Ein Leben wie im Paradies
Oberschönegg-Dietershofen "Unser Dietershofen, ja, da gibt es viel zu erzählen, da könnte ich Bücher drüber schreiben", sagt Johann Eberle.
Geschrieben über Dietershofen hat er schon viel. Schließlich betreibt der "Dorfchronist" Heimatforschung. So hat er maßgeblich bei der Erstellung der Dorfchronik von 1992 mitgewirkt, ebenso bei Festschriften. Doch auch im Ehrenamt war Johann Eberle stets aktiv: "Überall dabei sein und mitmischen, das hat mir schon immer gefallen und Spaß gemacht. Manchmal überlege ich schon, wann ich noch all die Arbeit auf meinem Hof und den Feldern gemacht habe", sagt der älteste männliche Dietershofer. Der 86-Jährige blättert in seinen Notizen, darunter auch Mundartgedichte, die er selbst geschrieben hat. 1921 wurde Johann Eberle in Dietershofen geboren. "Heute behaupte ich immer noch, dass ich zeitlebens hier gelebt habe wie im Paradies", sagt Eberle. Nur einmal musste er Dietershofen länger verlassen - als Soldat während des Zweiten Weltkriegs.
Neben zahlreichen Ehrenämtern war Eberle auch in den Vereinen des Orts aktiv. Über die Landkreisgrenze hinaus sei der Schützenverein Buchenwald Dietershofen mit seiner Vorderlader-Feuerschützenkompanie bekannt, bei dem er seit 1984 Ehrenmitglied ist. Viele Politiker hätten die Feuerschützen schon mit einem Besuch in Dietershofen die Ehre gegeben. "Auch eine eigene Feuerwehr haben wir seit 1880, einen Obst- und Gartenbauverein, einen Kirchenchor, einen Brauchtumsverein und die Jagdgenossenschaft." Aber die Dietershofer teilen sich auch Vereine mit anderen Orten, Oberschönegg, Weinried und Dietershofen haben sich zum Beispiel zum Theaterverein Oberweinhofen zusammengetan, außerdem gibt es den Frauenbund Oberschönegg-Dietershofen, dem auch die Mutter-Kind-Gruppe angehört.
"Dietershofen war einst mit wenigen Ausnahmen ein armes kleines Dorf, ringsherum gab es nur Sumpf und Moos", erzählt Johann Eberle. Viel Arbeit sei es gewesen, bis die Gegend um das Dorf so schön wurde, wie sie heute ist. Zahllose Drainagerohre wurden gelegt, Unmengen an Boden aufgeschüttet, Weiher trocken gelegt. Heute lässt sich das kaum erahnen, wenn man auf dem Dietershofer Aussichtspunkt, dem ¿Käpelleberg', steht und die atemberaubende Aussicht genießt - "an manchen Tagen kann man im Süden sogar die schneebedeckten Alpen sehen".
1724 wurde auf dem Berg eine Kapelle mit Eremitenwohnung erbaut, in der bis 1795 sieben "Klausner" wohnten. Nachdem die Kapelle 1807 abgerissen worden war, angeblich war sie 1796 von den Franzosen geplündert worden, wurde 1911 dort ein Kreuz errichtet und 1936 mit einem Kreuzweg umgeben. 1943 versprach die Gemeinde auf dem Kapellenberg wieder eine Kapelle zu errichten, wenn der Krieg ohne größeren Schaden an der Pfarrei vorüberginge. 1958/59 wurde die Kapelle in der heutigen Form erstellt. Schön anzusehen ist vom Kapellenberg aus auch die Kirche St. Ulrich mit ihrem spätgotischen Kern. Eberle erzählt, dass die erste Erwähnung der Kirche 1167 im Zuge der Reliquienschenkung durch den Ottobeurer Abt Isigrim erfolgte.
Nicht nur in der Vergangenheit wurde in Dietershofen gebaut. "Mit dem Bau des Feuerwehrhauses und des Schützenheimes 2003 bis 2005 ging für die Dietershofer ein großer Traum in Erfüllung." Über Dietershofen gäbe es noch viel mehr zu erzählen, meint Johann Eberle. "Unser Dorf hat jede Menge zu bieten, es gibt unzählige Geschichten und Anekdoten über Gebäude, Landschaft und die Menschen hier zu erzählen, vieles davon habe ich schon aufgeschrieben, vieles will ich noch schriftlich festhalten, damit nichts in Vergessenheit gerät."
Die Diskussion ist geschlossen.