Vorhang auf: Die "Ladykillers" machen Bubesheim unsicher
Das Wintertheater hat sich dieses Jahr die britische Kriminalkomödie vorgenommen. Ein Stück voller Herausforderungen, Action und viel schwarzem Humor.
Mitten in den Proben zu „Ladykillers“ steht das Wintertheater Bubesheim. Am 13. April ist Premiere im Bürgerhaussaal, vier Vorstellungen werden gegeben. Es sind zehn Akteure, die die britische Kriminalkomödie in der Region zu einer Erfolgsstory machen möchten. Schwarzer Humor blitzt an allen Ecken und Enden auf, die zehn Rollen sind klar verteilt: Fünf aus der Londoner Unterwelt wollen einen Geldtransporter überfallen und möglichst nicht erwischt werden.
Zwei Kriminaler bekommen Wind von der Sache und ermitteln. Mittendrin ist eine schrullige Londoner-Lady, ihre zwei Freundinnen sorgen für weiteren britischen Charme. Zur Handlung ist nur so viel zu verraten, dass sich unter dem Deckmantel Musiker zu sein, eine illustre Ganovenbande bei einer alten Dame einmietet und den ganzen großen Coup plant. In die Rolle der Ganoven schlüpfen Ines Bauer, Karl Jordan, Joachim Langer, Bernd und Paul Radinger, eine vortreffliche Besetzung, die den unterschiedlichen Charakteren gerecht wird. Chef der Bande ist Karl Jordan, er gibt sich gewohnt seriös, mimt den Professor und sieht so gar nicht nach Ganove aus. Kein Wunder, dass Mrs. Loomis, die reizende, etwas ältliche Londoner Dame auf ihn hereinfällt und an ihn vermietet.
Theater "Ladykillers" in Bubesheim
Wer anderes als Heidi Ortlieb, die Grande Dame des Wintertheaters, seit Jahrzehnten als Theaterautorin und Schauspielerin engagiert, könnte diese Rolle übernehmen? Ortlieb verwöhnt in „Ladykillers“ ihre so besonderen Untermieter mit Scones und Tee, stellt sie ihren beiden Freundinnen Evelin Taubitz und Gaby Landsteiner vor, bedankt sich für die künstlerisch wertvolle, weil doch so schräg harmonisch klingende Musik der Ganoven und erkennt erst spät, eigentlich zu spät, wen sie sich da ins Haus geholt hat. Sie selbst wird ganz unwissend zur Mitbeteiligten das Überfalls auf den Geldtransporter. Wird sie schweigen oder zur Polizei gehen? Die Antwort auf diese Frage würden die Ganoven auch gerne wissen. Andreas Trapp und Susanne Ramsay sind die beiden tatkräftigen und gut bewaffneten Hüter des Gesetzes, ihr kleines Büro ist auf einer Nebenbühne untergebracht. Auf der Hauptbühne sind Mrs. Loomis´ Wohnzimmer und Flur stilvoll eingerichtet und Schauplatz von so mancher makabrer Szene und schrägem Humor. Londons Straßen um den Bahnhof Kings Cross, in dessen Nähe Mrs. Loomis wohnt und wo die Bande ihren großen Coup plant, führen quer durch den Zuschauerraum. Die Zuschauer sind nah dran am Ort des verbrecherischen Geschehens.
„Ladykillers“ geht zurück auf einen Film aus dem Jahr 1955, für das Originaldrehbuch erhielt William Rose eine Oscar-Nominierung. Wieso entschied sich das Wintertheater für die „Ladykillers“? Heidi Ortlieb hat die Antwort parat: „Wir, also meine Mutter Maria Metz und ich, schauen gerne alte Filme und dachten uns schon lange, dass wir die Ladykillers einmal spielen könnten.“ Und mit einem charmanten Lächeln fügt sie hinzu: „Das Sahnehäubchen bei diesem Stück ist doch, dass mit Mrs. Loomis eine schöne große Rolle für mich dabei ist.“ Und so steht Heidi Ortlieb mit Tochter Ines Bauer, Schwiegersohn Bernd Radinger und Enkel Paul Radinger auf der Bühne, bestrebt die Ehrlichkeit zu wahren und gegen die Ganoven zu bestehen. „Diese Rolle liegt mir,“ findet nicht nur Heidi Ortlieb. Maria Metz verfolgt die Probe aufmerksam als Zuschauerin, auch sie hat viele Jahre selbst gespielt und war für Kostüme verantwortlich, und findet es wunderbar die Theaterversion des Schwarz-Weiß-Films in Bubesheim sehen zu können. Kein geringerer als Alec Guinness (1914 – 2000) spielte in diesem Klassiker der Schwarzen Komödie den Ganovenchef.
Am Regiepult sitzt bei „Ladykillers“ Kilian Trapp, Sonja Radinger assistiert. Trapp schildert die Herausforderungen dieses Stücks: „Es hat viele kurze Dialoge mit hohem Tempo, da müssen die Darsteller enorm präsent sein, damit das funktioniert.“ Für Licht- und Ton-Effekte auf Basis der Anlage von Joe Jaitner sind Kilian Trapp und Sonja Radinger bei „Ladykillers“ auch selbst verantwortlich, ein eigener Techniker fehlt dieses Mal. Auf das Bühnenbild, das ganz ohne Umbau funktioniert, keine Vorhang hat und Basis der einfallsreichen Inszenierung ist, ist das Wintertheater zurecht stolz. Und doch wäre das Projekt „Ladykillers“ fast gescheitert. Sonja Radinger erzählt: „Es ist das teuerste Stück, das wir jemals hatten.“ Die Kosten für die Rechte der Kriminalkomödie von William Rose brachten den Bubesheimer Dorfverein fast an seine Grenzen. Aber eben nur fast und so steht den vier Aufführungen der „Ladykillers“ am zweiten und dritten Aprilwochenende nichts mehr im Wege. Der Kartenverkauf unter den Rufnummern 08221/8171 und 08221/4494 läuft bereits. Gespielt wird jeweils um 18 Uhr am 13.4., 14.04., 20.04. und 21.04. Und beim Schlussapplaus werden auch alle wissen, ob diese unterhaltsame und gewiefte Ganovenbande wirklich zum äußersten bereit ist und Mrs. Loomis um die Ecke bringt. Oder sind die Ladykillers nur Tarnung und Täuschung?
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