Hausärzte im Kreis weisen Patienten nicht ab
Auch Patienten in der Region macht eine Gesundheitsstudie des Instituts für Demoskopie Allensbach und des Finanzdienstleisters MLP hellhörig. Jeder zweite Arzt hat demnach schon aus Kostengründen medizinisch notwendige Behandlungen abgelehnt oder ins nächste Quartal verschoben. Jeder zehnte sagte, dass er auch schon häufiger aus den gleichen Gründen darauf verzichtet habe (GZ berichtete). Wird man möglicherweise bei Magenschmerzen Ende November auf eine Behandlung im Januar vertröstet? Der Obmann der Günzburger Ärzte, Dr. Georg Kithil weist dies entschieden zurück: "Ich habe noch nie einHe medizinisch notwendige Behandlung aus Kostengründen verweigert."
Was medizinisch notwendig ist, stehe allerdings nicht im Internetlexikon Wikipedia. Dies entscheide der Mediziner, betont Dr. Kithil. Wem das Knie schmerze, der brauche nicht gleich eine Kernspinuntersuchung. Wenn der Arzt sein Quartalsbudget überschreite, werde von den Kassen oft Geld zurückgefordert. Der Allgemeinmediziner sieht das aber nicht so dramatisch. "Man kann sich dagegen wehren." Kithil rechnet mit einem Ausstieg der Hausärzte aus dem System der Kassenärztlichen Vereinigung. Am 1. Dezember werde der Bayerische Hausärzteverband darüber in Günzburg informieren.
Dr. Otto Kennel sagt, ohne darüber zu klagen, dass das Quartalsbudget bei den Ärzten meist nach sechs Wochen ausgeschöpft sei. Dass medizinisch notwendige Behandlungen abgelehnt oder ins nächste Jahr verschoben würden, kann der Ichenhausener Allgemeinmediziner nicht verstehen: "Unsere Patienten bekommen das, was medizinisch notwendig ist." Es gebe dabei kaum Konfrontationen. Ganz am Ende eines Quartals könne es mitunter vorkommen, dass eine Untersuchung, die nicht lebensnotwendig ist, in den nächsten Monat verlegt werde. Der Rettenbacher Hausarzt Dr. Rudolf Sedlmeier sagt: "Ich verschiebe keine Behandlung." Er versuche, bei Medikamenten die Sparschrauben anzuziehen. Will heißen: Bei gleicher Wirkung wird die billigere Medizin verschrieben. Der Obmann der Günzburger Zahnärzte, Dr. Arist Thormeyer, hatte bereits im Oktober angekündigt, dass aufschiebbare Behandlungen ins nächste Jahr verschoben werden.
Dem Sprecher der AOK Günzburg, Alfred Seitz, liegen noch keine Daten zur Gesundheitsstudie vor. "Es sind aber bisher keine Kunden zu uns gekommen, die sich beschwert haben, dass sie von ihren Ärzten nicht behandelt wurden", informiert Seitz. Wenn ein Versicherter Probleme habe, könne er sich gerne an die AOK wenden. Seitz sagt: "Wir würden in solch einem Fall mit dem Arzt sprechen."
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