Mercedes X-Klasse im Test: mehr Lifestyle als Lastesel
Die X-Klasse von Mercedes beweist: Auch ein Pickup kann elegant sein. Und komfortabel. Aber ist das Auto ein echter „Benz“? Der Test.
X heißt Action. So sieht man das jedenfalls bei Mercedes, wo man dem Buchstaben eine ganz spezielle Baureihe gewidmet hat: einen Pickup. Auf eine komplette Eigenentwicklung hat Daimler hier jedoch verzichtet. Die X-Klasse entstand als eine Art Experiment auf der Basis eines Nissan Navara; Renault hat mit dem Alaskan ebenfalls ein verwandtes Modell im Programm.
Die große Frage also: Was ist an diesem Mercedes Mercedes beziehungsweise was nicht? Der Innenraum trägt die feine Handschrift der Schwaben. Die Materialien strahlen zwar eine gewisse Kernigkeit aus, aber sie wirken nicht so grobschlächtig wie in einem reinen Nutzfahrzeug, eher gediegen wie in einer Limousine. Nur an ein paar Details, etwa am Design des Automatikwählhebels oder an einzelnen spartanischen Schaltern wie denen für die Sitzheizung, dürfte sich das Premium-Auge stören.
X-Klasse: ein Hauch von Abenteuer
Äußerlich gibt sich der Schwabe dagegen keine Blöße. Die sehr reduzierte Formensprache steht dem Auto gut. Der Versuchung, Wagen dieser Größe (5,43 Meter lang) und Gattung mit möglichst vielen Ecken und Kanten zu versehen, haben die Mercedes-Designer widerstanden. Selbst die Front wirkt nicht mehr und nicht weniger markant als bei den aktuellen SUV-Modellen aus Stuttgart. Die typische Offroad-Optik und einen gewissen Hauch von Abenteuer erhält der Pickup durch sehr schicke Elemente wie die seitlichen Trittbretter oder tolle Chrom-Applikationen. Keine Frage: Dieser Pickup verkörpert weit mehr Lifestyle als Lastesel.
Dabei dürften ihn harte Bedingungen kaum schrecken. Die Bodenfreiheit ist großzügig bemessen; ein Allradantrieb ist ebenso zuschaltbar wie eine Untersetzung. Eine Differenzialsperre an der Hinterachse sorgt für zusätzliche Traktion. Im Anhängerbetrieb schafft die X-Klasse volle 3,5 Tonnen Zuglast. Die 1,58 mal 1,56 Meter große Ladefläche nimmt gut eine Tonne Gewicht auf.
X-Klasse: Hier zählen Design und Komfort
Und warum macht das vermutlich kaum jemand? Weil auch dieser Mercedes ein Mercedes ist und sich weniger durch Praxisnutzen als vielmehr durch Design und Komfort definiert. Das beginnt beim 190 PS starken Dieselmotor, der zwar akustisch nicht mit seinem Charakter hinter dem Berg hält, aber den Wagen in Verbindung mit der Automatik geschmeidig und kultiviert bewegt. Das geht über ein für Pickup-Verhältnisse sanft und dabei doch verbindlich abgestelltes Fahrwerk und es endet bei einer Armada an Assistenten, die in diesem Segment nicht unbedingt üblich sind.
Mercedes-Benz X-Klasse: technische Daten
- Spezifikation: MB X 250 d 4Matic Power Edition
- Hubraum: 2298 ccm
- Leistung: 190 PS bei 3750/min
- Drehmoment: 450 Nm ab 1500/min
- Länge/B./H.: 5,34/1,92/1,82 m
- Radstand: 3,15 m
- Leergewicht/Zuladung: 2234/1016 kg
- Anhängelast gebr.: 3500 kg
- Ladefläche: 1,58 x 1,56 m
- 0–100 km/h: 11,1 s
- Top-Tempo: 175 km/h
- Normverbrauch: 7,9 l Diesel
- CO2-Ausstoß: 207 g/km
- Preis ab: 48.847 Euro
Wichtigstes Helferlein an Bord: die Rückfahrkamera, mit der sich das weit ausladende Heck kontrollieren lässt. Einen 50.000 Euro teuren Pickup fährt man sich ungern kaputt - selbst wenn das für Daimler-Verhältnisse fast schon ein günstiges Auto ist.
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