Karajan und die Eisenträger
Ulm (roma) - Der Klang galt ihm als Höchstes. "Das Wunder Karajan" war geflügeltes Emblem. Der heute vor 100 Jahren in Salzburg geborene, 1989 in Anif gestorbene langjährige Chef der Berliner Philharmoniker, ist in seinen Lehr- und Wanderjahren auch fünf Spielzeiten lang Kapellmeister am Ulmer Stadttheater gewesen.
Sein Debüt als Dirigent gab Karajan 1927 mit Beethovens Oper "Fidelio" in Salzburg. Konzertante Musik dirigierte er erstmals am 17. Dezember 1928 während eines Studentenkonzertes in Wien mit Rossinis Ouvertüre zu "Wilhelm Tell". Karajans erstes abendfüllendes Konzert als Dirigent des Salzburger Mozarteums am 22. Januar 1929 wurde nicht nur ein großer Erfolg, sondern beschert ihm auch die erste feste Anstellung als Dirigent am Ulmer Stadttheater, wo er nur zwei Monate später debütierte.
Das Ulmer Theater, vom Alten Theater an der ehemaligen Wagnerschule der Nachkriegszeit Ende der 60er Jahre in den (jetzt bald zu renovierenden) Schäfer-Bau an den heutigen Herbert-von-Karajan-Platz 1 umgezogen, gilt als ältestes Stadttheater Deutschlands: Wegen des großen Publikumszuspruchs wurde schon im Jahr 1641 nach den Plänen des Stadtbaumeisters Joseph Furttenbach in einer Kornscheuer auf dem Binderhof beim ehemaligen Dominikanerkloster ein "Zweckbau" für das Theater erbaut, das bereits Vorhang und Orchestergraben hatte und mit einer wie auf italienischen Bühnen üblichen Technik ausgestattet war, unter anderem mit prismenförmigen, drehbaren Kulissen (Telari). In diesem Theater gab es für das Publikum 600 in ansteigender Folge angeordnete Sitzplätze und 150 Stehplätze. Schon 1650 wurde es auf 1000 Plätze aufgestockt. Das Gebäude wurde mit dem spanischen Erbfolgekrieg in eine Kaserne umgewandelt. 1770 wurde im ehemaligen "Kutschenhaus" wieder ein Theater eingerichtet und 1781 als "Komödienhaus" und Spielstätte eröffnet. Bis zur Zerstörung im II. Weltkrieg blieb dieses Gebäude das Ulmer Domizil im Stadttheater.
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