Ein Alleskönner im Dienst der Kirche
Zehn Jahre lang war Anton Schmid Kirchenpfleger in Burgau. Er weiß, wie viel Arbeit dieses Ehrenamt mit sich bringt
Burgau Was so ein Kirchenpfleger nicht alles können muss: Er sollte sich in der Buchhaltung auskennen, handwerklich geschickt sein und zudem noch technisches Verständnis haben. Das sagt jedenfalls Anton Schmid aus Burgau. Und der muss es wissen. Zehn Jahre lang war der 80-Jährige Kirchenpfleger in seiner Kirchengemeinde. Bei der vergangenen Wahl der Kirchenverwaltung – aus deren Mitte der Kirchenpfleger bestimmt wird – hat er sich nicht mehr aufstellen lassen. Seinem Nachfolger möchte er aber zumindest am Anfang mit Rat und Tat zur Seite stehen. Schließlich weiß er, wie arbeitsintensiv dieses Ehrenamt sein kann.
Offiziell, so heißt es in der Kirchenstiftungsordnung, ist der Kirchenpfleger dafür zuständig, den Verwaltungsvorstand, also den Pfarrer, bei seinen Aufgaben zu unterstützen. „Das ist eigentlich auch schon alles“, sagt Anton Schmid und kann sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. Dem Pfarrer seien in den vergangenen Jahren ja auch immer mehr Arbeiten übertragen worden. Die Geistlichen sind nicht mehr für eine einzelne Gemeinde zuständig, sondern für eine Pfarreiengemeinschaft. „Die Pfarrer haben mit ihren seelsorgerischen Tätigkeiten schon viel zu tun“, gibt Schmid zu. Dann ist eben die Kirchenverwaltung gefragt, um ihn zumindest bei den „weltlichen“ zur Seite zu stehen.
Und gerade in Burgau fällt da ziemlich viel an. Es geht nicht nur darum, nach jedem Gottesdienst das Opfergeld zusammenzuzählen. Zur Burgauer Kirchenstiftung gehört die Stadtpfarrkirche, zwei Kapellen, das Pfarrheim, das Albertus-Magnus-Haus, der Kindergarten Heilig Kreuz samt Kinderkrippe, einige verpachtete Grundstücke und das Pfadfinderhaus St. Georg, zählt Schmid auf. Jeden Monat möchten die Angestellten ihr Gehalt auf dem Konto haben, der Kirchenpfleger und sein Team müssen also dafür sorgen, dass auch genug Geld vorhanden ist. Und wenn – wie gerade der Fall – die Empore in der Stadtpfarrkirche beschädigt ist und saniert werden muss, dann ist der Kirchenpfleger dafür zuständig, das Geld aufzutreiben. „Eine Kirche ist ein Wirtschaftsbetrieb“, sagt er.
Ein Kirchenpfleger muss sich deshalb unbedingt in der Buchhaltung auskennen, findet Schmid. „Ohne diese Kenntnisse kommt er nicht weiter.“ Er selbst war 25 Jahre lang Verwaltungsleiter im Förderungswerk St. Nikolaus in Dürrlauingen. Meistens muss der Kirchenpfleger auch selbst mit anpacken. Ohne handwerkliches Geschick geht es daher auch nicht. „Die Zusammensetzung in der Kirchenverwaltung ist wichtig, damit die Aufgaben besser verteilt werden können“, ist Schmids Erfahrung.
Deshalb sei er auch so enttäuscht gewesen, dass sich bei der jüngsten Wahl nur sieben Bewerber für die Kirchenverwaltung haben aufstellen lassen – sechs Plätze werden vergeben, da ist die Auswahl nicht groß. Als er vor 18 Jahren zum ersten Mal in die Kirchenverwaltung gewählt wurde, erinnert sich Schmid, seien es mindestens doppelt so viele Kandidaten gewesen. Auch über die „miserable Wahlbeteiligung“ ärgert sich der 80-Jährige. Nur 150 haben ihre Stimme abgegeben – bei einigen Tausend Wahlberechtigten. Er würde sich wünschen, dass sich die Kirchenverwaltung „besser verkauft“, damit den Gläubigen bewusst wird, was das Gremium und der Kirchenpfleger alles leisten.
In den vergangenen zehn Jahren gab es für den 80-Jährigen schöne und ärgerliche Erlebnisse, sagt er ganz offen. Sieben verschiedene Pfarrer waren während seiner Amtszeit für Burgau zuständig. Manchmal seien es auch sehr kurzfristige Wechsel gewesen. „Das war nicht immer ganz einfach.“
Wenn es um sein schönstes Erlebnis als Kirchenpfleger geht, muss Schmid nicht lange überlegen: „Das war die Sanierung der Stadtpfarrkirche.“ 750000 Euro hat das gekostet. „Ich habe dabei so viel gelernt“, erzählt Schmid. Jetzt verstehe er sogar was von Kirchenkunst.
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