Heiligabend ohne die Asylbewerber?
Warum die Vermittlung der Flüchtlinge an Weihnachten schwierig ist
Es herrscht Ernüchterung beim Unterstützerkreis für die Asylbewerber in Illertissen. Eigentlich wollte die Gruppe rund um Edeltraud Kraus die Flüchtlinge aus Eritrea und Somalia zu Weihnachten in deutsche Familien vermitteln. Um den jungen Männern dort die Kultur ihrer neuen Heimat näherzubringen und sie aus dem Trott im Wohnheim zu reißen. Zumindest für einen Tag. Doch nun stehen diese Pläne auf der Kippe. Es haben sich kaum Freiwillige gemeldet, die zusammen mit einem der Asylbewerber den Heiligen Abend verbringen wollen. Für den Helferkreis ist das ein schwerer Schlag, nachdem man auf eine große Bereitschaft in der Bevölkerung gehofft hatte.
Das stellte die Gruppe in kleiner Runde am Dienstagabend enttäuscht fest. Im Jugendheim der Kirche Sankt Martin war man zusammengekommen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Elf der 22 Flüchtlinge in Illertissen sind Christen. Zumindest denen will man anbieten, an Weihnachten nicht unter sich zu feiern. Immerhin geht es an Heiligabend auch um Nächstenliebe und Gemeinschaft. Doch ist das Fest auch eine Familienfeier und daher oft eine geschlossene Veranstaltung. Auch aus diesem Grund meldeten sich nur wenige Interessierte, laut Unterstützerkreis. Acht Plätze für Asylbewerber kamen so zusammen.
Diese Summe relativiert sich sogar noch dadurch, dass mehrere Helfer zwei Flüchtlinge an Weihnachten aufnehmen werden. Die Freiwilligen lassen sich also an einer Hand abzählen. Einer von ihnen ist Udo Naber, der die Asylbewerber auch im Deutschunterricht betreut. Zwei der Flüchtlinge werden wohl Weihnachten bei ihm und seiner Frau Christa verbringen. „Wir kommen aus und es geht gut. Inzwischen können die Jungs auch einige Worte Deutsch.“ An Weihnachten könne man also auch mit den Männern aus Eritrea ein paar Sätze wechseln. Ganz auf die deutsche Sprache verlassen könne man sich aber noch nicht, räumt auch Naber ein. „Das ist ein langsamer Prozess. Aber die Asylbewerber wollen ja auch mit einem reden und finden immer Mittel und Wege.“
So müsse man keine Angst vor den Männern aus Afrika haben, beschwört auch Edeltraud Kraus. Mit sorgenvoller Miene hatte sie am Dienstagabend die Namen der Familien zusammengezählt, die an Weihnachten ihre Türen öffnen wollen. „Vielleicht wurde das auch falsch verstanden“, mutmaßt sie. „Es geht hier nicht darum, ein Weihnachten voller Bräuche und Glauben zu präsentieren. Jeder feiert anders und das ist gut so.“ Freiwillige müssten definitiv keinen Test ablegen, um die Flüchtlinge zu beherbergen, sagt Kraus. „Wir wollen einfach nur den jungen Männern unsere Kultur näherbringen. Das hat nichts mit der Kirche oder dem tief verwurzelten Glauben zu tun.“
Auch Alleinstehende und konfessionslose Familien seien somit nicht ausgeschlossen. Generell will Kraus nicht, dass Freiwillige sich Stress machen. „Es geht darum, dass man gemeinsam etwas macht und etwas Zeit verbringt. Wenn man miteinander redet und etwas isst, ist das schon gut genug.“ Es gehe um ein schönes Fest, mehr nicht, so Kraus.
Ganz möchte der Unterstützerkreis seine Hilfe an Weihnachten aber auf keinem Fall absagen. Alternativ will man den Flüchtlingen jeweils einen Geschenkkorb geben, mit Dingen, die sie gebrauchen können (siehe Infokasten). Stichtag für eine Entscheidung ist der kommende Dienstag, 16. Dezember. Dann wird sich zeigen, wie viele Illertisser jemanden aufnehmen wollen.
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