Zeit zum Zuhören ist ihm wichtig
Bürgermeister Schmalle hat noch viele Baustellen offen, bevor neue Ideen angepackt werden können
Nach einer Periode im Gemeinderat ist Rainer Schmalle, 60 Jahre, zum Bürgermeister in Osterberg und Weiler gewählt worden. Auf die Frage, ob er denn eine 100-Tage-Bilanz ziehen wolle, sagt er gut gelaunt: „Ich bin doch schon gefühlte 120 Tage im Amt, es ging sofort los.“ Schnell habe er die an ihn herangetragenen Erwartungen gespürt, aber auch das in ihn gesetzte Vertrauen.
Am 1. Mai hat seine Amtszeit begonnen und am 2. Mai sah er sich damit konfrontiert, den Kindergarten entweder zu schließen oder neues Personal aus dem Hut zaubern zu müssen. Mitarbeiter hatten gekündigt, aber es gab nicht ausreichend Ersatz. Schmalle fand Übergangslösungen und kann jetzt fürs beginnende Kindergartenjahr einen geregelten Betrieb mit nahezu neuem Team aus drei Erzieherinnen und zwei Kinderpflegerinnen gewährleisten. „Jetzt wollen wir noch die Mauern im Kindergarten trockenlegen, dann ist einiges erreicht.“
Auch der in die Jahre gekommene Wertstoffhof der Gemeinde – einst Aushängeschild der Dorferneuerung – erfährt gerade eine Aufwertung. Zur besseren Trennung von Rasen- und Baumschnitt wird er um einen Streifen Grund erweitert und bekommt ein zusätzliches Tor für zügiges Hinein- und Hinausfahren. Aus dem vorangegangenen Gremium stehen noch Projekte an, aber Schmalle kann auf die Unterstützung seiner Räte zählen. Zum Beispiel beim Schulhof, der zwar nicht zu Ende geplant, aber fertigzustellen ist. Zweiter Bürgermeister Alexander Hruschka, Johannes Fackler, Jürgen Blechschmidt, Oskar Jaut und Ex-Gemeinderat Bernhard Kehrer waren dabei, haben geschaufelt, gebaggert und geteert.
Schmalle stellt fest: „Teilweise kann ich nur reagieren, wo ich lieber vorab besprechen oder planen wollte.“ Nicht immer sei die gewünschte Beteiligung im Gremium möglich. Es gebe noch viele lose Enden, die er verknüpfen wolle. Zu zwei Dritteln besteht der Gemeinderat aus neuen Mitgliedern, die motiviert und voll Tatendrang angetreten seien, aber auch eine Frist bräuchten, um eigene Erfahrungen zu sammeln. „Sie stecken voller Ideen, dabei müssen wir erst die offenen Baustellen abarbeiten“, sagt Schmalle. Nicht umsonst hat sich das Gremium selbst bis auf Ausnahmen einen 14-tägigen Sitzungsrhythmus verordnet.
Mitunter stößt Schmalle auch an verwaltungstechnische Grenzen, die allen Schaffensdrang bremsten. Büro- und Sprechzeiten, die auf Feiertage fallen, würden das Arbeiten unnötig verzögern.
Sind die Dinge aber mal ins Laufen gekommen, hat Schmalle auch schon viel Anerkennung gespürt. Ihm sind die Erwartungen an den neuen Bürgermeister wohl bewusst. „Anfangs will ich überall antreten, damit mich die Leute kennenlernen, aber auch aus eigenem Interesse, um später zu wissen, wovon die Rede ist. Mitunter mache er die Erfahrung, als Vereinsangehöriger an einer Veranstaltung teilnehmen zu wollen und letztlich als Bürgermeister gefordert zu sein. Auch Gemeinderäten erginge es so, wenn sich in dem kleinen Ort Funktionen überschnitten. Schmalle findet: „Es kann eine Gratwanderung sein, Transparenz ist ganz wichtig.“
Mit Interesse hat der Amtsneuling Bürgermeisterbesprechungen und den Gemeindetag wahrgenommen und als Vertreter der südlichsten Gemeinde im Kreis will er zum Landrat in der nördlichsten guten Kontakt halten. Neben all den Terminen nimmt sich Schmalle bewusst Zeit, um den Bürgern zuzuhören. Ihn freut es, wenn sie auf ihn zukommen, er sagt: „Zuhören muss immer möglich sein, wie soll ich sonst erfahren, wo es klemmt.“
Es passt zu ihm, dass er im Herbst einen Treff für Anlieger und alle interessierten Bürger plant, an dem das schwierige Thema Hauptstraßensanierung (NU 7) erneut aufgegriffen und beraten werden soll.
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