Pfarrer nach Opferstock-Aufbruch: "Situation wurde schamlos ausgenutzt"
Diebe haben sich jüngst an Opferstöcken im Unterallgäu vergriffen - etwa in Mohrenhausen und Unterrieden. Das sagen ein Pfarrer und ein Polizist zu solchen Vorfällen.
Ist manchen Menschen nichts mehr heilig? Wenn in einer Kirche Geld gestohlen wird, hat das für viele einen besonders bitteren Beigeschmack. Anfang dieser Woche hat die Polizei zwei Opferstock-Aufbrüche im Unterallgäu gemeldet. Einer der Vorfälle ereignete sich in der Bruder-Konrad-Kapelle im Kettershauser Ortsteil Mohrenhausen. Pfarrer Thomas Brom zeigt sich betroffen davon - zieht aber sogar einen positiven Aspekt aus der Sache. Und was sagt die Polizei?
Mohrenhausen: Opferstock mit brachialer Gewalt geöffnet
Zunächst zu dem, was am Wochenende passiert ist: Mitten in der Nacht, zwischen 1.50 und 2 Uhr, brach am Sonntag ein Unbekannter gewaltsam einen Opferstock in der Bruder-Konrad-Kapelle in Mohrenhausen auf. Ein Anwohner bemerkte das Leuchten von Taschenlampen und ein geparktes Auto im Bereich des kleinen Gotteshauses. Als er die Kapelle am nächsten Tag betrat, stellte er den Aufbruch fest. Die Polizei bittet nun um weitere Hinweise zu dem Vorfall. Die Schadenshöhe beziffert sie auf 500 Euro.
"Der finanzielle Schaden ist gering", sagt Pfarrer Brom. "Die Betroffenheit ist trotzdem da. Man muss feststellen, dass jemand die Situation schamlos ausgenutzt hat." Er ist froh, dass kein Schaden an Figuren oder am Altar entstanden ist. In seiner Zeit als Pfarrer habe er einen solchen Vorfall wie in Mohrenhausen noch nicht erlebt: "Sowas ist für mich völlig neu."
So selten scheinen Opferstock-Aufbrüche allerdings gar nicht zu sein. Die Polizei verzeichnete im Landkreis Neu-Ulm im Jahr 2019 fünf Fälle, 2020 waren es zwei und heuer schon einer. Im Unterallgäu fällt die Bilanz höher aus: 2019 gab es sechs registrierte Opferstock-Aufbrüche, 2020 waren es ganze 21 und in diesem Jahr immerhin schon fünf. "Gelegenheit macht Diebe", zitiert Dominic Geißler, Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West, ein Sprichwort.
Opferstöcke: Die Beute fällt oft nicht sehr üppig aus
Wie die Häufung der Fälle im vergangenen Jahr im Unterallgäu zu erklären ist? 14 der 21 Diebstähle sind inzwischen aufgeklärt und wurden einer Tätergruppierung aus dem osteuropäischen Raum zugeordnet, berichtet Geißler. Sonderlich ertragreich war deren Beutezug ihm zufolge allerdings nicht, stellt man das Risiko, entdeckt zu werden, gegenüber: Die Täter sackten einen dreistelligen Geldbetrag ein. "Der Sachschaden ist manchmal höher als der Beuteschaden", sagt der Polizeihauptkommissar. Meist wüssten die Täter ja nicht, wie viele Münzen und Scheine tatsächlich in den Opferstöcken zu holen sind.
Das war auch am vergangenen Wochenende in der Unterallgäuer Gemeinde Unterrieden so. In der dortigen Lourdesgrotte machte sich jemand mit brachialer Gewalt an einem Opferstock zu schaffen. Die Beute: vermutlich ein geringer Geldbetrag. Der Schaden, der zurückblieb, war laut Polizeibericht allerdings größer. Ersten Ermittlungen zufolge liegt die Tatzeit zwischen Samstag und Sonntag. Gibt es einen Zusammenhang zum Mohrenhauser Opferstock-Aufbruch? Polizeisprecher Dominic Geißler will dies nicht bestätigen. Solange es keine konkreten Hinweise darauf gebe, würden die beiden Fälle getrennt behandelt.
Opferstock-Diebe im Unterallgäu: Polizei findet die Täter häufig
Dass die Polizei - wie bei der Serie im Unterallgäu 2020 - Tatverdächtige ermittelt, komme nicht selten vor, sagt Geißler. Ermittlungsansätze gebe es verschiedene. Details zum Vorgehen will er nicht verraten, denn dann wüssten schließlich auch die Diebe darüber Bescheid. Aber natürlich seien Zeugen - wie in Mohrenhausen - sowie eingehende Hinweise infolge der Berichterstattung in den Medien hilfreich. Auch die zunehmenden Videoaufzeichnungen im öffentlichen Raum könnten zu Tatverdächtigen führen.
Eingeordnet wird ein solches Delikt nach Angaben des Polizeisprechers übrigens als "besonders schwerer Fall des Diebstahls". Nicht wegen der Schadenshöhe, sondern weil zum Erlangen der Beute eine Diebstahlssicherung überwunden wird: das Schloss am Opferstock.
Trotz allen Bedauerns über den Aufbruch in Mohrenhausen: Pfarrer Thomas Brom versucht, auch etwas Erfreuliches darin zu erkennen, nämlich, dass die Einwohner auf ihre Kapelle - "ein Kleinod" - achten. "Die Leute haben noch ein Augenmerk darauf: Was passiert in meinem Ort?", lobt er. "Da muss man auch mal dankbar sein."
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