Cancom schließt Kurzarbeit nicht mehr aus
Jettingen-Scheppach Der Parkplatz vor der Firma lässt Düsteres erahnen: Halb leer ist er dieser Tage. Doch das Bild täuscht: Cancom baute in Jettingen-Scheppach sogar ein zusätzliches Areal für die Autos der Mitarbeiter. Der Standort, so Vorstand Klaus Weinmann bei der Bilanzpressekonferenz am Dienstag in Jettingen, soll stabilisiert werden und so "an Relevanz gewinnen". Das börsennotierte Unternehmen machte im vergangenen Jahr einen Gewinn von 5,8 Millionen Euro. Weinmann sieht vorsichtig-optimistisch in die Zukunft.
Die Lage ist auch für den Computer-Dienstleister und Zulieferer von Informationstechnologie schwierig, wenngleich ein Minus von rund fünf Prozent bei den Aufträgen laut Weinmann derzeit noch vergleichsweise harmlos ist. Die Hintergründe für die angespannte Lage seien eindeutig: Das Unternehmen mit Stammsitz in Jettingen-Scheppach sei stark auf IT-Dienstleistungen für den Mittelstand fokussiert - geht es diesem schlechter, dann sei auch Cancom betroffen.
"Die schwierige Wirtschaftslage ist für uns kein Grund zur Panik - wir denken langfristig", beschwichtigte Weinmann. "Massenentlassungen" werde es daher nicht geben, vor allem nicht am Stammsitz. Kurzarbeit sei allerdings auch für die rund 240 Beschäftigten in Jettingen-Scheppach nicht ausgeschlossen: "Es wäre wirtschaftlich fatal, nicht darüber nachzudenken." Bis zu hundert Mitarbeiter in Jettingen-Scheppach könnten künftig davon betroffen sein.
Ob Kündigungen generell auszuschließen seien, darüber hielt sich der Vorstand bedeckt. Im großen Stile werde jedenfalls nicht entlassen, versicherte Weinmann.
Mit insgesamt über 1800 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 345,6 Millionen Euro im vergangenen Jahr ist Cancom deutschlandweit die Nummer fünf der zehn größten IT-Systemhäuser. Ein Umsatz-Plus von 24,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr sei dies, so Weinmann. Bei Berechnung aller Verpflichtungen und Ausstände belaufe sich das Plus jedoch nur auf rund ein Prozent.
Cancom will seine gute Position bei den Systemhäusern weiter ausbauen. Das Unternehmen kaufte im vergangenen Jahr die Firmen "Sysdat" und "Home of Hardware". Damit sollte zum einen der ostdeutsche Markt, zum anderen der Internethandel für IT-Produkte weiter ausgebaut werden. Der Auslandshandel erwies sich für die Firma unterdessen als schwierig: Das Geschäft in England wird aufgegeben, den Osthandel mieden die Jettinger. "Wir konzentrieren uns in der Krise stark auf den vertrauten deutschen Markt", erläutert Weinmann.
Eines machte Weinmann klar: In das Werk Jettingen werde investiert. Durch Zentralisierungen werde der Heimatstandort noch wichtiger für das Gesamtunternehmen.
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