist auch die Überwachung des Online-Handels. „Es gibt einen Wildwuchs an kleineren Shops mit Nischenprodukten“, erklärte Martin Rücker, Geschäftsführer bei Foodwatch und verwies auf Nahrungsergänzungsmittel, die im Internet verkauft werden, aber auf dem europäischen Markt nicht zugelassen sind. „Wir haben hier ein echtes Kontrolldefizit.“ Die Lebensmittelüberwachung ist Aufgabe der einzelnen Bundesländer. Die kommunalen Behörden sind für die Kontrollen vor Ort zuständig. „Es muss aktiv nach Online-Shops gesucht werden, um feststellen zu können, wie viele es gibt, wo sie ihren Sitz haben und sie dann auch kontrollieren zu können“, so Rücker. Auf kommunaler Ebene könne das nicht geleistet werden. Foodwatch fordert daher, die Zuständigkeit für die Kontrolle des Lebensmittel-Online-Handels an den Bund zu übergeben.
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