Das ist beim Tag der offenen Tür im Amtsgericht Günzburg geboten
Einmal einen Gerichtsvollzieher fragen, wie ein Mahnverfahren abläuft und hinter die Kulissen einer Verhandlung schauen: Nicht nur das ist am Freitag möglich.
Normalerweise sucht man eher wegen unangenehmen Angelegenheiten das Gericht auf: Sei es, weil man Einspruch gegen eine Geldstrafe eingelegt hat, familiäre Situationen oder Sorgerechtsstreitigkeiten geklärt werden müssen, man als Zeuge in einem Strafprozess geladen ist oder sogar als Angeklagter erscheinen muss. Am kommenden Freitag, 12. April, darf aber jede und jeder ganz ohne einen solchen Grund ins Amtsgericht Günzburg kommen. Im Rahmen eines Tags der offenen Türe bekommen Bürgerinnen und Bürger von elf bis 16 Uhr Einblicke hinter die Türen der Verhandlungssäle und können interessanten Vorträgen zuhören.
Auch Johann-Peter Dischinger, Direktor des Amtsgerichts Günzburg, ist vor Ort und beantwortet Fragen. Bei den Vorträgen geht es um allgemeine Informationen, die viele Bürgerinnen und Bürger im Laufe ihres Lebens betreffen. Sei es ein Testament und wie eine solche "Verfügung von Todes wegen", so der Sammelbegriff für letztwillige Erklärungen, aussieht oder auch, wie man sich bei Mahnverfahren verhält. Weitere Themen sind Betreuungsverfahren, Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Amtsgerichts stehen für allgemeine Fragen bereit. Außerdem werden die Ausbildungsbeauftragten da sein und Informationen zu Ausbildung und Studium geben.
Bei der Schauverhandlung werden Mitarbeiter selbst zu Beteiligten
Ab 15 Uhr wird dann ein fiktiver Fall vor Gericht verhandelt, bei der sogenannten Schauverhandlung kann man einmal – ohne selbst beteiligt zu sein – sehen, wie eine Strafsitzung abläuft. Am Montag fand die Generalprobe dafür statt, wie Geschäftsleiterin und Rechtspflegeamtsrätin Eva Fuchs verrät. Die Schauverhandlung leitet Richter Dischinger selbst, auch eine "echte" Staatsanwältin kommt. Angeklagter und Zeuginnen und Zeugen werden von den Mitarbeitenden des Amtsgerichts gespielt, die sich bereits viel Mühe bei den Vorbereitungen gemacht haben, wie Fuchs erzählt. Nach der Verhandlung dürfen Zuschauerinnen und Zuschauer Fragen stellen.
Außerdem gibt es zwischen elf und 16 Uhr Hausführungen, bei der auch zwei Büros besichtigt werden können. Im April 2016 wurde der Neubau des Amtsgerichtsgebäudes in der Ichenhauser Straße 16 eingeweiht. Zuvor residierte die Justiz in Günzburg bekanntlich in einem Trakt des Alten Schlosses, der liebevoll „Fuchsbau“ getauft wurde, weil er so verwinkelt ist. In drei Jahren Bauzeit war das neue Gebäude mit seiner markanten Natursteinfassade und den charakteristischen schmalen Fenstern hochgezogen worden. Das hat den Freistaat Bayern 16 Millionen Euro gekostet.
Eine Anmeldung zum Tag der offenen Tür ist nicht nötig, allerdings sollten Besucherinnen und Besucher beachten, dass es am Eingang Taschenkontrollen gibt. Messer und andere gefährliche Gegenstände dürfen nicht mit ins Gericht gebracht werden. (mit AZ)
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