Eine Wellküre als Ministerpräsidentin
Die Kabarettistinnen begeistern im Fuggermarkt
Von Fritz Settele
„Wir retten Bayern!“, das versprachen jedenfalls die drei Well-Schwestern, besser bekannt unter dem Namen Wellküren. Die „Besten Schwestern“ machten auf ihrer sogenannten Wahlkampftournee im Fuggermarkt Station und begeisterten das Publikum mit einer Mischung aus Kabarett und Musik. Dabei hatten sie auch vor lokalpolitischen Themen keine Hemmungen und teilten ordentlich aus.
Farblich, aber auch vom Temperament her absolut unterschiedlich, präsentierten sich die Wellküren bei ihrem zweiten Auftritt im Fuggermarkt von ihrer besten Seite. Neu war für sie dabei die „Mauer“, die Babenhausen im Süden in Ost und West aufteilt. In dieser wunderbaren Gegend sei aber wohl nicht viel los, hole deshalb „der Fuchs die Henna bei Tag“. Die ersten Lacher hatten sie gleich auf ihrer Seite, als sie die neue Aula als „schea dekoriert“ einstuften, denn anstatt Blumen und stofflichen Kaschierungen dominierten Kabelstränge und Verteilertrommeln das Bild.
Sogleich nahm der Well-Express volle Fahrt auf. Da der Heimatort Oberschweinbach die höchste Geburtenrate in Deutschland aufweist, wurde auch Bundesfamilienministerin Kristina Schröder mit ihren „brunzbieselsblöden“ Vorstellungen auf dieses bayerische Kaff aufmerksam. Dort werden Singlehaushalte zugunsten Zwangswohngemeinschaften aufgelöst, Ausgangssperren an Mariä Empfängnis verhängt und Verhütungsmittel generell verboten.
Hier bleiben die Probleme aller Frauen aktuell, nämlich was sie anziehen, kochen oder wen sie heiraten sollen. Doch entsprechend wird „gebrainstormed“. Eindeutiges Ergebnis – Well for (Minister-)Präsident. Und hierfür habe Moni alle Voraussetzungen, nämlich eine starke Partei, die „Einzig wahren Schwestern“, hinter sich, beherrscht sie das hinterfotzige Dauerreden ohne Luft zu holen und kann alles gut verkaufen. Dies verdeutlichte sie überaus gekonnt beim Verkauf der „Wisching-Well“-Tücher, mit dem man alles sauber bekommt, von der Brille des Bürgermeisters Otto Göppel bis hin zum Achselschweiß des Well-Fleisches. Das Spezialtuch zog sich wie ein Running Gag durch das Programm – und den Pausenverkauf.
Für die neue Staatsregierung versprechen die Wellküren eine 100-prozentige Frauenquote ohne die ‚Hadert mit ihren Hauern‘, wofür sich auch Hillary Clinton in einem mehrstündigen Gespräch interessierte und lediglich der Name Moni für Probleme sorgte. Die Chancen für einen Regierungswechsel in Bayern seien hervorragend, weil die „CSU nicht mehr das ist, was sie einmal war“. Zudem schreibe derzeit „jeder Depp eine Biografie“, was Moni die Zornesröte ins Gesicht trieb.
Als Ausgleich dazu gab es die „Three little sisters and the Bavarian Sexmachine“ oder Burgi als begnadete Verliererin, von der Unschuld über Geld bis hin zum Herzen, wobei die Mini-Gitarren farblich zum Outfit passten. So wird aus AC/DCs „Highway to hell“ der „Dr Deifi soll’n holn“ (den Ex-Ehepartner). „Spiel mir das Lied vom Tod“ aus Sergio Leones gleichnamigem Italowestern, bestens auf den Nonnentrompeten in Szene gesetzt, diente gleichzeitig als Background zum Duell zwischen Christian Ude und „Horst dem Fruchtbaren“, wobei Burgi, Bärbi und Moni, also die Wellküren, gleich den um einen reduzierten apokalyptischen Reitern – diesmal aus dem Westen kommend – die Erlösung bringen.
Hohe Musikalität, Spontanität und einen durchaus bissigen Wortwitz zeichnen die drei Wellküren aus, wofür der lange anhaltende Applaus als bester Beweis dient. Und so sind der zünftigen Ministerpräsidentin Moni die Stimmen der 400 begeisterten Besucher ziemlich sicher, zumal sie einen „Krämerladen Auf der Wies, eine eigene Musikschule für Babenhausen und sogar eine Bevorzugung vor Heimertingen bei der Einrichtung von Umgehungsstraßen“ den Babenhausern versprach. Letztendlich bedankten sich die drei Multitalente bei allen, die diesen Auftritt ermöglicht hatten, sogar „für die Bluama, die mr net kriagt ham“.
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