
Staubteufel wirbelt auf Parkplatz in Günzburg


Leser filmt das kurze, aber eindrucksvolle Naturschauspiel. Was die Deutsche Meteorologische Gesellschaft dazu sagt
Ein gewöhnlicher Arbeitstag war das für Jürgen Neuhoff spätestens am Freitag um 13 Uhr nicht mehr.
Denn was er da plötzlich nahe der Waschstraße beim V-Baumarkt sah, bekommt nicht jeder zu Gesicht. Auf dem Parkplatz wurde plötzlich viel Staub aufgewirbelt, der sich in einer Art Windhose zu drehen begann. Hatte Günzburg nun seinen Tornado?
Ganz so dramatisch war’s nicht. Nachdem Frank Böttcher das Video von dem Günzburger Luftwirbel gesehen hatte (von Neuhoff mit dem Smartphone aufgenommen), war sein Urteil klar. „Ein klassischer Staubteufel“, sagte der Experte auf Nachfrage unserer Zeitung. Böttcher ist Sprecher der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft.
Staubteufel? Was ist denn das?
Es ist ein räumlich eng begrenzter Wirbelwind, der meistens im Sommer durch das plötzliche Aufsteigen einer heißen Luftblase, die am Erdboden erhitzt wurde, entsteht.
Durch diese schnelle vertikale Bewegung entwickelt sich ein rotierender Luftwirbel. Die Drehrichtung von Staubteufeln ist zufällig. Sie wirbeln Blätter, Sandkörner und sonstige leichte Gegenstände vom Boden in unterschiedliche Höhen. Dadurch wird der Staubteufel überhaupt erst sichtbar.
Für Meteorologen ist das kein außergewöhnliches Phänomen. In Deutschland wirbeln Böttcher zufolge im Jahr um die 5000 Staubteufel. Von den wenigsten aber bekommen die Menschen etwas mit.
Aufnahmen mit der Qualität des Leipheimers Jürgen Neuhoff seien dann doch eher selten. Tornados, sagt der Hamburger Böttcher, der im NDR-Fernsehen als Wettermoderator regelmäßig zu sehen ist, gibt es pro Jahr in der Bundesrepublik um die 150.
Staubteufel richten im Gegensatz zu Tornados nur selten, und wenn, dann in aller Regel geringen Schaden an. 2009 etwa sei ein Staubteufel auf einem Flohmarkt in Reutlingen entstanden und habe beispielsweise leere Bierkisten hochgehoben – für volle hat die Kraft des Luftwirbels nicht gereicht.
Diese zu den sogenannten Kleintromben zählenden Erscheinungen entwickeln mit ihren Windspitzen im Durchschnitt eine Geschwindigkeit von 50 bis 60 Stundenkilometer.
Etwas heftiger muss es da auf einem Sportplatz in China im Jahr 2016 zugegangen sein. Dieser Staubteufel hievte einen Viertklässler sechs Meter in die Luft, erzählt Böttcher. Der Bub kam unsanft auf dem Erdboden auf, nachdem ihn die Verwirbelung wieder losgelassen hatte, und brach sich dabei den Arm.
Bis zu 100 Meter hoch können diese staubigen Gesellen nach Aussage des Wetterexperten werden – nach oben hin werden sie dann immer dünner. So imposant trat das Günzburger Exemplar vom Freitag allerdings nicht auf. Dieser Staubteufel war eher ein Teufelchen und schaffte mit seiner Ausdehnung nur einige Meter Höhe. Nach eineinhalb Minuten etwa, schätzt GZ-Leser Neuhoff, war der Spuk auch wieder vorbei. Beeindruckt hat ihn das Naturereignis dennoch.
Das Video vom Staubteufel finden Sie im Internet unter
guenzburger-zeitung.de/lokales
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