Vom NS-Täter zum Biedermann
Ulm "Ist es möglich, dass ein Teilnehmer an der Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942 nicht verstanden hat, dass es um die Ermordung von Millionen europäischer Juden ging?", fragte Gernot Römer, ehemaliger Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen, als er vor zehn Jahren über Dr. Gerhard Klopfer schrieb, jenen NS-Staatssekretär aus der Münchner Parteikanzlei, der nach dem Zweiten Weltkrieg unbehelligt in Ulm als gesellschaftlich zurückgezogener, fachlich anerkannter Rechtsanwalt lebte. Als Klopfer 1987 in Ulm starb, war er der letzte der 15 Teilnehmer der Wannsee-Konferenz, in der es um die "Endlösung der Judenfrage" ging.
Am kommenden Freitag erscheint - vom DZOK herausgegeben - ein Buch des 31-jährigen Ulmer Historikers Markus Heckmann, der sich am Beispiel Klopfers detailliert mit der Integration von NS-Tätern in die junge Bundesrepublik auseinandersetzt und zu dem Schluss kommt, dass diese Integration zwar einerseits von der Geschicklichkeit des Täters abhing, es andererseits aber das politische Nachkriegsdeutschland den Tätern sehr erleichterte, sich zu integrieren.
Dass dies oft nur äußerlich geschah, zeigt Heckmann am Beispiel Klopfers auf, der zeitlebens seinen ultrareaktionären Standpunkt beibehielt, sich in Ulm als Regimegegner ausgab und Versorgungsansprüche aus seiner Zeit als NS-Funktionär geltend machte. Der Preis für die Bürgerlichkeit war der des gesellschaftlichen Rückzugs, so Heckmann, der Zeitzeugen wie den ehemaligen Richter Klaus Beer befragte und aus dessen Erinnerungen an Dr. Gerhard Klopfer zitiert, "dass Klopfer die Hacken zusammenschlug, den Hut zog und sich tief verbeugte, wenn man ihn traf".
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