Rutscht dieses Haus ab? Bewohner evakuiert
Familie Möbus musste am Freitag aus ihrem Haus in Burgau ausziehen. Das Landratsamt befürchtet, dass der Hang darunter wegen einer Baustelle abrutschen könnte.
„Hier entstehen vier Stadtwohnungen in Niedrigenergie“ steht auf dem Banner neben der Baustelle. Derzeit jedoch ruhen die Arbeiten an dem Bauvorhaben an der Stadtstraße 36 in Burgau. Ärgerlich ist das nicht nur für den Bauherrn: Die Bewohner des Hauses an der Wallensteinstraße 7, das sich oberhalb der Baustelle am ansteigenden Hangs befindet, mussten kurzfristig sogar ausziehen. Das Gebäude sei nicht mehr sicher, sagt das Landratsamt.
Sven und Ute Möbus, die das Gebäude über dem Hang bis dahin bewohnten, hatten am Freitag vom Landratsamt eine Nutzungsuntersagung erhalten. Darin wird auf ein Überwachungsprotokoll der Landesgewerbeanstalt Bayern (LGA) hingewiesen.
Als öffentliches Unternehmen ist diese unter anderem für baustatische Nachweise zuständig. Am Tag vorher hatte an der Baustelle unterhalb an der Stadtstraße ein Ortstermin stattgefunden. In der Nutzungsuntersagung des Landratsamtes heißt es: Es sei nicht zu bewerten, inwieweit die Standsicherheit des Gebäudes am oberen Böschungsende noch gegeben ist, was sofortiges Handeln erfordere. „Aufgrund des vorliegenden Berichtes der LGA wäre es zur Sicherheit der Bewohner nicht vertretbar gewesen“, heißt es seitens Landratsamtes. „Der Hang hätte in Bewegung geraten können.“
Die Straße selbst musste nicht gesperrt werden
Weiter wurde auch die Stadt Burgau aufgefordert, Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, wie unter anderem die Sperrung der Treppen entlang des Grundstücks. Von einer Sperrung der Stadtstraße und des Gehweges im Bereich der Baustelle konnte abgesehen werden.
Nach Absprache mit Landratsamt, Prüfstatiker und Bauherr blieb es bei einer entsprechenden Anschüttung mit Sand zur Hangstabilisierung. Darum hatte sich am Samstag der Bauherr gekümmert. Dass unter unglücklichen Umständen von dem Bau eine Gefahr hätte ausgehen können, möchte auch Burgaus Stadtbaumeister Werner Mihatsch nicht verneinen.
Die Familie lebt vorübergehend in einer Ferienwohnung
Derzeit sind die Bauarbeiten eingestellt, das Gelände ist abgesichert. Für die Bewohner des Hauses an der Wallensteinstraße ging alles ganz schnell. „Wir mussten Knall auf Fall ausziehen, ich war auf 180“, erklärt Sven Möbus im Gespräch mit unserer Zeitung.
Das Ehepaar ist mit seinen Kindern vorübergehend in eine Ferienwohnung gezogen. Ute Möbus zeigt sich nicht weniger verärgert: „So etwas muss vorher geklärt werden, und nicht erst, wenn die Behörde überprüft.“ Beide hoffen zwar dass so schnell als möglich eine Lösung gefunden wird. Sie kommen sich alleine gelassen vor. „Keiner fühlt sich irgendwie zuständig.“
Der Zeitpunkt der Rückkehr ist noch nicht abzusehen
Seitens des Bauherrn – er möchte ebenfalls eine schnelle Klärung herbeiführen – heißt es, dass im Vorfeld ein geologisches Gutachten veranlasst worden war und alle Unterlagen an den Statiker gegangen seien. Seiner Meinung nach wurde nicht entsprechend gerechnet. Vom Landratsamt wurde er nun aufgefordert, einen Sachverständigen für Geotechnik zu beauftragen.
Dieser soll zu dem Ergebnis kommen, wie sicher der Hang ist, ob mit der provisorischen Maßnahme durch die Sandanschüttung im Moment die Bewohnbarkeit des Gebäudes oberhalb gegeben ist und welche Maßnahme zu ergreifen wären, falls dies nicht der Fall wäre. Und dies könnte dauern. Wann Sven und Ute Möbus wieder in ihr Haus einziehen können, ist unklar. Die augenblickliche Situation zeigt sich jedenfalls verworren. Wurde etwas anderes gemacht, als es in der Planung steht? „Im Detail entsprechen die Ausführungen nicht den geprüften Planungen“, so heißt es von Seiten der Landesgewerbeanstalt Bayern.
Die Diskussion ist geschlossen.
Ist schon seltsam, dass die Familie ausziehen musste, aber unten die Autos und Fußgänger weiterhin geduldet werden. Am Marktsonntag war die Baustelle ein beliebtes Schauobjekt, ohne jegliche Warnhinweise.