In Vöhringen heißt es: Ein Hoch auf die Operette!
Die zweite Veranstaltung des Kultur-Abonnements im Wolfgang-Eychmüller-Haus war der Operette gewidmet. Beschwingte Melodien rissen zu Beifallsstürmen hin.
Die Operette hat heute keinen leichten Stand. Die Flut von Musicals hat sie ein wenig ins Abseits gedrängt. Die Inhalte mit den oft süßen, romantischen Geschichtchen und mit melancholischer Idylle, selbstredend mit Happy End, sind nicht mehr so sehr gefragt. Dass aber die gängigen Melodien durchaus noch eine große Fangemeinde haben, hat sich in Vöhringen bei der zweiten Abo-Veranstaltung im nahezu ausverkauften Haus - zwölf Restkarten waren übrig - gezeigt.
Angekündigt war eine Operettengala, für die das Sorbische Nationalensemble engagiert worden war. Musiker und Solisten waren nicht zum ersten Mal in Vöhringen. Überschrieben war das Programm mit dem Titel "Du bist die Welt für mich". Auf die emotionale Arie aus "Land des Lächelns", die den Tenor Richard Tauber in den 30er-Jahren bekannt machte und heute mit großem Schmelz von Startenor Jonas Kaufmann gesungen wird, mussten die Zuhörer verzichten. Aber sie wurden reichlich mit einem bunten Strauß an Liedern und Arien aus bekannten Operetten entschädigt. Tomas Janczak, Tenor, im Frack eine elegante Erscheinung und stimmlich präsent mit angenehmem Timbre, eroberte die Zuhörer im Nu. Das galt auch für die Sopranisten Juliane Schenk, die für ihre Koloraturen und Spitzentöne bewundert wurde.
Verstärker hätte es nicht gebraucht bei der Operettengala in Vöhringen
Die Akustik im Kulturzentrum wird allgemein gelobt. So stellt sich die Frage: Warum nutzten die Solisten Verstärker? Dem Klang der Stimmen war das nicht zuträglich. Erst als in der Regie Willi Hofstetter die Tonstärke zurückgefahren hatte, erhielten die Stimmen Brillanz und füllten somit den Raum.
Aber es gab nicht nur etwas Schönes zum Hören, sondern auch etwas zum Sehen. Manche Auftritte der Sänger waren garniert mit Balletteinlagen. Wohl im Vorgriff auf den Jahreswechsel drehte ein Trio aus Schornsteinfegern seine Kreise auf der Vorbühne. "Accessoires", die dem Abend Farbe und Bewegung gaben. Das Publikum honorierte das Engagement mit spontanem Applaus.
Der Abend in Vöhringen endet mit dem Radetzky-Marsch
Es ist schade, dass Tournée-Theater keine Programmzettel offerieren. Das freilich ist für diese Produktionen fast unmöglich. Oft werden in letzter Minute Änderungen in der Besetzung erforderlich. Wie gut, wenn es dann eine Moderatorin wie Kristina Nevád gibt. Sie führte mit Eloquenz und Eleganz durch die Veranstaltung.
Dirigent Georgios Balatsinos am Pult war die Überraschung des Abends. Mit einem relativ kleinen Orchester schafft er große Musik. Die Tempi forciert, gab er der Musik den Glanz, den die Melodien einfordern. Balatsinos führte die Musiker mit Empathie durch das Werk, setzte Nuancen und schaffte damit ein wunderschönes Klangerlebnis. Mit skandierendem Beifall forderten die Zuhörer Zugaben ein, die sie auch bekamen. Und was stand am Ende - der Radetzky-Marsch, da wurde geklatscht und gejubelt, das Ausrufungszeichen für diesen Abend.
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