Fledermäuse und andere Tiere erhalten Ersatzquartiere im Roggenburger Forst
Der Ausbau der Staatsstraße zwischen Ingstetten und Deisenhausen führt zu massiven Eingriffen in die Natur. Maßnahmen zum Artenschutz leisten einen Ausgleich.
Wer mit dem Auto regelmäßig zwischen Weißenhorn und Krumbach unterwegs ist, kann es kaum erwarten, dass die Staatsstraße durch den Roggenburger Forst ausgebaut wird. Ende August begannen die Arbeiten für das Zehn-Millionen-Euro-Projekt. Der Abschnitt zwischen Ingstetten und Deisenhausen soll sicherer werden, zudem wird ein Geh- und Radweg entlang der wichtigen Verbindungsachse gebaut. Was Menschen freut, bedeutet aber großen Stress für die Natur. Bevor für den Straßenausbau zahlreiche Bäume gefällt werden, sind Forstarbeiter aktiv geworden, um den dort lebenden Tieren etwas Gutes zu tun.
Jüngst sind Beschäftigte der Bayerischen Staatsforsten im Auftrag des Staatlichen Bauamts Krumbach in der Nähe des Ingstetter Weihers auf Bäume gestiegen, um Ersatzquartiere für Fledermäuse und in dem Gebiet brütende Vögel anzubringen. Dabei wurden erstmals auch künstliche Höhlen an Baumstämmen geschaffen, die den Tieren Unterschlupf bieten. Der Forstbetrieb Weißenhorn unter der Leitung von Martin Eggert hat die Arbeiten im Staatsforst betreut und beaufsichtigt.
Europäische Vorgaben sind ins Bundesnaturschutzgesetz übernommen worden
Es handelt sich dabei um sogenannte CEF-Maßnahmen und Vermeidungsmaßnahmen, zu denen das Staatliche Bauamt als Bauherr verpflichtet ist. CEF steht für "continuous ecological functionality", was übersetzt "dauerhafte ökologische Funktion" heißt. Wie Bettina Douglas vom Sachgebiet Naturschutz und Landschaftspflege am Staatlichen Bauamt Krumbach berichtet, sind das Vorgaben aus europäischen Artenschutzrichtlinien, die in das Bundesnaturschutzgesetz und das bayerische Naturschutzgesetz übernommen wurden. Diese sehen zum Beispiel vor, dass bei Eingriffen in Bereichen, wo geschützte Arten leben, Ersatzquartiere zur Verfügung gestellt werden.
Douglas zufolge müssen für den Straßenausbau im Roggenburger Forst Rodungen vorgenommen werden. Das soll im Winter passieren. Als Ausgleich werden an anderer Stelle zwar wieder neue Bäume gepflanzt. Doch schon bevor gefällt werde, müsse man im direkten Umfeld neue Lebensräume für die betroffenen Tiere mit entsprechenden Nistkästen oder Nisthöhlen zur Verfügung stellen, sagt Douglas.
Im Roggenburger Forst leben zahlreiche Fledermausarten
Diverse Fledermausarten leben im Roggenburger Forst, insbesondere im Bereich des Ingstetter Weihers und entlang des Schwarzbachs, der den Weiher speist. Douglas listet unter anderem die Bechsteinfledermaus, die Wasserfledermaus, den Abendsegler und die Zwergfledermaus auf. Sie verweist auf Untersuchungen in dem Gebiet: Insgesamt 686 Kontakte mit einzelnen Fledermäusen habe ein sogenannter Bat-Detektor erfasst. Diese Geräte werden über einen längeren Zeitraum aufgehängt und erfassen die für das menschliche Ohr nicht hörbaren Rufe der Tiere. "Anhand der Rufe kann man die Arten bestimmen", sagt Douglas.
Für Fledermäuse wurden nun künstliche Nisthöhlen in einzelne Bäume in Roggenburger Forst eingefräst. Diese befinden sich weit oben am Stamm, da sich einige der Insektenfresser bevorzugt im Bereich der Baumkronen aufhalten, weil sie dort mehr Beute finden. Auch 30 Kilogramm schwere große Nistkästen für ganze Fledermaus-Kolonien seien angebracht worden, berichtet Douglas. Hinzu kamen weitere Quartiere für Brutvögel.
Dieser Teil der Arbeiten wurde an zwei Tagen erledigt. Folgen sollten noch weitere Maßnahmen unter anderem für die Haselmaus sowie Gehölz- und Heckenpflanzungen, wie die Mitarbeiterin der Krumbacher Behörde schildert. "Wir machen auch noch was für den Laubfrosch", fügt Douglas hinzu. Für die Amphibien würden zwei neue Tümpel im Schwarzbachtal angelegt. Ferner werden mobile Zäune zum Schutz von Fröschen, Erdkröten und weiteren Amphibien aufgestellt.
Im zweiten Bauabschnitt wird die Straße zwischen Ingstetten und Deisenhausen gesperrt
Der im August begonnene erste Bauabschnitt des Straßenausbaus betrifft wie berichtet den Bereich der St 2019 von Deisenhausen bis zur Abzweigung nach Breitenthal. Dieser ist für voraussichtlich zehn Monate gesperrt, der Verkehr wird über Breitenthal nach Krumbach umgeleitet. Im Juni 2023 sieht der Zeitplan den Beginn des zweiten Bauabschnitts vor. Dann geht es um den Straßenabschnitt von der Abzweigung nach Breitenthal bis Ingstetten. Im Frühjahr 2024 soll die Straße samt Geh- und Radweg fertig sein.
Im Zuge des zweiten Bauabschnitts werden Douglas zufolge insgesamt 27 Durchlässe errichtet, damit Amphibien und kleinere Wildtiere künftig gefahrlos auf die andere Seite der Straße gelangen können. Auch Dachse und Biber könnten diese Möglichkeit nutzen, sagt Douglas.
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